Zum Wohle: Dieses Bier wird aus altem Brot gemacht
Ein Schweizer Geschäftsmann setzt ein kreatives Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. In seinem Mühlenunternehmen recycelt er noch essbares, aber bereits aussortiertes Brot und braut daraus Bier.
Webseiten wie „Foodsharing“, Apps wie „Too Good To Go“ und Organisationen wie „Restlos Glücklich“ haben das gleiche Ziel: Sie wollen die Lebensmittelverschwendung eindämmen. Auch der Schweizer Dominic Meyerhans hat sich Gedanken gemacht, wie Nahrungsmittel vor dem Abfalleimer bewahrt werden könnten und ist auf eine ungewöhnliche Idee gekommen.
Brotmasse statt Gerstenmalz
Der 40-Jährige ist Besitzer der „Meyerhans Mühlen“ in Weinfelden südlich von Konstanz. Das Unternehmen stellt diverse Mehle für gewerbliche und industrielle Bäckereien her. Von diesen Bäckereien erhält Meyerhans - natürlich abgesehen von der üblichen Bezahlung - unverkauftes Brot, das sonst weggeworfen worden wäre.
In seinen Anlagen lässt es Meyerhans trocknen, bevor es gemahlen und in einem Braukessel mit Wasser, Hefe, Hopfen sowie Gerstenmalz vermengt wird. Auf diese Weise entsteht ein Bier, in dem Brot ein Drittel der sonst üblichen Menge an Braumalz ersetzt. „Pro 100 Liter Bier werden rund 8 Kilogramm unverkauftes Brot verarbeitet“, verrät die Produktseite „Breadbeer.ch“.
Zeichen gegen Wegwerfgesellschaft
Auf seine Motivation angesprochen, verweist Meyerhans gegenüber der „Deutschen Presseagentur“ auf eine Statistik des „WWF“. Den Umweltschützern zufolge sind der größte Teil der zwei Millionen Tonnen Lebensmittel, die in der Schweiz jährlich weggeworfen werden, Brot- und Backwaren. „Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft. Anderswo wird gehungert, damit muss man sich befassen“, zitiert die „DPA“ den Unternehmer.
Ale aus alten Croissants und Bananen
Obwohl das Konzept ungewöhnlich erscheinen mag, ist das Schweizer Recycling-Bier nicht das einzige seiner Art. Die kleine „Northern Monk Brewery“ im britischen Leeds hat im letzten Jahr 1.800 Flaschen ihres „Wasted Pear Farmhouse Ales“ verkaufen können.
Zur Herstellung verwertete die Brauerei unter anderem „60 Kilogramm alte Croissants und 60 Kilogramm aussortierte Birnen eines nahe gelegenen Supermarkts“ – so die Brauerei in der „Wirtschaftswoche“. Die Backwaren und das Obst seien nach Angaben der Produzenten wichtige Zuckerlieferanten und hätten auch einen Einfluss auf den Geschmack.
Forschungen in Deutschland
Laut „DPA“ werden auch in Deutschland Versuche mit Brot als Gärungsgrundlage gemacht. Die Hochschule Niederrhein in Krefeld untersucht derzeit, wie sich unterschiedliche Restbrotarten auf die Qualität eines Gebräus auswirken.
Selbst wenn es den Wissenschaftlern gelingen sollte, den wohlschmeckendsten Gerstensaft der Welt zu entwickeln, dürfte er hierzulande nicht als Bier verkauft werden. Das deutsche Reinheitsgebot schreibt nämlich vor, dass Bier nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser bestehen darf.