Zarte Haferflocken im „Öko-Test“

Große Qualitätsunterschiede zwischen Bio und konventionell

01. Okt. 2024 von

Haferflocken sind ein gesunder und preiswerter Sattmacher. Sie sind reich an Ballaststoffen und liefern viele lebenswichtige Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium oder Zink. Umso erfreulicher ist es, dass zwei Drittel der zarten Flocken im Test von „Öko-Test“ mit „Sehr gut“ abgeschnitten haben. Weniger erfreulich ist, dass in einigen konventionellen Produkten Spuren von Schimmelpilzgiften und Pestizidrückstände gefunden wurden.

  • „Öko-Test“ hat 35 verschiedene Haferflocken – als zart, blütenzart, extra zart, fein, zart oder kleinblättrig ausgelobt – getestet, darunter viele Bioprodukte.
  • Fast alle Bio-Haferflocken im Test schneiden „sehr gut“ ab.
  • Die günstigsten kosten nur 85 Cent pro 500 Gramm. Die Reformhaus-Flocken mit dem verheißungsvollen Namen „Haferwunder“ sind am teuersten - und fallen durch.

Fast sechs Euro musst du für die Reformhaus Haferwunder Feine Haferflocken pro 500 Gramm auf den Tisch legen. Das ist ein stolzer Preis für ein Pfund (Bio-)Haferflocken. Aber Haferflocken müssen nicht teuer sein: Das zweitteuerste Produkt im Test kostet nicht einmal die Hälfte, und „sehr gute“ Bio-Haferflocken ab 85 Cent sind keine Seltenheit. „Öko-Test“ stellt fest: Wer so tief in die Tasche der Verbraucher:innen greift, sollte auch einwandfreie Qualität liefern.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Mangelhaft“

Davon kann bei den „mangelhaften“ Haferflocken der Reformhaus-Eigenmarke jedoch keine Rede sein. Sie sind laut Laborbericht eines von zwei getesteten Produkten mit der höchsten Belastung an Schimmelpilzgiften. Doch zunächst die gute Nachricht für Haferflocken-Fans: Von 35 Produkten, die „Öko-Test“ ins Labor schickte, schnitten 21 mit „sehr gut“ ab, darunter vor allem Haferflocken mit Bio-Siegel. In der Tabelle der konventionellen Produkte finden sich dagegen nur zwei Produkte mit der Bestnote, die Mehrzahl tummelt sich mit „Befriedigend“ oder „Ausreichend“ im Mittelfeld, zwei weitere Produkte erhalten nur ein „Mangelhaft“.

Gesundheitlich bedenkliche Schimmelpilzgifte

Hauptkritikpunkt ist die Belastung vieler Haferflocken mit den Schimmelpilzgiften T-2 und HT-2. Diese Toxine, die vor allem von Fusarien – das sind Schadpilze zumeist in Getreide und Mais - gebildet werden, wirken unter anderem zelltoxisch, greifen den Verdauungstrakt an und schwächen das Immunsystem. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat daher eine maximale tägliche Aufnahmemenge, den TDI (Tolerable Daily Intake = tolerierbare tägliche Aufnahmemenge), empfohlen, bis zu der die Aufnahme von T-2/HT-2 über einen längeren Zeitraum noch als gesundheitlich unbedenklich angesehen wird.

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TDI im nicht tolerablen Bereich

An diesem TDI orientiert sich auch „Öko-Test“, denn der derzeit gültige Grenzwert, den alle Produkte einhalten, lässt höhere Gehalte zu, was aus Sicht der Tester:innen von den toxikologischen Erkenntnissen abgekoppelt ist. Bei sechs der getesteten Produkte würde ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener mit einer Portion von 40 Gramm Haferflocken bereits die Hälfte der noch als unbedenklich geltenden Tagesdosis ausschöpfen. Solche Gehalte stuft „Öko-Test“ bereits als „erhöht“ ein, da ein halb so schweres Kind mit einer gleich großen Portion Haferflocken die noch vertretbare Höchstmenge an T-2/HT-2 bereits überschritten hätte. Zwei Haferflockenprodukte im Test gehen sogar über den TDI hinaus und sind mit „stark erhöhten“ Gehalten an Schimmelpilzgiften belastet: die „mangelhaften“ Globus Haferflocken Zart und das bereits genannte Bio-Produkt Haferwunder Feine Haferflocken aus dem Reformhaus.

Fusariengifte als Problem

Auffällig ist, dass fast ausschließlich Haferflocken aus konventionellem Anbau ein erhöhtes Problem mit Schimmelpilzgiften aufweisen. Von den 21 getesteten Bioprodukten ist dagegen nur eines betroffen. Der Grund: Fusariengifte bilden sich je nach Witterung bereits auf dem Feld. Bio-Landwirt:innen dürfen sie im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft nicht mit Fungiziden bekämpfen. Eine mögliche Erklärung könnte die im Ökolandbau übliche Fruchtfolge sein, denn nach Angaben der Saaten-Union GmbH, einem Zusammenschluss mitteldeutscher Pflanzenzüchter, verringern bestimmte Fruchtfolgen das Fusarienrisiko. „Öko-Test“ sieht keinen Zusammenhang zwischen Anbauregion und T-2/HT-2-Gehalt. Belastete Produkte stammen sowohl aus Deutschland als auch aus anderen europäischen Ländern wie Finnland oder Dänemark.

Diese Produkte erhielten von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Mehrfachrückstände von Spritzmitteln

Weiterer Minuspunkt: In jedem zweiten konventionellen Produkt im Test wies das Labor Mehrfachrückstände von Spritzmitteln nach. Zwar nur in Gehalten, die weniger als die Hälfte des jeweils gültigen Grenzwertes ausschöpfen und die „Öko-Test“ deshalb als „Spuren“ einstuft. Dennoch sehen die Tester:innen Mehrfachbelastungen kritisch, denn mögliche Wechselwirkungen der Pestizide untereinander sind aus ihrer Sicht noch nicht ausreichend erforscht. Bei Belastungen mit zwei und mehr Pestiziden zieht „Öko-Test“ deshalb eine Note ab.

Glyphosat besonders bedenklich

Unter den nachgewiesenen Pestiziden taucht immer wieder Glyphosat auf, das im Haferanbau wieder auf dem Vormarsch zu sein scheint. „Öko-Test“ zählt Glyphosat zu den besonders bedenklichen Spritzmitteln, da der Unkrautvernichter erheblich zum Verlust der Artenvielfalt beiträgt. Auch der Verdacht einer krebserregenden Wirkung ist noch nicht ausgeräumt. Die höchste Mehrfachbelastung mit vier Pestiziden - darunter Glyphosat - fand das Labor übrigens in den Schapfenmühle Haferflocken Zart, mit der Note „Mangelhaft“ eines der drei schlechtesten Produkte im Test. Völlig frei von Spritzmitteln waren immerhin zwei konventionelle Produkte und alle Bio-Haferflocken im Test.

Laut Gesetz ohne Zusatzstoffe

Auf der Verpackung der Bauckhof Haferflocken Kleinblatt steht „Ohne Zusatzstoffe“. „Öko-Test“ merkt dazu an, dass dies eine Selbstverständlichkeit sei, mit der nicht geworben werden sollte. Denn Haferflocken bestehen laut Gesetz aus nichts anderem als aus Haferflocken.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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