Roggenvollkornbrot im „Öko-Test“

Nicht alle Vollkornbrote so gesund wie angenommen

22. Feb. 2025 von

Roggenvollkorn liefert mehr Ballaststoffe als alle anderen Getreidearten und versorgt dich mit Mineralstoffen, Spurenelementen wie Eisen und Zink sowie zahlreichen Vitaminen. Erfreulich also, dass auch abgepacktes Roggenvollkornbrot überzeugen kann. In einem aktuellen Test von „Öko-Test“ schnitt jedes zweite Produkt „gut“ oder „sehr gut“ ab. Vier Brote fielen allerdings wegen Mineralölbestandteilen völlig aus dem Rahmen.

  • Die Tester:innen nahmen 20 geschnittene und abgepackte Roggenvollkornbrote unter die Lupe, darunter neun Produkte mit Bio-Siegel.
  • Sechs Roggenvollkornbrote sind für die tägliche Ballaststoffzufuhr empfehlenswert. Alle „sehr gut“ bewerteten Brote sind bio.
  • Abgepacktes Roggenvollkornbrot lässt sich im Gegensatz zu frischem Brot aus der Bäckerei gut im Kühlschrank aufbewahren. Dort hält es sich auch nach dem Öffnen meist länger als die angegebenen Tage.

Verunreinigungen mit Mineralölen kommen in industriell hergestellten Lebensmitteln häufig vor. Nicht ganz so häufig stößt „Öko-Test“ auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), unter denen sich auch krebserregende Stoffe befinden können. In vier Roggenvollkornbroten im Test hat das von Öko-Test beauftragte Labor MOAH nachgewiesen. Drei Produkte überschreiten sogar den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt für MOAH: das Aerzener Roggenkraft Roggenvollkornbrot, das Pema Fränkisch Roggen Vollkorn und das Alnatura Roggen Vollkorn mit Bioland-Siegel. Letzteres bekommt dafür fünf Noten Abzug und wird mit „Ungenügend“ bewertet.

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Mit schädlichen Mineralölen verunreinigt

Viele der getesteten Roggenvollkornbrote enthalten laut Zutatenliste tatsächlich nicht mehr als Roggenvollkornschrot, Sauerteig, Wasser, Salz und Hefe. Bei der Analyse im Labor wurden jedoch auch Inhaltsstoffe gefunden, die nicht auf der Zutatenliste standen. Neben den genannten MOAH wies das Labor im Pema Fränkisch Roggen Vollkorn und im Alnatura Roggen Vollkorn auch Mineralölbestandteile aus der Gruppe der MOSH/MOSH-Analoga in Gehalten nach, die „Öko-Test“ als „erhöht“ einstuft. Die gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe MOSH reichern sich im menschlichen Fettgewebe und einigen Organen an und gehören inzwischen zu den größten Schadstoffen im Körper. Ihre Wirkung ist noch nicht ausreichend geklärt.

Wie kommen die Schadstoffe ins Brot?

In diesem Test konnte das beauftragte Labor bei einigen Produkten anhand des Nachweismusters Rückschlüsse auf konkrete Kontaminationsquellen ziehen. Beim Alnatura-Brot sowie beim Frankenkorn Bio Roggen Vollkornbrot deute das Muster auf ein „Mineralöl technischer Qualität“ hin, also zum Beispiel auf Schmieröl aus den Produktionsmaschinen, beim Pema Fränkisch Roggen Vollkornbrot eher auf eine mögliche Migration aus einer recycelten Papierverpackung. Nicht nachvollziehbar: Den Herstellern sind diese möglichen Eintragswege seit Langem bekannt. Hersteller Aerzener schreibt „Öko-Test“, man sei „erstaunt“ über die Ergebnisse, und versichert, eine Reihe von Maßnahmen zur Vermeidung solcher Kontaminationen durchzuführen.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Spritzmittel in allen konventionellen Broten

Keines der getesteten konventionellen Produkte ist pestizidfrei. Fast alle sind sogar mehrfach mit bis zu vier Spritzmitteln belastet. Häufig handelt es sich um die Wachstumsregulatoren Mepiquat und Chlormequat in Kombination mit einem Wirkungsverstärker. Diese Kombination scheint im konventionellen Roggenanbau Standard zu sein. Zwar hat das Labor die Spritzmittel nur in Gehalten nachgewiesen, die die gesetzlichen Grenzwerte zu weniger als der Hälfte ausschöpfen und die „Öko-Test“ deshalb nur als „Spuren“ einstuft. Doch die Tester:innen sehen die Mehrfachbelastung mit verschiedenen Pestiziden kritisch; zum einen, weil mögliche Wechselwirkungen aus Sicht der Zeitschrift noch nicht ausreichend erforscht sind, zum anderen, weil eine aktuelle Studie kürzlich Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Mehrfachrückständen von Pestiziden und Parkinson lieferte.

Bis auf zwei sind die meisten Bio-Brote erfreulicherweise pestizidfrei. Nur im Nur Natur Bio Roggenvollkornbrot von Aldi Süd und im Frankenkorn Bio Roggenvollkornbrot wies das Labor Chlormequat nach. Das Halmverkürzungsmittel ist im ökologischen Landbau nicht zugelassen. Zudem überschreitet der nachgewiesene Gehalt den Orientierungswert, nach dem der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e. V. Pestizidrückstände in Bio-Waren bewertet. Ein bewusster Einsatz von Chlormequat oder eine Vermischung mit konventioneller Ware kann hier nicht ausgeschlossen werden. Immerhin sechs Bio-Produkte waren ohne Beanstandung und schnitten als einzige Brote im Test „sehr gut“ ab.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Überflüssig: Zucker für die dunkle Farbe

Die meisten Hersteller im Test beschränken sich auf die Zutaten Roggenschrot und -vollkornmehl, Sauerteig, Wasser, Salz und Hefe oder fügen allenfalls noch Haferflocken oder Sonnenblumenkerne hinzu. Alle verzichten auch auf Konservierungsstoffe, die bei konventionell hergestellten Schnittbroten theoretisch erlaubt sind. Fünf konventionelle Anbieter tricksen allerdings und verwenden Gerstenmalzextrakt, Invertzucker, Zuckerrübenzucker oder Karamellsirup. Diese Zutaten enthalten viel Zucker und sorgen für eine dunklere Farbe. Dunkel wiederum assoziieren Verbraucher:innen mit „gesund“. Aus Sicht von „Öko-Test“ ist das überflüssige Kosmetik, denn mit Roggenvollkornanteilen zwischen 56 und 60 Prozent punkten die Brote mit gesunden Nährstoffen.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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