Gefahr für Mensch und Umwelt – und wie du dich schützen kannst
Obwohl die gefährlichen Auswirkungen von Pestiziden auf Umwelt und Gesundheit seit Jahren bekannt sind, werden in der Landwirtschaft weiterhin Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt. Dabei stellen landwirtschaftliche Betriebe weltweit eine möglichst hohe Ernte und die Gewinnmaximierung über ökologische und gesundheitliche Belange. Betroffen von der Giftbelastung sind vor allem Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Wie Pestizide wirken und wie du sie in deinem Leben reduzieren kannst, erfährst du hier.
Pestizide werden nach den Organismen, gegen die sie wirken, in verschiedene Gruppen eingeteilt. So wirken Insektizide gegen Insekten, Herbizide gegen Pflanzen und Fungizide gegen Pilze. Weniger bekannte Pestizide sind Akarizide gegen Milben, Molluskizide gegen Schnecken, Rodentizide gegen Nagetiere sowie Pflanzenschutzmittel, die in den Wachstumsprozess der Pflanze eingreifen (Wachstumsregler). Auch Biozide zählen zu den Pestiziden. Diese findest du in Haushaltsprodukten wie Desinfektionsmitteln und Mottengift, aber auch in Holzschutzmitteln und Mückensprays.
Warum sind Pestizide so gefährlich?
Seit den 1950er Jahren hat der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln die Landwirtschaft stark vorangetrieben. Die Folgen sind gravierend: Pestizide belasten Boden, Wasser und Luft, beschleunigen das Artensterben und stehen im Verdacht, Krankheiten wie Krebs und Fruchtbarkeitsstörungen auszulösen. Besonders problematisch sind Pestizidrückstände, die sich in Lebensmitteln nachweisen lassen und sich mit der Zeit negativ auf deine Gesundheit auswirken können.
Einfluss der Fleischproduktion
Ein wichtiger Treiber für den Pestizidverbrauch ist die weltweite Nachfrage nach Fleisch. Beim Anbau von Futtermitteln wie Soja, vor allem in Ländern wie Brasilien und Argentinien, werden große Mengen an Herbiziden wie Glyphosat eingesetzt. Dies hat wiederum zur Entwicklung resistenter Unkräutern geführt, was den Pestizideinsatz weiter erhöht.
Pestizide und ihre Folgen für die Umwelt
Pestizide gehören zu den gefährlichsten Umweltgiften. Sie bleiben selten nur dort, wo sie gespritzt werden. Wind und Regen verteilen sie auf benachbarte Felder, in Gewässer oder in tiefere Bodenschichten. Besonders langlebige Pestizide können weite Strecken zurücklegen, verseuchen das Grundwasser und machen selbst vor Schutzgebiete nicht halt. So entsteht ein unaufhaltsamer Kreislauf der Umweltverschmutzung.
Bedrohung der Artenvielfalt und Insektensterben
Pestizide gefährden nicht nur die Organismen, gegen die sie eingesetzt werden, sondern auch viele andere Lebewesen. Besonders betroffen sind Insekten, die für die Bestäubung von Pflanzen unentbehrlich sind. Pestizide, insbesondere Insektizide und Herbizide, sind eine der Hauptursachen für das globale Insektensterben. Da über 80 Prozent der Blütenpflanzen auf Insekten angewiesen sind, hat dies dramatische Folgen für unsere Ökosysteme.
Gesundheitsrisiken durch Pestizide
Pestizide können zahlreiche Gesundheitsprobleme verursachen. Akute Vergiftungen äußern sich durch Müdigkeit, Übelkeit und Kopfschmerzen, langfristig können Pestizide das Risiko für Krebs, hormonelle Störungen, Atemwegserkrankungen oder Allergien erhöhen. Fruchtbarkeitsprobleme. Besonders besorgniserregend sind hormonell wirksame Pestizide, die das menschliche und tierische Hormonsystem eingreifen und bereits in geringen Dosen Auswirkungen auf den Organismus haben können.
Grenzwerte und Mehrfachbelastungen
Obwohl die Europäische Union (EU) relativ strenge Grenzwerte für Pestizidrückstände festgelegt hat, gibt es keine gesetzlichen Obergrenzen für die Kombination mehrerer Pestizide in einem Produkt. Diese so genannten Pestizidcocktails sind schwer zu untersuchen, und die gesundheitlichen Folgen von Wechselwirkungen sind weitgehend unbekannt. In Nicht-EU-Ländern gelten in der Regel weit weniger strenge Vorgaben. Nicht selten sind die Rückstandshöchstgehalte zwei- bis dreimal so hoch wie in der EU. In weiten Teilen Asiens kommen auch hochgefährliche Pestizide zum Einsatz, die bei uns verboten sind, aber aus Europa dorthin exportiert werden.
Wie du dich schützen kannst
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du das Pestizidrisiko reduzieren kannst:
- Kaufe Bioprodukte: Sie sind seltener und weniger stark belastet, weil chemisch-synthetische Pestizide im ökologischen Landbau verboten sind.
- Kaufe regional und saisonal ein: Regionale Lebensmittel sind oft weniger belastet als solche aus Drittländern. Außerdem sind sie meist umweltfreundlicher, weil die Transportwege kürzer und der Energie- und Ressourcenaufwand beim Anbau geringer sind.
- Wasche Obst und Gemüse vor dem Essen: Gründliches Waschen unter fließendem Wasser kann Pestizidrückstände reduzieren.
Pestizide sind eine ernste Bedrohung für die Umwelt und unsere Gesundheit. Durch bewusste Kaufentscheidungen und sorgfältige Zubereitung kannst du deine Belastung mit diesen Schadstoffen minimieren.
Quellen
- Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH): Pestizide in Obst und Gemüse – das sollten Sie wissen!
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Pflanzenschutzmittel
- Heinrich-Böll-Stiftung: Pestizidatlas 2022
- Heinrich-Böll-Stiftung: Fleischatlas 2021
Weiterführende Links
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): Pestizide
- EWG: The Dirty Dozen
- EWG: The Clean Fifteen