Drei problematische Schadstoffe in Speiseölen aus Raps
Rapsöl gilt als gesund und vielseitig und ist im Vergleich zu anderen Speiseölen eher günstig. „Öko-Test“ hat natives und raffiniertes Rapsöl getestet. Rund die Hälfte der Produkte kann überzeugen, sieben Öle fallen durch. Als Hauptprobleme identifizierten die Prüfer:innen Mineralölbestandteile, Transfette und Pestizide. In einem Bio-Öl fanden sie sogar ein Pflanzengift, das in Deutschland seit 52 Jahren verboten ist.
- Das günstigste raffinierte Rapsöl im Test kostet 1,39 Euro pro Liter und ist „sehr gut“, bei den kalt gepressten „Sehr guten“ in Bio-Qualität startet der Preis bei 3,30 Euro pro Liter.
- Raffiniertes Rapsöl enthält genauso viele wertvolle Fettsäuren wie kalt gepresstes. Mit der Raffination gehen jedoch sekundäre Pflanzenstoffe und rund 30 Prozent des Vitamin-E-Gehalts verloren.
- Nur bei vier Ölen stammt der Raps laut Anbieter allein aus Deutschland oder Österreich.
30 Produkte standen auf dem Prüfstand. Insgesamt 17 der Rapsöle kann „Öko-Test“ empfehlen, elf davon sogar mit der Note „Sehr gut“. Unter den „sehr guten“ Ölen finden sich raffinierte und kalt gepresste, günstige und teure, konventionelle und Bio-Öle. Erfreulich: Keins der Rapsöle war gepanscht oder verdorben, dennoch waren die Tester:innen von den Ergebnissen überrascht.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Pestizidrückstände: DDT ist verboten
Das Bio-Produkt Dennree Rapsöl kaltgepresst enthält Rückstände des Pestizids DDT, das in Deutschland seit 1972 im Anbau nicht mehr verwendet werden darf. Der Raps für das Öl stammt nach Angaben des Anbieters aus Rumänien, doch auch dort ist das Pestizid - wie fast überall auf der Welt - längst verboten. Es gilt als wahrscheinlich krebserregend, ist hochgiftig für viele Tierarten und gehört zu den Verbindungen, die in der Umwelt nur sehr schwer abbaubar sind.
Das Gegengutachten von Dennree hingegen zeigt, dass in der Rohware kein DDT nachweisbar war. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Rückstand sehr gering ist und im Rahmen der üblichen Messunsicherheit über oder unter der Nachweisgrenze liegen kann. Da der Fund so gering war, kann das Produkt so verkauft werden. Um sicherzugehen, hat Öko-Test das beauftragte Labor gebeten, die Untersuchung zu wiederholen. Diese bestätigte das Ergebnis. Dennree schreibt, bei dieser „geringen Konzentration“ könne es sich nur „um eine Altlast“ handeln - und genau das ist eines der Probleme von DDT: Es braucht sehr lange, um sich in der Umwelt abzubauen.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Doch es gibt Entwarnung: Das getestete Produkt stellt beim Verzehr keine akute Gesundheitsgefahr dar. „Öko-Test“ sieht aber die Hersteller in der Verantwortung, Produkte anzubieten, die frei von derart bedenklichen Pestizidrückständen sind - insbesondere bei Bio-Produkten, an die Verbraucher:innen zu Recht höhere Ansprüche stellen.
Rückstände anderer Pestizide wurden insgesamt in etwa der Hälfte der Produkte gefunden, jeweils auch im Spurenbereich. Aufgrund unbekannter Wechselwirkungen wertet „Öko-Test“ ab, wenn es sich um zwei oder mehr Rückstände handelt - zudem, wenn es sich um Pestizide handelt, die in der Europäischen Union (EU) im Anbau verboten sind und/oder wenn die Tester:innen sie als besonders bedenklich einstufen. Dazu gehört neben DDT auch Deltamethrin, das als vermutlich krebserregend, vermutlich fortpflanzungsgefährdend und als definitiv bienengiftig eingestuft wurde. Das Labor hat es in drei Produkten nachgewiesen.
Transfettsäuren: WHO warnt vor hoher Aufnahme
Rewe und der ebenfalls zur Rewe-Gruppe gehörende Discounter Penny haben in den getesteten Produkten Ja! Reines Rapsöl und Penny Reines Rapsöl ein Problem mit Transfettsäuren - und das, obwohl die beiden Öle von unterschiedlichen Herstellern stammen. Transfette sind ungesättigte Fettsäuren, vor denen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, weil eine hohe Aufnahme das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Die Tester:innen sind überrascht, weil sie Transfettsäuren in Lebensmitteln seit vielen Jahren nicht mehr in dieser Höhe nachgewiesen haben. Seit 2019 gibt es einen Grenzwert, den die beiden Produkte zwar einhalten - sie dürfen also so verkauft werden. Sie werden aber um zwei Noten abgewertet, weil sie diesen Grenzwert zu mehr als 50 Prozent ausschöpfen. Aus Sicht von Öko-Test haben Transfette in Lebensmitteln nichts zu suchen.
Deklarationsmangel „Deutscher“ Raps
Auf der Glasflasche des Produkts Rapsgold Reines Rapsöl steht vorne auf dem Etikett „Raps aus Deutschland“. Daneben ist eine kleine Deutschlandfahne aufgedruckt. Auf der Rückseite schreibt der Anbieter nochmals „zu 100 % aus deutschem Raps“. Soll diese Information den Käufer:innen ein besseres Gefühl geben, weil das Öl so vermutlich keine langen Transportwege hinter sich hat? Dumm nur, dass der Hersteller auf Nachfrage von „Öko-Test“, woher denn der Raps für die getestete Charge stamme, antwortet: „Dänemark, Litauen, Rumänien, Deutschland, Kroatien, Ungarn, Estland, Frankreich“. Das klingt nicht gerade nach hundertprozentig deutschem Raps. Die Prüfer:innen werten diese Angabe als Deklarationsmangel ab.
Mineralöl: Verunreinigungen wieder häufiger
Rund zwei Drittel der Produkte weisen Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen auf – ein bekanntes Problem. Bei zehn Rapsölen sind die gemessenen Werte jedoch so hoch, dass „Öko-Test“ sie abwertet. Besonders kritisch sind die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Zu dieser großen Stoffgruppe gehören auch krebserregende Substanzen. Das beauftragte Labor wies MOAH in den Produkten Tegut Bio Rapsöl kaltgepresst nativ, Penny Rapsöl rein und Biovit Bio Rapskernöl kaltgepresst nativ nach. Das hat die Tester:innen überrascht, weil im letzten Rapsöl-Test von „Öko-Test“ in keinem einzigen der Produkte MOAH nachweisbar waren. Übrigens stammen zwei der drei Produkte vom selben Hersteller: P. Brändle Ölmühle.
In sieben weiteren Produkten kritisieren die Prüfer:innen Gehalte an den gesättigten Kohlenwasserstoffen MOSH/MOSH-Analoga, die aus ihrer Sicht „erhöht“ oder „stark erhöht“ sind. MOSH reichern sich im Körper an und gelten dort als größte Verunreinigung. Doch wie gelangen Mineralölbestandteile ins Rapsöl? Überall dort, wo der Raps oder später das Öl mit Schmierölen in Berührung kommt, kann es zu diesen Verunreinigungen kommen, zum Beispiel schon bei der Ernte oder später bei der Pressung. Auch hier sieht „Öko-Test“ die Hersteller in der Verantwortung, diese Eintragswege zu erkennen und auszuschließen. Das gelingt einigen offenbar recht gut: In acht Ölen waren nicht einmal Spuren von Mineralölbestandteilen nachweisbar.
Zwei weitere Abwertungen zum Schluss
Bei dem eigentlich kaltgepressten Alnatura Rapsöl nativ wurden im Labor Hinweise auf eine Erhitzung festgestellt. Weil sich Verbraucher:innen auf Auslobungen wie „kalt gepresst“ oder „nativ“ verlassen können sollten, gibt es auch hier eine Abwertung.
Geschmacklich erfüllten die meisten Rapsöle die Erwartungen der Tester:innen: So schmecken die raffinierten Öle neutral und die kaltgepressten intensiv saatig und leicht nussig. Kleinere Abweichungen gibt es dennoch: Einige der kaltgepressten schmecken nur leicht bis deutlich saatig. Dafür gibt es Notenabzug.