Faktencheck Mikroplastik

Plastikmythen auf dem Prüfstand

28. Nov. 2024 von

Mikroplastik ist überall: in Gewässern, im Boden, in der Luft, in Kosmetika und in Lebensmitteln. Doch wie können wir Mikroplastik vermeiden? Enthält unser Trinkwasser auch Mikroplastik? Und zersetzt sich Biokunststoff wirklich im Kompost? Wir haben einige Behauptungen über Mikroplastik genauer unter die Lupe genommen: Fakt oder Irrglaube, hättest du es gewusst?

Durch UV-Licht und Wärme, mechanische Prozesse sowie Wind und Wellen zerfällt größerer Plastikmüll in immer kleinere Partikel, so genanntes Mikroplastik. Dabei handelt es sich um Kunststoffpartikel, die in der Regel kleiner als fünf Millimeter sind. Dieses sekundäre Mikroplastik gelangt irreversibel in die Umwelt und in unsere Nahrungskette und gefährdet Ökosysteme, Tiere und letztlich unsere Gesundheit. Aber auch primäres Mikroplastik - bewusst zugesetzte Kunststoffpartikel - ist in vielen Alltagsprodukten enthalten, ohne dass Verbraucher:innen das wissen. Es findet sich zum Beispiel in Cremes, Shampoos, Waschmitteln oder Kaugummis. In Kosmetika ist Mikroplastik zwar seit November 2023 verboten, allerdings mit sehr langen Übergangsfristen. Für dekorative Kosmetik beträgt sie zwölf Jahre ab Verbot.

Mythos Nr. 1: Wasser aus Glasflaschen enthält weniger Mikroplastik als Wasser aus Plastikflaschen

Wasser aus Glas-Mehrwegflaschen enthält durchschnittlich bis zu 146-mal mehr Mikroplastikpartikel als Wasser aus PET-Einwegflaschen, wie eine Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zeigt. Der Grund: Weil Mehrwegflaschen häufiger gereinigt werden, ist ihre Oberfläche rauer, so dass mehr Mikroplastikpartikel aus dem Reinigungsprozess daran haften bleiben. Mit Blick auf die Mikroplastik-Rückstände im enthaltenen Wasser sind Einwegflaschen aus Kunststoff also die bessere Wahl, nicht aber für die Umwelt (siehe Mythos Nr. 5).

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Mythos Nr. 2: Bioplastik verrottet im Kompost

Als „Biokunststoffe“ werden Kunststoffe bezeichnet, die biologisch abbaubar sind, aber auch Kunststoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, wenn sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Biokunststoffe sind aber nicht immer umwelt- und klimafreundlicher als herkömmliches Plastik, denn tatsächlich bauen sich solche Kunststoffe nur unter bestimmten Laborbedingungen oder in so genannten industriellen Kompostieranlagen bei hohen Temperaturen schnell und vollständig ab, nicht aber im heimischen Kompost. Werden Biokunststoffe unachtsam in der Natur entsorgt, dauert der Abbau in der Regel genauso lange wie bei herkömmlichen Kunststoffen.

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Mythos Nr. 3: Flüsse, Meere und Ozeane können vom Müll befreit werden

Drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik. Jedes Jahr kommen zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik hinzu. Einmal in die Umwelt gelangt, lassen sich große, kleine und winzig kleine Plastikteile jedoch nur mit sehr großem Aufwand und massiven Eingriffen in das empfindliche Ökosystem wieder entfernen. Hinzu kommt, dass der größte Teil des Plastiks nicht an der Oberfläche schwimmt. Das Wichtigste ist daher, Plastikverpackungen zu vermeiden und auf keinen Fall in die Natur zu werfen.

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Mythos Nr. 4: Leitungswasser enthält Mikroplastik

Untersuchungen von Trinkwasser zeigen, dass Leitungswasser aus Grund- und Oberflächenwasser nicht oder nur gering mit Mikroplastik belastet ist. Das Trinkwasser in Deutschland wird zum größten Teil aus Grundwasser aus bis zu 30 Metern Tiefe gewonnen. Die darüber liegenden riesigen natürlichen Bodenschichten wirken wie ein Filter auch für ungelöste Stoffe wie Mikroplastikpartikel, Bakterien oder Viren. Abgefülltes Trinkwasser weist dagegen tendenziell mehr Mikroplastik auf. Am häufigsten wurde Polyethylenterephthalat (PET) nachgewiesen, was auf den Abrieb von Verpackungsmaterialien zurückzuführen ist. Auch Kunststoffe, die bei der Trinkwasseraufbereitung oder beim Transport verwendet werden, tragen zur Belastung bei.

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Mythos Nr. 5: Alle Materialien sind besser als Kunststoff

Das hängt von der Möglichkeit des Recyclings ab. So ist Mehrweg umweltfreundlicher als Einweg, denn Einwegprodukte - egal ob aus Plastik oder Papier - sind immer eine Belastung für die Umwelt, auch wenn die Herstellung umweltschonend war und das Produkt recycelt werden kann. Einwegartikel landen meist nach kurzer Zeit im Müll. Bei Neuanschaffungen solltest du deswegen auf hochwertige und langlebige Materialien wie Edelstahl, Glas oder Porzellan achten.

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Mythos Nr. 6: Recyceltes Plastik ist wie neues Plastik

Wenn Joghurtbecher und Co. recycelt werden, entstehen aus einem Materialmix Mischkunststoffe, die qualitativ nicht an Neuware heranreichen und daher nicht wieder als Lebensmittelverpackung eingesetzt werden dürfen. Aus ihnen werden daher unter anderem Parkbänke, Masten, Verpackungen für Reinigungsmittel oder Müllbeutel hergestellt. Es gibt jedoch eine Ausnahme: recyceltes PET aus Getränkeflaschen.

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Mythos Nr. 7: Geschenkpapier ist Papiermüll

Ob Geburtstag, Jubiläum oder Weihnachten: Zu vielen Anlässen fallen Berge von Geschenkpapier an. Doch herkömmliches Geschenkpapier ist meistens mit Kunststofflacken oder -folien beschichtet und kann daher als Papier-Kunststoff-Verbund nicht recycelt werden. Dann bleibt nur die Restmülltonne als Entsorgungsstation. Wenn du der Umwelt etwas Gutes tun willst, solltest du auf die Recyclingfähigkeit des Papiers achten.

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Mythos Nr. 8: Es liegt an den Verbraucher:innen, Plastikmüll zu reduzieren

Jede Plastikverpackung weniger ist gut für die Umwelt, so viel steht fest. Als Verbraucher:in Plastikmüll zu reduzieren, reicht jedoch bei weitem nicht aus. Alle, die an der Wertschöpfungskette eines Produkts beteiligt sind, müssen ihren Beitrag leisten - vom Hersteller über den Handel bis hin zur Politik. Denn die Hauptursache für die Plastikkrise liegt nicht bei den Verbraucher:innen, sondern bei international agierenden Unternehmen.

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Mythos Nr. 9: Recycling löst das Problem der globalen Plastikverschmutzung

Recycling spielt zwar eine zentrale Rolle im Umgang mit dem Rohstoff Kunststoff. Wichtiger ist jedoch, dass die weltweite Kunststoffmenge durch Vermeidung überflüssiger Verpackungen und Kunststoffprodukte schnell und deutlich reduziert wird. Innovative Mehrweg- und Pfandsysteme sowie Ideen zu Kunststoffersatz und zur Vermeidung von Kunststoff müssen stärker gefördert werden. Zudem muss der illegale Export von nicht recycelbaren Kunststoffabfällen aus Deutschland nach Südostasien, in die Türkei und auch andere Länder dringend gestoppt werden.

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Mythos Nr. 10: Plastik- und Klimakrise sind unabhängig voneinander

Die Plastikproblematik hängt direkt mit der Klimakrise zusammen. Insbesondere bei der Herstellung von Kunststoffen werden enorme Mengen an CO2 freigesetzt, da fast alle neuen Kunststoffprodukte mit schmutziger Kohle hergestellt werden. Außerdem werden Rohstoffe zur Plastikproduktion aus Erdöl hergestellt und belasten damit unser Ökosystem. Ein kleinerer Teil der Emissionen entsteht bei der Verarbeitung und Entsorgung.

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Mikroplastik gezielt vermeiden mit CodeCheck

CodeCheck macht es dir mit dem Filter „Mikroplastik“ leicht, diesen Stoff in Alltagsprodukten zu vermeiden. Wenn du den Filter in der App aktivierst, werden dir in den Suchergebnissen nur noch Produkte ohne Mikroplastik angezeigt.

Quellen

Weiterführender Link

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