Können Fische fühlen?
Fische können sich weder wehren noch schreien, wenn ihnen Schmerzen zugefügt werden. Lange Zeit wurde den Meerestieren im Vergleich zu Säugetieren wenig Beachtung geschenkt. Studien zeigen jedoch, dass Fische sehr wohl über ein Schmerzempfinden verfügen und leiden. Ein Anstoß, unsere Einstellung gegenüber Fischen und unseren Konsum zu überdenken.
Dass wir Hühner, Kühe und Schweine aufgrund der hohen Nachfrage und der daraus resultierenden Massenproduktion schlecht behandeln, ist hinreichend bekannt. Bei Fischen, die unter der Wasseroberfläche leben und keine Laute von sich geben, ist unsere Wahrnehmung und Einstellung eine andere. Doch auch sie haben Gefühle und können Schmerzen empfinden, wie Studien in den letzten Jahren herausgefunden haben.
Fische können Schmerzen empfinden
„Obwohl Fische nicht schreien, wenn sie Schmerzen und Angst haben, sollte ihr Verhalten Beweis genug für ihr Leid sein, wenn sie mit dem Haken aufgespießt oder im Netz gefangen werden. Sie kämpfen, um zu fliehen, und zeigen damit, dass sie einen Überlebenswillen haben. …“, so Michael W. Fox, Veterinär und Professor aus den USA.
Auszüge seiner Studie zusammen mit Lord Medway et. al., „Report of the Panel of Enquiry Into Shooting and Angling“ hat die Tierschutzorganisation „PETA“ auf ihrer Seite veröffentlicht. Dort heißt es auch, dass Fische laut Studien bei einer Verletzung opiumähnliche Substanzen freisetzen, um den Schmerz zu betäuben. Dies deute auf die Fähigkeit zur Schmerzempfindung hin.
Der Philosoph Markus Wild erklärt gegenüber dem „Tagesspiegel“, dass Fische, denen man Essigsäure in die Lippen spritzt, anfangen, diese am Boden zu reiben. Ihr Fokus liegt dann wie bei uns Menschen direkt auf dem Schmerz. Es ist jedoch wichtig, das Schmerzempfinden aller Lebewesen nicht gleichzusetzen. Der Schmerz eines Menschen ist anders als der eines Fisches.
Purer Stress bis zur Erschöpfung
In dem Artikel von Michael W. Fox heißt es weiter, jeder Haken verursache beim Einstechen Gewebeschäden, welche aus medizinischer Sicht als Verletzung anzusehen sind. Sobald der Fisch aus dem Wasser genommen wird, entstehen aufgrund des Druckunterschieds (im Wasser und an der Luft) Veränderungen des Blutdrucks und der Atmung. Bei Kontakt mit einem Fangnetz oder einer Hand wird die empfindliche Haut beschädigt, und Teile der Epidermis werden vom Körper entfernt. Hinzukommen die schädlichen Auswirkungen der Austrocknung an der Luft.
Fische nach dem Fangen später wieder freizulassen füge den Tieren ein schweres Trauma zu und verursache immensen Stress bis zur Erschöpfung. Forderungen nach der Beendigung grausamer Fangmethoden werden daher immer lauter.
Wünschenswerte Konsequenzen für Fische und Konsum
Für den kommerziellen Umgang mit Fischen sowie die Privatfischerei sollten die Erkenntnisse über das Schmerzempfinden von Fischen Konsequenzen haben. Besonders Hochsee-Wildfängerei, bei der Fische einfach ersticken, und das Aquafarming, bei dem die Fische in Massenhaltung leben und meist durch grausames Schleudern oder Einfrieren getötet werden, sind hier zu nennen.
Beim Blick auf das Verhalten von Konsumenten wäre ein ähnliches Umdenken, wie es bereits bei Fleisch der Fall ist, wünschenswert. In jedem Fall sollte auf Fisch aus grausamer Hochsee-Wildfängerei verzichtet und Fisch bewusster, in Maßen und aus tierfreundlichen Bio-Kulturen verzehrt werden.
Laut des britischen Tierschutzaktivisten Jonathan Balcombe haben wir seit 1970 bereits die Hälfte des Meereslebens verloren. Es wird Zeit, auch bei unserem Fischkonsum umzudenken …