Mikroplastik im Meer: Magnet für Bakterien und Krankheitserreger
In Wasserproben der Nord- und Ostsee wurden potentiell krankmachende Bakterien nachgewiesen. Das Problem: Mikroplastik – auf ihm haften vermehrt Keime und Bakterien.
Mikroplastik wirkt wie ein Magnet
Wissenschaftler von der „Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg“ (HAW Hamburg) haben in Elbe und Küstengewässern Mikroplastik untersucht und festgestellt, dass Mikroplastik vermehrt Schadstoffe und Gifte bindet – diese quasi wie ein Magnet anzieht.
Problematisch sei vor allem Polyethylen, das meistverwendete Plastik der Welt. Er bindet demnach doppelt so viele Schadstoffe wie beispielsweise Silikon.
Denn während Menschen und Tiere potentiell krank von Mikroplastik werden können, freuen sich Bakterien, Pilze und Kleinstalgen über Oberflächen, auf denen sie sich ungestört vermehren können.
Konkrete Gefahr: Mikroplastik als Herd für Bakterien
Eine Studie vom „Alfred-Wegener-Institut“ und dem „Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung“ (AWI) auf Helgoland beschäftigte sich mit Bakterien im Wasser: Total wurden hiermit 185 Plastikpartikel mikrobiologisch und genetisch untersucht.
Das Wissensmagazin „scinexx.de“ berichtet: Gefunden wurden auf 19 der Proben Keime der Gattung Vibrio. Dieser Bakterienstamm kann Durchfall und Entzündungen auslösen. Warum das problematisch ist, zeigt der Vergleich zwischen zwei Bakterienarten: Der Cholera-Erreger Vibrio cholerae gehört in die gleiche Gattung wie die gefundenen Vibrionen-Spezies. Die gehört allerdings nicht zum krankheitserregenden Typen, wie Forschungsleiter Gunnar Gerts (AWI) erklärt.
Das der Bakterienstamm auf dem Mikroplastik überhaupt vorkommt, weist auf eine potentielle Gefahr hin: In Zukunft könnten sich auch krankheitserregende Stoffe vermehren, indem sie quasi auf dem Plastik mitreisen – so könnten sie sich in ganzen Ökosystemen ausbreiten. Gerade bei sommerlichen Hitzetemperaturen müsse in Zukunft auch mit gefährlichen Vibrio-Bakterien gerechnet werden. Das bedeuet: Je mehr Mikroplastik, desto größer die Gefahr für Menschen und Tiere.
Die Bakterien können über Fisch & Meeresfrüchte in die Nahrungskette gelangen – aber auch der Kontakt im Meer über eine offene Wunde kann bereits zu einer Infektion führen.
Vibrionen wurden auch in Rostock gefunden
Ganz neu ist das Vibrionen-Problem allerdings nicht: Schon 2014 berichtete „rp-online.de“ über den Tod einer 60-jährigen Urlauberin, die an den Folgen einer Infektion mit Vibrionen verstorben ist. Sie starb an einer Blutvergiftung, nachdem sie sich beim Baden in der Ostsee mit den Bakterien infiziert hatte.