Kritische Inhaltsstoffe

Wie gesundheitsschädlich sind Gel-Nagellacke?

14. Sept. 2024 von

Künstliche Fingernägel scheinen vor allem bei kurzen und brüchigen Nägeln die ideale Lösung zu sein. Seit einigen Jahren liegen Gel-Nägel im Trend. Sie entstehen durch die Kombination von Gel und UV-Licht. Dadurch trocknet der Gel-Nagellack gleichmäßig, härtet extrem schnell aus und ist sofort und sehr lange widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse wie Kratzer. Welche gesundheitlichen Risiken mit der Gel-Maniküre - insbesondere bei Selbstbehandlung - verbunden sind und welche Alternativen es gibt, erfährst du im Folgenden.

Perfekt aussehende, kratzerfreie Fingernägel für mehrere Wochen und keine lästigen Trocknungszeiten: Das sind die Vorteile künstlicher Gel-Fingernägel. Doch es gibt auch viele Nachteile. Im Gegensatz zu herkömmlichem Nagellack härten die verwendeten Lacke nur unter UV-Licht aus, was das Hautkrebsrisiko erhöhen kann. Vor dem Auftragen des Lacks wird der Nagel zunächst aufgeraut. Dadurch verliert die Nageloberfläche ihre Schutzschicht. Bakterien können sich ansiedeln, Infektionen die Folge sein. Künstliche Fingernägel bergen daher ein erhöhtes Risiko, Keime zu übertragen, weshalb sie beispielsweise für medizinisches Personal verboten sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich auf künstlichen Nägeln 50 Prozent mehr Keime befinden als auf natürlichen Nägeln.

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Bedenkliche Inhaltsstoffe in vielen Gel-Nagellacken

Viele Gel- oder UV-Lacke – Nagellacke, die keinen aufgerauten Untergrund benötigen, aber unter UV-Licht aushärten müssen, um sie haltbar zu machen - sind aufgrund ihrer sensibilisierenden Inhaltsstoffe eigentlich nur für den professionellen Gebrauch gedacht. Da einige jedoch auch online oder im Handel erhältlich sind, werden sie auch von Privatpersonen verwendet. Bei unsachgemäßer Anwendung oder schlechter Belüftung kann es jedoch zu Allergien, Atemwegserkrankungen oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen.

Nicht wenige Lacke enthalten zudem Stoffe, die entweder ganz oder in höheren Konzentrationen verboten oder gar nicht in der INCI-Liste aufgeführt sind. In einer kürzlich neu aufgelegten Studie von Dr. Urs Hauri, Experte für Inhaltsstoffe in Kosmetik und stellvertretender Leiter Chromatographie des Schweizer Kantonalen Laboratoriums Basel-Stadt, enthielten 50 der 54 untersuchten Produkte, also 93 Prozent, schädliche Inhaltsstoffe. Für 31 Prozent musste sogar ein Anwendungsverbot ausgesprochen werden, weil Grenzwerte überschritten wurden.

In manchen Fällen gelangen solche bedenklichen Stoffe durch Verunreinigungen in das Produkt. Dies gilt beispielsweise für das krebserregende Form- und Acetaldehyd, das in Kosmetika eigentlich verboten ist. In vielen Produkten werden auch Farbstoffe verwendet, die in Nagellacken nicht zugelassen sind, zum Beispiel CI 73900 und CI 73915. Unzulässige Konservierungsmittel wie Methylisothiazolinone können in Nagelgelen enthalten sein, ebenso wie Verunreinigungen mit Nitrosaminen, die giftig, erbgutverändernd und krebserregend sein können.

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Problematische Stoffe auch in Acryl-Lacken

Acryl-Nägel bestehen im Gegensatz zu Gel-Nägeln aus einer aus Pulver und einer speziellen Flüssigkeit hergestellten Paste, die an der Luft aushärtet. In Nagellacken auf Acrylatbasis werden häufig die Stoffe HEMA und Di-HEMA-Trimethylhexyl-Dicarbamate eingesetzt. Diese sensibilisierenden Stoffe dürfen jedoch nur in professionellen Produkten verwendet werden. Dr. Hauri fand diese Stoffe, die nicht einmal deklariert waren, in zwei Drogerieprodukten. Auch die Grenzwerte für Stabilisatoren (wie BHT), die eine vorzeitige Aushärtung verhindern sollen, wurden in sieben Produkten überschritten. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Photoinitiatoren, die auch zur Härtung von Lacken eingesetzt werden. Eine als fortpflanzungsgefährdend eingestufte Substanz wurde zum Teil in sehr hohen Konzentrationen gefunden.

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Stress für die Nägel

Auch wenn groß angelegte Studien noch fehlen, ist bereits jetzt klar, dass künstliche Nägel, egal in welcher Form, Stress für deine Nägel bedeuten. Natürliche Nägel bestehen hauptsächlich aus Keratin, das unter Sauerstoff hart wird. Wird der Nagel mit Lack versiegelt, wird er weich und brüchig. Zudem sind viele Nagellackentferner problematisch, da sie den Nagel entfetten und ihm so die wichtige Schutzschicht entziehen. Beim Abfräsen des Nagels für Kunstnägel wird die darunter liegende Nagelschicht wiederum verletzt.

Lacke gegen brüchige Nägel - ohne bedenkliche Inhaltsstoffe

Was du tun kannst

Gel-Nagellacke sind also in vielerlei Hinsicht nicht empfehlenswert. Gel-Nagellacke aus dem Internethandel bergen besondere Risiken, da sie Inhaltsstoffe enthalten können, die in der Europäischen Union (EU) verboten oder reglementiert sind. Wenn du dennoch nicht darauf verzichten möchtest, empfehlen wir dir:

  • Lege immer wieder Pausen ohne Gel-Nägel einlegen. So können sich deine Nägel zwischendurch regenerieren und erholen.
  • Vor der Strahlung von UV-Lampen kann eine Sonnencreme schützen.
  • Eine Alternative zu Gel-Nagellacken können Gel-ähnliche Nagellacke sein, die an der Luft trocknen und sich von herkömmlichen Nagellacken durch ihre gelartige Textur unterscheiden. Noch recht neu sind die sanfteren Biab-Nails, die wie Nagellack aufgetragen werden und unter einer LED-UV-Lampe aushärten. Sie sind stark deckend, gleichen ebenfalls Unebenheiten aus und versprechen so den gewünschten Gel-Look. Zum Entfernen reicht in der Regel normaler Nagellackentferner. In puncto Haltbarkeit und Härte können sie jedoch nicht mit UV-Lacken mithalten.
  • Mit der CodeCheck-App kannst du herausfinden, ob dein Nagellack potenziell schädliche Stoffe enthält, wenn er einen Barcode hat. Nachdem Einscannen des Strichcodes kannst du schnell und einfach die Bewertung der Inhaltsstoffe anhand des Bewertungskreises ablesen.

Quellen

CodeCheck-Links

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