Pestizide und Schimmelpilzgift nachgewiesen
Verbotene Pestizide in Bio-Rosinen, ein Schimmelpilzgift über dem Grenzwert und bis zu 26 Pestizidspuren in einem konventionellen Produkt – ein Drittel der Rosinen im „Öko-Test“ fällt durch. Doch es gibt Produkte, die zeigen, dass es auch anders geht.
- Mehrfache Pestizidrückstände: Unter den gefundenen Spritzmitteln sind sogar solche, die in der EU verboten sind. Kritisch sehen die Tester:innen von „Öko-Test“ auch eine erhöhte Keimzahl und Schimmelpilzgifte.
- Acht Produkte sind mit Bestnote empfehlenswert. Wiederum acht fallen auch durch. Die meisten Bio-Produkte im Test kommen ohne Pestizide oder höchstens mit Spuren davon aus.
- Die günstigsten mit „Sehr gut“ bewerteten Rosinen kosten nur 0,99 Euro pro 250 Gramm.
„Öko-Test“ hat 24 Rosinen-Produkte getestet, vorzugsweise Sultaninen. Neun davon waren Produkte mit Bio-Siegel. Der Begriff Rosinen ist eine Sammelbezeichnung für alle Arten getrockneter Weintrauben. Sultaninen werden in der Regel aus der kernlosen Sultana-Traube hergestellt.
Laut einer Befragung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erwarten Verbraucher:innen von Bio-Produkten, dass sie frei von Pestizidrückständen sind. Meist wird diese Erwartung auch erfüllt, denn chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im ökologischen Landbau nicht zugelassen. Folgerichtig fand „Öko-Test“ in seinem Rosinen-Test in fast allen Bio-Produkten keine oder allenfalls Spuren von Pestiziden. Bei den Dennree Sultaninen hingegen passen die Laborergebnisse so gar nicht zu dem, was Bio-Käufer:innen erwarten.
Bedenkliche Pestizide in einem Bio-Produkt
In den Dennree Sultaninen mit EU-Bio-Label hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor insgesamt neun Pestizide gefunden – davon sieben, die die Tester:innen als besonders bedenklich einstufen. Die meisten Stoffe wurden in Spuren gefunden. Zwei der bedenklichen Pestizide wies das Labor jedoch in Mengen nach, die darauf hindeuten, dass sie aktiv auf den Feldern eingesetzt wurden oder die Rosinen zumindest nicht nach den Regeln der Öko-Verordnung hergestellt wurden. Das gefundene Insektizid Cyhalothrin wird vom Pestizid Aktions-Netzwerk e. V. (PAN Germany) als besonders gefährlich eingestuft, da es sehr giftig für Bienen ist.
Besonders besorgniserregend findet „Öko-Test“ das bienengiftige Insektizid Chlorpyrifos, das die Tester:innen in stark erhöhten Menge gefunden haben. Dieser Stoff ist in den EU-Ländern seit 2020 nicht mehr als Spritzmittel zugelassen, weil er im Verdacht steht, das Erbgut und die Nerven von Kindern zu schädigen.
Und das bei einem Bioprodukt, bei dem eine solche Pestizidbelastung eigentlich kein Thema sein sollte. Mit den Testergebnissen konfrontiert, teilte ein Dennree-Sprecher mit, dass man vorsorglich eine Rücknahme im Handel veranlasst habe und mit den Behörden und der Öko-Kontrollstelle in Kontakt stehe. Wie es zu den Pestizidrückständen in dem Produkt kommen konnte, werde derzeit untersucht.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Nachweis von Schimmelpilzgift = Abwertung
Hinzu kommt, dass das Labor Ochratoxin A sicher über dem gesetzlichen Grenzwert nachgewiesen hat, weshalb die Dennree Sultaninen aus Sicht von „Öko-Test“ nicht hätten verkauft werden dürfen. Das Schimmelpilzgift, das sich im Tierversuch als krebserregend erwiesen hat und genotoxisch wirken kann, kann durch ungünstige Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen bei der Ernte, Verarbeitung oder Lagerung entstehen.
In den K-Bio Sultaninen war der Ochratoxin A-Gehalt laut Laborbefund im Vergleich zum gesetzlich festgelegten Grenzwert ebenfalls stark erhöht, weshalb „Öko-Test“ das Produkt mit „Ungenügend“ bewertet. Jeweils eine Abwertung gab es für den Nachweis von Schimmelpilzen bei den Morgenland Bio Sultaninen und für die Gesamtkeimzahl bei den Meienburg Sultaninen. Die gefundenen Mengen lagen über den Richtwerten der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM), was die Tester:innen als erhöhte Werte einstufen.
Pestizid-Cocktails = Wirkverstärker
Doch zurück zu den Pestiziden: In einem Großteil der konventionellen Produkte fand das Labor Rückstände von mehreren Substanzen gleichzeitig. Diese sind zwar in den gefundenen Konzentrationen nicht akut toxisch, aber über das Zusammenwirken mehrerer solcher Pestizide auch im Spurenbereich ist bisher wenig bekannt. Da „Öko-Test“ daher gesundheitliche Risiken nicht sicher ausschließen kann, werten die Prüfer:innen Produkte mit Mehrfachrückständen von Pestiziden und/oder Wirkverstärkern ab. Negativer Spitzenreiter im Test sind Globus Sultaninen mit 25 Pestiziden und einem Wirkverstärker in Spuren.
Besonders bedenkliche Stoffe in einigen Produkten
In sieben konventionell angebauten Produkten haben die Tester:innen Pestizide gefunden, die sie als besonders bedenklich für Menschen und Umwelt in den Herkunftsländern einstufen. Dabei handelt es sich um Mengen, bei denen sie davon ausgehen müssen, dass sie aktiv auf den Feldern eingesetzt werden. Das bienengiftige Insektizid Acetamiprid taucht im Test mehrfach auf. Auch Glyphosat wurde im Labor nachgewiesen. Ob das Unkrautvernichtungsmittel krebserregend ist, ist umstritten. Sicher ist hingegen, dass es den Lebensraum von Insekten und Vögeln zerstört und erheblich zum Verlust der Artenvielfalt beiträgt. In den Sultaninen von Globus und Meienburg fand das Labor Dimethomorph. Das Fungizid steht im Verdacht, die menschliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und ist deshalb seit Mai in den EU-Ländern nicht mehr als Spritzmittel zugelassen.
In den Tegut Sultaninen fand das Labor das in der EU nicht mehr zugelassene und laut PAN Germany hoch bienengiftige Fenamiphos - und zwar sicher über dem gesetzlichen Grenzwert. Auf Nachfrage konnte sich Tegut den Befund nicht erklären, da der Einsatz des Pestizids in der Anbauregion grundsätzlich nicht sinnvoll sei und der Stoff laut Lieferant noch nie nachgewiesen wurde. Das beauftragte Labor hat den Befund jedoch mehrfach bestätigt.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Betroffene Waren aus dem Verkauf genommen
Nicht nur Dennree hat als Reaktion auf die Testergebnisse angekündigt, die getesteten Rosinen vom Markt zu nehmen. Auch die Rewe Group reagierte: Zwar könne man die Ergebnisse aufgrund von Untersuchungen der verwendeten Rohware nicht nachvollziehen. Dennoch entsprächen die festgestellten Werte in keiner Weise ihren Vorgaben, so dass die betroffene Ware der Sorten Ja! Sultaninen und Puda Sultaninen aus dem Verkauf genommen wurde. Zudem werde bis auf Weiteres auf andere Bezugsquellen umgestellt.
Es geht auch ohne
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Fünf der getesteten Sultaninen sind völlig frei von Pestizidrückständen - das Labor konnte keine Spuren nachweisen. Darunter sind vier Bio-Produkte, aber auch ein konventionelles: die Ardilla Sultaninen von Norma, die im Test „sehr gut“ sind und sogar zu den günstigsten Rosinen gehören. Es geht also auch ohne Pestizide in der Rosinenproduktion!