Unsichtbare Gefahr für Mensch und Umwelt
Fast täglich kommen wir unwissentlich mit Produkten in Berührung, die giftige Stoffe enthalten. Diese Substanzen können deiner Gesundheit ernsthaft schaden und unter anderem Krebs, Entwicklungsstörungen und Geburtsfehler verursachen. Auch für die Umwelt stellen sie eine enorme Belastung dar, da sie oft schwer abbaubar sind und sich in der Nahrungskette anreichern können. Beim Schutz von Mensch und Umwelt vor diesen gefährlichen Inhaltsstoffen greift die derzeitige Chemikalienregulierung in der Europäischen Union (EU) zu kurz. Das kritisiert nicht nur CodeCheck seit langem, sondern auch der Europäische Verbraucherverband BEUC.
Die Mitglieder des Europäischen Verbraucherverbands (The European Consumer Organisation BEUC), einem Interessensverband von derzeit 45 unabhängigen nationalen Verbraucherorganisationen aus 31 europäischen Ländern, führen regelmäßig verschiedene Produkttests auf giftige Chemikalien durch. Der BEUC hat nun Ergebnisse der Jahre 2017 bis 2023 analysiert und ausgewertet. Dabei haben sich drei Bereiche als besonders problematisch herausgestellt: die Verwendung von PFAS („Ewigkeitschemikalien“) in Alltagsprodukten, potenziell schädliche Chemikalien in Produkten für Kinder und gefährliche Produkte im Onlinehandel.
PFAS, Schwermetalle und hormonell wirksame Stoffe in vielen Produkten
PFAS sind in vielen Alltagsprodukten enthalten, die wasser-, fett- und schmutzabweisende Eigenschaften aufweisen müssen. Einige PFAS sind in der EU bereits verboten, da sie mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden, zum Beispiel Störungen des Immunsystems, Fortpflanzungs- und Entwicklungsproblemen sowie einem erhöhten Krebsrisiko. Wie Analysen der Umweltprobenbank des Bundes und unsere Auswertungen zeigen, werden PFAS nur noch wenig verwendet, importierte Waren können aber noch PFAS enthalten. Zudem dürfen sie in der EU als unbeabsichtigte und unvermeidbare Verunreinigung bis zu 0,025 Mikrogramm pro Gramm in einem Produkt enthalten sein.
Bei den von den BEUC-Mitgliedern durchgeführten Tests wurden diese Stoffe unter anderem in herkömmlichen Konsumgütern wie Waffeleisen, Zahnseide oder Gesichtscreme, aber auch in Lebensmittelverpackungen gefunden. Selbst Produkte für Kinder wie Spielzeug, Gummistiefel, Kinderwagen und Sonnenschutzmittel waren belastet. So hat die spanische Verbraucherschutzorganisation OCU in acht von 29 gängigen Sonnenschutzmitteln für Kinder die potenziellen endokrinen Disruptoren Octocrylen und Homosalat nachgewiesen.
Schwermetalle, hormonell wirksame Substanzen oder persistente, also schwer abbaubare Chemikalien fanden die BEUC-Mitglieder auch in online gekauften Produkten wie billigem Schmuck oder Kosmetika für Kinder und Erwachsene. Diese Stoffe sind in der EU entweder verboten oder unterliegen Beschränkungen. Bei importierter Ware oder Produkten aus dem Onlinehandel ist es daher besonders wichtig, die Inhaltsstoffe und Herstellungsbedingungen genau unter die Lupe zu nehmen.
Verbraucher:innen verdienen sichere Produkte
In den letzten zwölf Jahren ist die Zahl der veröffentlichten Produktwarnungen enorm gestiegen, wie Auswertungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zeigen. Dies ist aber auch auf verbesserte Analyse- und Testmethoden zurückzuführen. Dennoch sind umfassendere Maßnahmen zum Schutz von Konsument:innen nötig. Die EU sollte alle schädlichen Stoffe - auch PFAS - in Konsumgütern verbieten, die Märkte (auch online) stärker überwachen und Produkte häufiger testen. Außerdem sollten Hersteller verpflichtet werden, alle enthaltenen Chemikalien - einschließlich möglicher Verunreinigungen - zu deklarieren. Nur so können Verbraucher:innen darauf vertrauen, ein sicheres Produkt zu kaufen. Denn es gibt sie bereits, die Produkte, die als gesundheits- und umweltfreundlichere Alternative ganz ohne schädliche Chemikalien auskommen.
Sonnencreme ohne bedenkliche Octocrylene
Mit CodeCheck bedenkliche Stoffe vermeiden
Ob ein Produkt giftige Chemikalien wie PFAS enthält, kannst du in der Regel nicht erkennen, da die Verwendung in den meisten Produktkategorien nicht kennzeichnungspflichtig ist. Naturkosmetik enthält jedoch normalerweise keine schädlichen Inhaltsstoffe. Bei Labels wie Ecocert oder Natrue kannst du dich darauf verlassen, dass keine giftigen Stoffe enthalten sind.
Die CodeCheck-App hilft dir, Schadstoffe in Produkten zuverlässig zu identifizieren. Sie werden beim Scannen eines Produktes rot angezeigt. Leider aber können wir nicht auf unbeabsichtigte Verunreinigungen hinweisen, da die Qualität der Produkte von Hersteller zu Hersteller variiert. Wir weisen aber regelmäßig in Blogbeiträgen und Instagram-Posts auf mögliche Probleme und Verunreinigungen hin. Folge uns und verpasse keine Neuigkeiten!
Weiterführende Links
- PFAS-TOX Database
- Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Kantonales Laboratorium, Dr. Mario Giamboni: Produktkontrollen gemäss Chemikalienrecht 2023
- CodeCheck: PFAS – Kommt das Verbot der giftigen Inhaltsstoffe?
- CodeCheck: EU verbietet krebserregendes Benzophenon
Quellen
- The European Consumer Organisation (BEUC): Ubiquitous but preventable: Harmful chemicals in everyday consumer products
- MDR.de: Alltagsprodukte geben giftige Chemikalien ab
- Testberichte.de: Statistik des Monats – Anzahl der Produktwarnungen steigt