Nur ein Produkt mit guten Inhaltsstoffen und fairen Bedingungen
„Öko-Test“ hat 21 verschiedene Kaffeepads mit Crema-Auslobung auf Geschmack, Schadstoffe und Bedingungen beim Kaffeeanbau getestet. Nur ein Produkt kann mit „Gut“ überzeugen. 14 Sorten rasseln komplett durch, sechs weitere Marken bewegen sich im „ausreichenden“ Mittelfeld. Die Hauptgründe dafür sind unter anderem gesundheitsschädliche Stoffe aus der Röstung und undurchsichtige Lieferketten des Kaffees.
- Mit Abstand Testsieger sind die Lidl-Kaffeepads mit Fair-Trade-Siegel.
- Problematisch sind verschiedene Schadstoffe wie Acrylamid, die beim Rösten des Kaffees entstehen.
- Einige Kaffeepads im Test kannst du laut Verpackung in der Biotonne entsorgen. Erkundige dich sicherheitshalber beim örtlichen Entsorger nach, ob er Kaffeepads annimmt.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Gut“
Wie schmeckt der Kaffee?
Die gute Nachricht zuerst: Fast die Hälfte der Produkte schmeckte den Tester:innen „sehr gut“. Deutliche Notenabzüge bei der Verkostung mussten allerdings die Pad-Kaffees von Netto, Rossmann und Melitta hinnehmen. Senseo bildet mit „Mangelhaft“ das Schlusslicht im sensorischen Test.
Schadstoffe: Das Problem mit der Röstung
Viele Produkte erhielten Notenabzüge wegen gesundheitsschädlicher Verbindungen, die beim Rösten des Kaffees entstehen. Ein bekanntes Problem ist der Stoff Acrylamid. Knapp drei Viertel der Pads schöpfen den EU-Richtwert für Röstkaffee zu mehr als der Hälfte aus, so der Laborbericht. Die Cafèt Kaffee Pads, Caffè Crema von Netto und die Laudatio Kaffee Pads Caffè Crema von Rossmann überschreiten den Richtwert sogar. Acrylamid hat sich in Tierversuchen als krebserregend erwiesen und gilt als erbgutschädigend. Die Öko-Tester:innen waren enttäuscht, dass das Labor lediglich in vier Produkten einen nur geringen Acrylamid-Gehalt nachgewiesen hat, den sie als „Spur“ einstufen und nicht abwerten.
Noch häufiger ist die Belastung mit Furan und Methylfuranen, die temperaturabhängig auch beim Rösten entstehen können. Im fertigen Kaffeeaufguss ausnahmslos aller Pads hat das Labor Gehalte der Furangruppe gemessen, die aus Sicht der Prüfer:innen „erhöht“ sind. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) können sie langfristig die Leber schädigen. Hohe Dosen von Furan waren im Tierversuch sogar krebserregend. Geht man von einer Tagesmenge von vier kleinen Tassen Kaffee aus, liegen ausnahmslos alle Produkte zu nahe an der Furan-Schwelle, ab der im Tierversuch erste Schäden auftraten. Das quittiert „Öko-Test“ mit einer Note Abzug.
Zum Teil bedenkliche Pestizidrückstände
Mit den höheren Temperaturen in den Anbaugebieten des Kaffeegürtels steigt auch die Gefahr von Schädlingen. Im Test waren in mehr als drei Vierteln der Kaffeepulver Pestizidrückstände nachweisbar, vor allem das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Im Caffeciao Caffè Crema von Norma fand das Labor zudem das bienengiftige Insektizid Acetamiprid und das fortpflanzungsgefährdende Fungizid Cyproconazol. Letzteres ist in der Europäischen Union (EU) nicht mehr für den Anbau zugelassen. Obwohl alle gemessenen Gehalte nur im Spurenbereich liegen, stuft „Öko-Test“ diese drei Spritzmittel als „besonders bedenklich“ ein und zieht Punkte ab. Aufgrund unbekannter Wechselwirkungen werten die Tester:innen zusätzlich ab, wenn es sich um zwei oder mehr Rückstände handelt.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Glyphosat in zwei Bio-Kaffees
Ärgerlich fanden die Tester:innen, dass das Labor auch in den Bio-Kaffees von Alnatura und dm Drogeriemarkt Glyphosat nachgewiesen hat, denn im Bio-Anbau ist Glyphosat verboten. Sie werten den Fund zwar ab, aber genauso wie in einem Nicht-Bio-Produkt. Denn die gemessenen Glyphosat-Gehalte sind so niedrig, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie aus Verwehungen von konventionellen Feldern resultieren.
„Öko-Test“: „Das Totalherbizid zerstört den Lebensraum von Insekten und Vögeln, trägt zum Verlust unserer Biodiversität bei und über eine mögliche Kanzerogenität wird noch immer gestritten.“
Ungewöhnlich ist der Nachweis von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) in den Jeden Tag Kaffee-Pads Crema. Die Mineralölbestandteile, unter denen sich auch krebserregende Stoffe befinden können, sind eigentlich leicht vermeidbar, wie die anderen Produkte im Test zeigen.
Intransparente Lieferketten enttäuschen
Die Kaffeebohnen der getesteten Pads stammen überwiegend aus Brasilien, Vietnam, Peru und Honduras. „Öko-Test“ wollte von den Anbietern wissen, wie sie die Einhaltung wichtiger Menschenrechte bei den getesteten Produkten sicherstellen. In diesem Punkt aber war der Test eine Enttäuschung. Von 21 Anbietern konnten oder wollten nur vier ihre komplette Lieferkette bis zum Feld offenlegen: Lidl, dm Drogeriemarkt, Alnatura und Gepa. Rund ein Viertel der Anbieter ermöglichte den Tester:innen dagegen wenig oder überhaupt keinen Einblick in ihre Lieferkette. Lavazza und Melitta wollten uns noch nicht einmal sagen, woher ihr Kaffee kommt. Umso erfreulicher ist, dass fast drei Viertel der Anbieter im Test nachweisen konnten, dass für den Anbau ihres Kaffees in den letzten sieben Jahren keine natürlichen Waldflächen gerodet wurden.
Geringe Einkommen reichen kaum zur Existenzsicherung
Große Schwachstellen in den Lieferketten von Kaffee sind nach wie vor die viel zu niedrigen Einkommen und Löhne. Rund 80 Prozent des weltweiten Kaffeeanbaus findet in kleinbäuerlichen Betrieben statt. Nach Angaben des Bonner Südwind-Instituts, das sich für eine gerechte Weltwirtschaft einsetzt, verfügt ein Großteil der Menschen, die vom Kaffeeanbau leben, noch immer nicht über existenzsichernde Einkommen und Löhne. Das heißt, ihr Einkommen reicht kaum zum Leben, geschweige denn für andere notwendige Ausgaben wie Bildung oder medizinische Versorgung reichen.
Produktlabels wie Fairtrade oder Rainforest Alliance, mit denen mehr als die Hälfte der Kaffeepads im Test zertifiziert sind, beinhalten in ihren Standards immerhin Ansätze, die Einkommenssituation der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu verbessern. Fairtrade zahlt einen garantierten Mindestpreis plus eine Prämie in festgelegter Höhe und federt damit die Farmer:innen gegen den stark schwankenden Weltmarktpreis für Kaffee ab. Bei der Rainforest Alliance wird eine obligatorische Prämie jährlich zwischen Kooperative und Erstkäufer:innen neu ausgehandelt. Beide Systeme sind mehr als nichts. „Keines reicht jedoch nur annähernd, um für wirklich existenzsichernde Einkommen zu sorgen“, sagt Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut.
Gepa: Freiwillig höhere Preise
Nur der Gepa Orgánico Caffè Crema geht noch einen Schritt weiter. Die Gepa weist gegenüber „Öko-Test“ für eines ihrer Lieferländer nach, dass sie dort bereits freiwillig Preise oberhalb des Existenzminimums zahlt. Im Teilergebnis CSR schneidet der Gepa-Kaffee mit „Sehr gut“ ab – ebenso wie die Bio-Pads von Lidl, Alnatura und dm Drogeriemarkt. Schade nur, dass der Fairtrade-Spezialist bei den Inhaltsstoffen nicht glänzen kann. Außerdem wirbt er groß auf der Verpackung mit einem Porträt des peruanischen Lieferanten NorAndino. Es stellt sich jedoch heraus, dass die getesteten Pads gar keinen Kaffee aus Peru enthalten. Das „ausreichende“ Testergebnis bei den Inhaltsstoffen drückt auch die Gesamtnote auf „Ausreichend“.