Karottensaft im „Öko-Test“

Für Babys „No“, für Erwachsene „Go“

10. März 2025 von

Karottensaft gilt als gesund. „Öko-Test“ hat 23 der Gemüsesäfte getestet, darunter Produkte für Erwachsene, Kleinkinder und Babys. Viele Möhrensäfte, die für die Kleinsten beworben werden, sind jedoch gerade für diese Zielgruppe ungeeignet, da sie oft viel Zucker enthalten. Ein weiteres Problem ist die Belastung mit Furan und Nitrat. „Sehr gut“ schneiden dagegen viele Säfte für Erwachsene ab.

  • „Öko-Test“ rät von Karottensaft als Getränk für Babys und Kleinkinder ab, da die Produkte meist zu viel Zucker enthalten.
  • Karotten enthalten viel Vitamin A, das Babys und Kleinkinder statt als Saft besser als Brei essen sollten. Auf diese Weise nehmen sie auch andere wertvolle Bestandteile des Gemüses wie Ballaststoffe zu sich.
  • Für Erwachsene und größere Kinder empfiehlt „Öko-Test“ elf Karottensäfte. Mit einem Schuss Pflanzenöl kann der Körper das fettlösliche Vitamin besser aufnehmen.

Karottensaft ist gesund

Karottensaft punktet mit einer guten Portion Beta-Carotin, das der Körper in Vitamin A umwandeln kann. Vitamin A wiederum trägt zum Erhalt der Sehkraft, einer normalen Haut und eines funktionierenden Immunsystems bei.

„Öko-Test“ wollte aber vor allem wissen, wie es um Schadstoffe im fertigen Karottensaft bestellt ist und hat für den Test neben vier Babysäften auch 19 „normale“ Karottensäfte, meist in Bio-Qualität, unter die Lupe genommen. Diese schnitten im Test recht gut ab, mehr als die Hälfte sogar mit der Note „Sehr gut“. Durchgefallen ist dagegen der Lausitzer Karottensaft aus Direktsaft, und auch bei den Babysäften sieht es deutlich schlechter aus. Zwei der vier Säfte landen mit „Mangelhaft“ im roten Bereich.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Aber können Eltern für ihre Babys und Kleinkinder nicht einfach einen normalen Saft kaufen? Hier gilt es abzuwägen, denn Lebensmittel für Babys und Kleinkinder haben den Vorteil, dass sie in der Europäischen Union (EU) besonders strengen Regeln und Grenzwerten unterliegen. Diese hohe Messlatte hat natürlich auch „Öko-Test“ bei der Bewertung der Babysäfte angelegt.

Krebsverdächtiges Furan im Markensaft

Ein getesteter Karottensaft für Babys enthält Furan in einer Menge, die Öko-Test als "erhöht" einstuft. Furan gilt als potenziell krebserregend für den Menschen und entsteht beim Erhitzen von Lebensmitteln. Deshalb gibt es einen Referenzwert, bei dem im Tierversuch erste Krebsfälle aufgetreten sind und zu dem Lebensmittel laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen definierten Sicherheitsabstand einhalten sollten.

Im Hipp 100 % Bio Direktsaft Karotte hat das Labor aus Sicht von „Öko-Test“ einen erhöhten Furangehalt festgestellt. Der gemessene Wert im betroffenen Karottensaft hält den von der EFSA empfohlenen Sicherheitsabstand zur krebserregenden Wirkung nicht ein - wenn man davon ausgeht, dass ein acht Kilogramm schweres Kind 100 Milliliter Saft trinkt. Aber auch wenn der gefundene Gehalt für Babys nicht akut gefährlich ist, werten die Tester:innen das Produkt aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes um eine Note ab.

[final] Öko-Test Karottensaft Illu
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Weitere Kritik an Babysäften: Hohe Nitratwerte

Babylove 100 % Bio Saft Karotte und Beauty Baby Bio Saft Karotte kritisiert „Öko-Test“ wegen zu hoher Nitratgehalte. Beide schöpfen den in der EU für Beikost geltenden Höchstgehalt zu mehr als der Hälfte aus. Nitrat, das aus dem Boden in die Karotte gelangt, ist zwar an sich nicht gefährlich. Bei der Verdauung entsteht daraus jedoch Nitrit, das im Magen zu Nitrosaminen reagieren kann. Nitrosamine haben sich im Tierversuch als krebserregend erwiesen.

Auch bei vier normalen Säften beanstandet das Testmagazin den Nitratgehalt. Hätten die Prüfer:innen auch für diese Gruppe die strengen Grenzwerte für Säuglinge angewendet, wären es noch einige mehr gewesen. Als erhöht werten sie bei diesen Säften einen Nitratgehalt, der um mehr als die Hälfte über dem liegt, was laut EFSA bei täglicher Aufnahme noch unbedenklich wäre. Dabei gingen sie allerdings von einem 60 Kilogramm schweren Erwachsenen und einer Portion von 250 Millilitern aus. Würde ein halb so schweres Kind die gleiche Menge trinken, wäre die akzeptable Tagesdosis bereits überschritten.

Viel zu viel Zucker

Karottensaft enthält viel Zucker, oft um die sechs Gramm pro 100 Milliliter, im Alnatura-Saft sind es sogar fast neun Gramm. Das ist schon für Erwachsene viel, für Babys und Kleinkinder erst recht. Deshalb hat „Öko-Test“ ein grundsätzliches Problem mit der Empfehlung von Karottensaft für Babys. Er enthält zwar viel Vitamin A, aber das tut ein Karottenbrei auch.

Expert:innen und Fachgesellschaften sind sich einig: Babys und Kinder sollten Wasser oder ungesüßten Tee trinken, wenn die Stillzeit vorbei ist. Denn der Konsum zuckerhaltiger Getränke erhöht nicht nur das Risiko für Übergewicht und Karies. Thomas Lücke, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), hält es auch für wichtig, eine frühe Geschmacksprägung auf zuckerhaltige Getränke zu vermeiden. Deshalb rät er von Karottensaft als Getränk gegen Ende des ersten Lebensjahres ab.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Mangelhaft“

Auslobung für Babys nicht nachvollziehbar

Umso verständnisloser war „Öko-Test“ über die Auslobung zweier Säfte für Babys ab fünf Monaten: Rossmann empfiehlt seinen Babydream-Saft mit Wasser gemischt „als erfrischenden Durstlöscher für zwischendurch“. Auch der verdünnte Hipp-Saft ist laut Anbieter „ideal für zwischendurch“. Wirklich?

Die Tester:innen finden, dass das den aktuellen Stand des Wissens komplett ignoriert und ziehen Punkte ab. Hipp bekommt deshalb in der Gesamtnote ein „Ausreichend", Babydream ein „Befriedigend“. Schade, denn die Rossmann-Eigenmarke Babydream ist der einzige Babysaft im Test mit einem „sehr guten“ Testergebnis Inhaltsstoffe. Wenn du also zum Beispiel mit einem wunden Babypopo zu kämpfen hast und deshalb einen säurearmen Saft als Beigabe zum Babybrei suchst, dann können ihn die Prüfer:innen nach wie vor empfehlen. Denn hier haben Karottensäfte tatsächlich noch eine kleine Daseinsberechtigung: Vom Gesetz her mit Vitamin C angereichert, verbessern sie wie Orangensaft die Verwertung des pflanzlichen Eisens im Gemüse- oder Getreidebrei.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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