Warum du Wildtiere nicht füttern solltest
Natürlich wollen Tierfreunde nur Gutes tun, wenn sie bei Frost und Schnee zuhause oder im Wald Futter auslegen. Doch nur selten sind Wildtiere auf die Hilfe des Menschen angewiesen.
In den letzten Jahren sind die Winter in Mitteldeutschland milder geworden. Frei lebende Tiere fällt es deswegen inzwischen kaum schwer, selbst in der dunklen Jahreszeit Futter zu finden. Wenn Menschen dennoch Brot, Gemüse oder Körner auslegen, können sie leicht mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Rehe & Hirsche
Dem Biologen Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdschutzverband zufolge ist falsche Tierliebe vor allem für Rehe mitunter fatal. Gegenüber dem Nachrichtensender n-tv macht er deutlich, dass falsche Nahrung lebenswichtige Bakterien im Darm des Wilds abtötet. Wenn Rehe etwas anderes als die gewohnten Triebe und Knospen fressen, bekämen sie „Blähungen und Koliken, die tödlich enden können.“
Hirsche schwäche zudem schon das durch Spaziergänger verursachte Aufschrecken. Im Winter würden die Tiere nämlich ihre Herzfrequenz auf ein Drittel der sonst üblichen Schlagzahl reduzieren, um Energie zu sparen. Kämen sie wiederholt in eine vermeintliche Fluchtsituation, müssten sie jedes Mal den Kreislauf schnell hochfahren, so Reinwald. Das koste sie immer wieder viel Energie, die sie im Winter aufgrund der Nahrungsknappheit kaum wieder auffüllen können. Auf Dauer könnte das die Hirsche sogar töten.
Igel
Das gut gemeinte Schälchen warme Milch ist für Igel lebensgefährlich: Die Milch löst Durchfall aus, der ohnehin angeschlagenen Tieren die letzten Kraftreserven raubt. Hilfsbedürftig sind nach Angaben des Vereins „Pro Igel“ ausschließlich stachelige Säuger, die verletzt, krank oder trotz winterlicher Witterung auf der Suche nach Futter sind. Zudem sind offensichtlich verwaiste Igelsäuglinge auf Hilfe angewiesen.
Auf seiner Internetseite hat der Verein eine Checkliste veröffentlicht, die auflistet, was nach dem Fund eines Igels zu tun ist. Nach der Ersten Hilfe sollte sich immer ein Experte den Vierbeiner ansehen. Der kann dann durchaus die Empfehlung geben, das Tier mit „Katzen- oder Hundedosenfutter oder Hackfleisch (kurz anbraten, nie roh geben!) oder Rührei“ über den Winter zu bringen.
Eichhörnchen
Die possierlichen Baumbewohner wappnen sich bestens für die Kälte. Sie beginnen im Sommer, sich den Winterspeck anzufuttern, und im Herbst vergraben sie ihre Vorräte. Wer Eichhörnchen bei den Vorbereitungen für ihre Winterruhe unterstützen will, sollte deshalb schon im Herbst eine Futterstelle einrichten „- mit ungeschälten Nüssen, Kernen, Maiskörnern, aber auch Äpfeln, Birnen oder Möhren“, weiß der SWR.
Füchse und Wildschweine
Weder Füchsen noch Wildschweinen darf Nahrung gegeben werden. Nachdem sie in Deutschland fast ausgestorben waren, hat der Bestand der Tiere wieder deutlich zugenommen. Und sie haben begonnen, sich an die Nähe des Menschen zu gewöhnen und streifen durch Siedlungen. Einmal angelockt, kommen sie auf der Suche nach Fressen immer wieder, hinterlassen Sachschäden und werden womöglich überfahren.
Bei Wildschweinen führen Fütterungen zum Verlust der Distanz. Sind sie hungrig, gehen sie davon aus, dass sie bei Bedarf Essen von Menschen erhalten. „So kommt es immer wieder dazu, dass Waldspaziergänger als vermeintliche Futterlieferanten von Wildschweinen rüde angerempelt werden und dabei durchaus Verletzungen davon tragen können“, schreibt das Umweltblog feelgreen.de.
Wasser- und Singvögel
Was wir bereits allgemein zum Füttern von Wasservögeln geschrieben haben, gilt selbstverständlich auch für die Wintermonate im Speziellen: Brot und andere Essensreste enthalten Salz, das den Mägen der Enten, Gänse und Schwäne aufquillt und sie schlimmstenfalls verenden lässt. Außerdem ist das Nahrungsangebot an den Ufern ihrer Gewässer auch im Winter noch üppig.
Das Für und Wider der Winterfütterung von Vögeln haben wir ebenfalls bereits in einem früheren Artikel abgewogen. Beide Seiten haben gute Argumente. Aus Gründen des Artenschutzes ist das Aushängen oder Ausstreuen von Vogelnahrung aber nicht zwingend notwendig.
Möchtest Du die gefiederten Tiere dennoch füttern, solltest Du die Tipps des Naturschutzbunds zur Vogelfütterung beachten. Auf seiner Webseite erklärt der NABU unter anderem, welche Nahrung die verschiedenen Arten bevorzugen und wo der Futterspender am besten platziert ist.