Mineralwässer im „Öko-Test“

Schadstoffspuren in Sprudelwässern

01. Juni 2024 von

Abbauprodukte von Pestiziden sowie Bor, Uran und Nickel in Mineralwasser? Diese Schadstoffe haben Labore im Auftrag von „Öko-Test“ in Classic-Mineralwässern nachgewiesen. 54 verschiedene Marken standen auf dem Prüfstand. Die gute Nachricht: Die meisten Sprudelwässer konnten im Test überzeugen. Insgesamt 26 Produkte sind mit Bestnote empfehlenswert, 14 Produkte fielen bei den Tester:innen aber durch.

  • Wenn du zu Mineralwasser aus deiner Region greifst, tust du auch der Umwelt etwas Gutes: 13 Wassermarken im Test werden überwiegend in einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern um die Quelle verkauft.
  • Für Babys und Menschen mit Bluthochdruck oder Nierenproblemen ist natriumarmes Wasser am besten geeignet. Veganer:innen profitieren von calciumhaltigem Wasser, Sportler:innen von magnesiumhaltigem.
  • Eine günstige und überall erhältliche Alternative zu Mineralwasser ist deutsches Leitungswasser. Es wird streng kontrolliert und kommt zudem ohne Verpackung aus.

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„Natürliches Mineralwasser“ und „ursprüngliche Reinheit“

Wenn Regenwasser im Boden versickert, wird es auf seinem Weg durch die Gesteinsschichten bis in die unterirdischen Wasserspeicher auf natürliche Weise gefiltert. Dabei reichert es sich je nach Bodenbeschaffenheit im Quellgebiet mit mehr oder weniger vielen Mineralien und Spurenelementen an. Wasser, das wieder aus der Erde gefördert wird, darf sich „natürliches Mineralwasser“ nennen, wenn es aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen stammt. Es gilt dann als „ursprünglich rein“.

Allerdings können auf natürlichem Weg auch unerwünschte Substanzen ins Wasser geraten, deren Menge in Deutschland in der Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser. Einige Stoffe wie Bor, Nickel und Uran sind zwar natürlichen Ursprungs, können aber in bestimmten Mengen schädlich wirken. Andere, wie Pestizide, hat der Mensch in den Boden eingebracht, durch den das Wasser versickert. Ihre Abbauprodukte können so in unsere Wasserflaschen gelangen. Auch Süßstoffe, die unter anderem über menschliche Ausscheidungen ins Abwasser und damit in den Wasserkreislauf gelangen, finden sich im Mineralwasser wieder. Mit „ursprünglicher Reinheit“ ist das aus Sicht von „Öko-Test“ nicht gut zu vereinbaren.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Entwarnung bei Nitrat

Entwarnung gibt „Öko-Test“ immerhin beim Nitrat. Obwohl der Nitrateintrag in die Böden, unter anderem durch Düngung in der Landwirtschaft, in Deutschland nach wie vor hoch ist, fand das Labor in 27 getesteten Mineralwässern nur Spuren davon. Keine der untersuchten Proben schöpfte die Grenzwerte der Mineralwasserverordnung auch nur zu 50 Prozent aus. Selbst die Hälfte der strengeren Anforderungswerte des SGS Institut Fresenius für Bio-Wasser wird von den entsprechend ausgezeichneten Produkten nicht überschritten.

Natürliche Verunreinigungen mit Bor

In den Mineralwässern der Basinus Bonaris Quelle Aktiv und der Marius Quelle Classic ergaben die Laboranalysen eine Belastung mit Bor. Nach Angaben des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) haben Langzeituntersuchungen an Tieren entwicklungs- und fortpflanzungsschädliche Wirkungen von Borverbindungen gezeigt. Das BfR empfiehlt dir daher, sich bei Bor in Mineralwässern am Grenzwert der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) zu orientieren, die die gesetzlichen Anforderungen für Leitungswasser festlegt. In der Mineralwasserverordnung ist dagegen ein deutlich höherer Wert festgelegt. Der Empfehlung des BfR folgt auch „Öko-Test“. So werten die Tester:innen aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes Produkte bereits bei einer Ausschöpfung von mehr als der Hälfte des TrinkwV-Grenzwerts ab.

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Nickelaufnahme begrenzen

Im Dreiser Sprudel hat das Labor Nickelgehalte gemessen, die den Grenzwert der Mineralwasserverordnung zu mehr als 50 Prozent ausschöpfen. Zwar nimmt der Mensch den größten Teil des Nickels nicht über das Wasser auf, aber das Spurenelement ist in der Natur weit verbreitet und gelangt über viele verschiedene Lebensmittel in deinen Körper. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt, die tägliche Nickelaufnahme zu begrenzen, und beruft sich dabei auf Expert:innen, die zu dem Schluss gekommen sind, dass die derzeitige chronische ernährungsbedingte Nickelexposition insbesondere für junge Menschen bedenklich sein kann.

Uran kann Organe schädigen

Im Bad Dürrheimer Classic hat das Labor Uran gefunden. Das radioaktive Schwermetall ist auch ein natürlicher geologischer Bestandteil. Es kann jedoch die Leber und vor allem die Nieren schädigen, weshalb deine Lebensmittel nach wissenschaftlichen Empfehlungen so wenig Uran wie möglich enthalten sollten. Da es sich beim Bad Dürrheimer Classic um ein Mineralwasser mit Bio-Auslobung handelt, an das Verbraucher:innen zu Recht höhere Ansprüche stellen, legt „Öko-Test“ für die Bewertung den Anforderungswert des SGS Institut Fresenius für Mineralwasser mit Bio-Qualität von zwei Mikrogramm Uran pro Liter zugrunde. Der im Labor gemessene Urangehalt überschreitet diesen Wert um mehr als die Hälfte. Diesen Wert legt auch die Richtlinie der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e. V. zugrunde, nach der das Bad Dürrheimer Wasser zertifiziert ist.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Mangelhaft“

Strengere Werte für Säuglingswasser

Zehn der getesteten Mineralwässer sind mit dem Hinweis versehen, dass sie für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet sind. Für diese Wässer gelten in vielen Fällen strengere Grenzwerte der Mineralwasserverordnung, auch für Fluorid. Den Rhön Sprudel Original und die Ileburger Sachsen Quelle Aktiv können die Tester:innen beide für Säuglingsnahrung empfehlen. Die in beiden Wässern gemessenen Gehalte schöpfen den Wert zu mehr als 50 Prozent aus.

Fluorid gilt als wirksame Kariesprophylaxe schon für die Kleinsten. Kinderärzt:innen und Kinderzahnärzt:innen raten sogar noch vor dem Durchbruch des ersten Zahnes zu einer Nahrungsergänzung mit einem Kombipräparat aus Vitamin D und Fluorid. Damit erhalten Säuglinge die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Menge an Fluorid. Aus Sicht von „Öko-Test“ sollten die Kleinsten jedoch nicht zusätzlich über das Wasser, mit dem du die Anfangsnahrung zubereitest, dauerhaft relevante Mengen an Fluorid aufnehmen. nicht zusätzlich dauerhaft relevante Mengen an Fluorid aufnehmen. Zwar seien keine unmittelbaren gesundheitlichen Auswirkungen zu befürchten, eine dauerhaft zu hohe Fluoridaufnahme könne aber im schlimmsten Fall aber die Elastizität der Knochen beeinträchtigen.

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„Ursprüngliche Reinheit“ getrübt

In sechs Wässern im Test, darunter mit dem Magnus Classic auch eines für Säuglingsnahrung, fand das Labor aus Sicht der Prüfer:innen erhöhte Gehalte von Abbauprodukten mindestens eines Pestizids. Der Einsatz von Pestiziden, vor allem in der konventionellen Landwirtschaft, belastet die Böden zunehmend. Zwar gehe von den nachgewiesenen Metaboliten keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung aus, so „Öko-Test“, doch überschreiten sie den Orientierungswert für Pestizide der entsprechenden Verwaltungsvorschrift, den die Tester:innen auch für die Bewertung der Abbauprodukte anlegen.

Auch Süßstoffe, von denen das Labor in fünf Wassermarken einen oder mehrere nachgewiesen hat, trüben die „ursprüngliche Reinheit“. Viele Süßungsmittel, die du zum Beispiel über Softdrinks aufnimmst, scheidet der Körper wieder aus. Kläranlagen filtern diese Stoffe nur unzureichend aus dem Abwasser, sodass sie auf diesem Weg sogar in tiefere Grundwasserschichten und ins Mineralwasser gelangen können.

Diese Wässer erfüllen laut „Öko-Test“ nicht die Anforderungen an die „ursprüngliche Reinheit“. Das Gesamturteil kann daher nicht besser als „ausreichend“ ausfallen.

Wertstoffkreislauf ausbaufähig

Mehrwegflaschen aus der Region sind laut Umweltbundesamt (UBA) die umweltfreundlichste Verpackung für Mineralwasser. Glasflaschen können in der Regel häufiger wieder befüllt werden als Plastikflaschen. Dennoch verkaufen Discounter, Supermärkte und Drogerien ihre Eigenmarken bevorzugt in PET-Einwegflaschen. Trotz Pfand ist die ständige Neuproduktion und das Schreddern aus Sicht von „Öko-Test“ ökologisch weniger sinnvoll, weshalb Einwegplastikflaschen von den Tester:innen grundsätzlich Punktabzug erhalten. Immerhin setzen inzwischen alle Hersteller im Test laut Etikett auf Einweg-PET mit 50 bis 100 Prozent Kunststoff aus dem Recyclingkreislauf. Bis auf den Hersteller des Quellbrunn Mineralwasser Classic (Aldi Nord) konnten dies auch alle nachweisen.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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