EU verbietet krebserregendes Benzophenon
Produkte unseres Alltags können Schadstoffe enthalten, die für deinen Körper und die Umwelt gefährlich sind. Nun hat die EU-Kommission endlich beschlossen, die Verwendung von 31 Substanzen, die als krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend (CMR) gelten, in kosmetischen Mitteln zu untersagen. Zu diesen betroffenen Substanzen gehört Benzophenon, das in vielen Cremes, Shampoos, Parfüms und in Seifen zum Beispiel als Konservierungsmittel zu finden ist.
Endlich verbietet die Europäische Union (EU) Benzophenon, das bereits vor einigen Jahren als „möglicherweise krebserzeugend“ eingestuft wurde. Mit Ende des Jahres 2023 dürfen kosmetische Produkte, die Benzophenon enthalten, nicht mehr in den Handel gebracht werden. Ausschlaggebend für das jetzt ausgesprochene Verbot ist die erfolgte Einstufung als cancerogener Stoff der Kategorie 1B. Auf die Umwelt soll Benzophenon ebenfalls negative Auswirkungen haben.
Effektiver, aber bedenklicher UV-Schutz
In sehr geringen Konzentrationen kommt der Stoff auch natürlich in Lebensmitteln wie Weintrauben oder schwarzem Tee vor. In Konsumgüterprodukten werden Benzophenon und seine Abwandlungen, die im INCI-System mit Nummern wie beispielsweise Benzophenon-2 oder Benzophenon-3 gelistet sind, vor allem aufgrund ihrer Fähigkeit, UV-Strahlung zu absorbieren, geschätzt. So schützen sie die in Kosmetik enthaltenen Duft- und Farbstoffe vor der schädlichen Einwirkung oder deine Haut vor der Sonne. Darüber hinaus dient die farblose Substanz als Konservierungs- oder Geruchsstoff in kosmetischen Produkten, da ihr angenehmer Duft dem von Geranien ähnelt. Sie kommt aber auch in Haushaltsprodukten sowie in der Wasch-und Reinigungsmittel- und der Druckindustrie oder in Lebensmittelverpackungen vor.
Derivate vom Verbot ausgenommen
Während Benzophenon verboten wird, sind seine Derivate allerdings noch für den Markt zugelassen, obwohl auch sie als bedenklich gelten. Einige Benzophenone könne beispielsweise Allergien oder Hautirritationen beim Menschen hervorrufen. Abwandlungen des Stoffs wie Benzophenon-2 (BP2) und Oxybenzon (Benzophenon-3 oder BP3) findest du häufig in Sonnenschutzmitteln als UV-Filter. Sie gelten jedoch als potentiell hormonell aktiv, da sie östrogenähnliche Wirkungen auslösen können. Oxybenzon kann durch die Haut dringen und sich in Blut, Nieren und Leber anreichern sowie toxisch für Leberzellen sein, wie Tierversuche zeigten.
CodeCheck bewertet Benzophenon und seine Derivate bereits seit langem als hormonell wirksam bzw. sehr bedenklich!
Beträchtliche Schäden für die Umwelt
Auch die Umwelt nimmt durch Benzophenone Schaden. An beliebten Badeorten und zu Urlaubszeiten steigen die Oxybenzon-Konzentrationen im Wasser so an, dass sie Anlass zur Sorge geben. Der UV-Filter ist nicht biologisch abbaubar, kann sich in Fettgewebe anreichern und die Fortpflanzungsfähigkeit von Wasserlebewesen beeinträchtigen. Der Stoff steht im Veracht die gefährliche Korallenbleiche zu begünstigen und soll auch auf andere Wasserorganismen schädlich wirken. Gründe genug, weshalb der Inselstaat Palau schon 2020 unter anderem Benzophenon-3 (Oxybenzon) in Sonnencreme verboten hat. Die Jungferninseln, Hawaii, Key West und andere folgten wenig später diesem Beispiel.
Unsichtbare Gefahr durch Verunreinigungen
Was das Verbot zu kurz bedenkt, sind die Verunreinigungen mit Benzophenon, obgleich bekannt ist, dass zum Beispiel Octocrylen mit der Zeit zu Benzophenon zerfällt. Octocrylen ist ein organisches Sonnenschutzmittel, das in verschiedenen kosmetischen Produkten einen effektiven Schutz vor schädlicher UV-Strahlung bietet. Weil es jedoch als potenzieller endokriner Disruptor gilt sowie allergische und photoallergische Reaktionen auslösen kann, gilt der Stoff schon seit einiger Zeit als bedenklich.
Die Untersuchungsämter für Verbrauchersicherheit haben für eine Vielzahl untersuchter Produkte eine erhöhte Konzentration des nun verbotenen Inhaltsstoffes in Sonnencremes mit Octocrylen festgestellt, die das Resultat dieser Art von Verunreinigungen ist. Das schätzen wir als besonders gefährlich ein, da es dafür keine Deklarationspflicht gibt. Somit wird Octocrylen mit potentiellen Verunreinigungen von Benzophenon weiterhin in den Ladenregalen landen.
Diese Produkte enthalten Octocrylene
Benzophenone zumeist in Sonnenschutzprodukten
Bei kosmetischen Produkten enthalten unter anderem Cremes, Shampoos, Parfüms oder Seifen Benzophenon. Überwiegend sind es jedoch Sonnencremes, in denen Benzophenon als UV-Filter eingesetzt werden und die Haut oder das Produkt vor UV-Schäden schützen sollen. Um Benzophenon zu umgehen, nutze die CodeCheck-App oder achte auf Sonnencremes mit dem BDIH- oder Natrue-Siegel.
Diese Produkte verzichten auf Benzophenone
CodeCheck für weiter greifendes Verbot
CodeCheck begrüßt das Verbot, das ab sofort und ohne Übergangsfrist gilt. Wir wünschen uns eine ähnliche Verordnung auch für den UV-Filter-Ersatzstoff Octocrylene, da sich Benzophenon vor allem bei langer Lagerung eines Produkts aus diesem UV-Filter bilden kann. Vorsicht daher vor alter Sonnencreme!
Mit der CodeCheck-App kannst du kritische Inhaltsstoffe wie Benzophenon oder Octocrylen in Produkten, die du schon vor dem Verbot gekauft hast, schnell erkennen – einfach den Strichcode scannen und schon weißt du Bescheid.
Weiterführende Links
- CodeCheck: Empfehlenswerte Innovationen bei organischen UV-Filtern
- CodeCheck: Ist Sonnencreme schädlich?
Quellen
- BAV-Institut: Verbot Benzophenon in Kosmetik gemäß VO (EU) 2022/692
- BUND: Sonnencreme: EU verbietet krebserregenden Stoff ab Ende des Jahres
- ECHA: Benzophenone
- Verbraucherzentrale: Sonnencreme – Worauf Sie achten sollten
- Chemische und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Baden-Württemberg: Sonnenschutzmittel: Benzophenon - gefährlicher Stoff kann aus UV-Filter Octocrylen entstehen
- Sujin Kim, Kyungho Choi: Occurrences, toxicities, and ecological risks of benzophenone-3, a common component of organic sunscreen products: a mini-review