Wie gut ist Haarseife wirklich?
Herkömmliches Shampoo durch Haarseife zu ersetzen, wird immer populärer – auch in der CodeCheck-Community. Doch es gibt einige Dinge, die Du bei der Auswahl und der Nutzung beachten solltest. Wir erklären Dir, was Du wissen musst.
Welche INCIs Haarseife besonders machen
Haarseife ist ein festes Seifenstück, dessen Inhaltsstoffe (INCIs) speziell an die Haare angepasst sind. Sie unterscheidet sich so von fester Seife zum Händewaschen.
Feste Seife besteht generell aus Lauge und Fetten und kann je nach ihren Inhaltsstoffen mehr oder weniger rückfettend sein. Auch Haarseife wird wie herkömmliche Seife gesiedet, hat aber im Gegenteil zu Handseife eine Zusammensetzung, die die Haare pflegt und geschmeidig macht.
Im Gegensatz zu konventionellen Shampoos enthalten die meisten Haarseifen keine problematischen Inhaltsstoffe wie schwer abbaubare synthetische Polymere (wie z. B. Silikone), Konservierungsstoffe, synthetische Duftstoffe oder Tenside (wie Sodium Laureth Sulfate (SLES) oder Sodium Lauryl Sulfate (SLS)).
Im Jahr 2018 haben in Deutschland rund 14,86 Millionen Menschen täglich Haarshampoo verwendet. Es ist bekannt, dass Stoffe wie SLES und SLS in bestimmten Mengen die Barrierefunktion von Haut und Haaren stören und dadurch für ein schnelleres Nachfetten sorgen können. Mit diesem Wissen bekommt man eine Ahnung, warum so viel schamponiert wird.
Haarseifen kommen meist ohne diese synthetischen Tenside aus. Sie reinigen das Haar hingegen mit verseiften Ölen wie zum Beispiel Rizinusöl-, Avocado- oder Babassuöl. Die meisten Haarseifen enthalten auch kein Palmöl – beim Kauf solltest Du die Inhaltsstoffe aber stets noch mal genauer checken.
Wie Haarseife die Umwelt schützt
- Wenn man davon ausgeht, dass wir bestimmt vier Flaschen Shampoo pro Jahr verbrauchen, kommen im Laufe unseres Lebens durchschnittlich zwischen 300 bis 400 Flaschen Shampoo und so jede Menge Plastikmüll zusammen, der sich einfach vermeiden lassen könnte. Denn Haarseife spart diesen unnötigen Verpackungsmüll. Meist sind die Seifen komplett plastikfrei im Karton verpackt.
- Außerdem sind die Seifenstücke so ergiebig, dass sie sehr lange halten. Wir müssen Haarseife also seltener nachkaufen, als herkömmliches Shampoo. Das bedeutet weniger Warentransporte in die Drogeriemärkte und dadurch eine geringere CO2-Belastung.
- Ein weiteres Plus für die Umwelt ist, dass wir unsere Haare beim Gebrauch von Haarseife eben seltener waschen müssen. Dadurch benötigen wir weniger Wasser und Energie für Warmwasser.
- Nicht zuletzt sind auch die natürlichen INCIs der Haarseife ein großer Umweltvorteil. Sie bedeuten weniger Belastung von Gewässern durch schwer abbaubare synthetische Polymere wie Mikroplastik oder Silikone, Parabene, synthetische Tenside und so weiter. Viele Produkte kommen auch ohne Palmöl aus.
Vorteile für unsere Gesundheit
- Für unsere Gesundheit sind die natürlichen INCIs der Haarseife ebenfalls empfehlenswert. Sie enthält meist weder Silikone, Parabene, Paraffine, Konservierungs- oder Duftstoffe, oder synthetische Tenside, die die Haut schwächen oder das Hormonsystem verändern können.
- Häufiges Haarewaschen kann unsere Kopfhaut angreifen. Ursache dafür ist meist, dass Shampoos mit bestimmten Tensiden die Haut zu stark entfetten, wodurch sie mehr Talg nachproduziert. Dies kann weiterhin Irritationen, Schuppenbildung oder sogar Ausschlag verursachen. Eine gute natürliche Haarseife hingegen reinigt Haut und Haar sanft und versorgt sie mit natürlichen Ölen.
- Wirkstoffe wie Lehm, ätherische Öle und Pflanzenbutter in Haarseifen können bestehende Kopfhautprobleme lindern oder ganz heilen. Melisse wirkt beispielsweise beruhigend, Teebaumöl bekämpft Bakterien und Sheabutter versorgt die Haut mit reichhaltiger Pflege.
- Haarseifen sind basisch. Ihr pH-Wert liegt über 7,0. Der optimale pH-Wert der Haut beträgt zwischen 4,7 und 5,75. Da wir heute in der Regel unter Übersäuerung leiden, unterstützt eine basische Haarseife die gesunde Funktion der Kopfhaut.
Wie findest Du die passende Haarseife?
Bei der Wahl einer guten Haarseife für Deinen Haartyp kommt es auf drei Komponenten an:
- enthaltene Öle (z. B. Weizenkeim-, Oliven-, Rizinusöl)
- weitere Zutaten (z. B. Tonerde, Pflanzenbutter, ätherische Öle)
- Überfettung der Seife
Hauptfaktor für die Wirkung von Haarseife ist die Überfettung. Diese bezeichnet unverseifte Öl-Anteile der Seife, welche Haut und Haar pflegen. Dabei gilt: je höher der Überfettungsgrad, desto mehr Pflege.
Bei trockenem Haar und Kopfhaut sollte ein höherer Überfettungsgrad gewählt werden. Haare, die eher fettig sind, vertragen sich gut mit einer geringeren Überfettung. Für besondere Anforderungen, wie bei Schuppen, sind spezielle Seifen erhältlich.
Erfahrungsgemäß gilt bei der Auswahl der richtigen Haarseife: Probieren geht über Studieren. Bei einigen Herstellern kannst Du Haarseifen direkt entsprechend Deinem Haartyp einkaufen. Oft sind auch kleine Testprodukte erhältlich.
Haarseife bei gefärbten oder aufgehellten Haaren
Generell ist die Verwendung von Haarseife bei Blondierungen oder gefärbten Haaren unproblematisch. Im Zweifelsfall kannst Du die Seife an einem unauffälligen Bereich testen.
Wie gelingt die Umstellung von Shampoo auf Haarseife?
Der Wechsel von Shampoo auf Haarseife kann völlig unproblematisch sein. In der ersten Zeit kann es aber auch zu Herausforderungen kommen, für die es Gott sei Dank schnelle Lösungen gibt.
Schmieriges Gefühl in den Haaren
Fühlen sich die Haare nach dem Waschen schmierig an, kann es sein, dass sich die Ummantelung durch Silikone und Co. aus vorherigen Haarwäschen herausgelöst hat.
Das hilft:
Ein Natronbad befreit die Haare von den Belastungen vorher verwendeter Produkte. Dafür 1-2 Teelöffel Kaisernatron in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser geben und die Haare mit Waschbewegungen reinigen. Diese Prozedur kann insgesamt ein- bis zweimal wiederholt werden.
Stumpfes ungepflegtes Gefühl
Nach den ersten Wäschen können sich die Haare stumpf anfühlen. Meist müssen sie sich einfach an die neue Pflege gewöhnen, oft wirkt aber auch eine saure Rinse Wunder – sie kann verglichen werden mit der Wirkung einer Spülung.
Das hilft:
Eine saure Rinse nach jedem Haarewaschen.
Was bringt eine saure Rinse?
Eine saure Rinse mit Apfelessig lohnt sich nach jeder Haarwäsche, auch bei der Verwendung anderer Haarwaschprodukte.
Der Essig sorgt dafür, dass die Haare weich und geschmeidig werden. Die Säure schließt die natürliche Schuppenschicht des Haares. Dies verleiht den Haaren mehr Glanz und Kämmbarkeit.
So geht´s:
1-2 Esslöffel Apfelessig in ein Liter kühles Wasser geben. Nach dem Haarewaschen über die Haare geben und nicht ausspülen. Nach dem Trocknen ist der säuerliche Geruch komplett verflogen.
So geht das Haarewaschen mit Haarseife
- Wir empfehlen, die Seife mit einem Messer zunächst in kleine Stücke zu teilen. (Vorsicht Verletzungsgefahr!) So liegt die Seife besser in der Hand und hält länger.
- Zum Waschen die Haare wie gewohnt komplett anfeuchten. Mit dem Seifenstück über den Kopf reiben oder die Seife in der Hand aufschäumen und den Schaum einmassieren.
- Wenn der ganze Kopf eingeseift ist, Haare gründlich ausspülen.
- Haare abschließend mit der sauren Rinse spülen. Nicht auswaschen.
- Die Seife gut abtrocknen lassen, am besten in einer Seifenschale. Anschließend kühl und dunkel lagern.
Unsere Empfehlung: 3 natürliche Haarseifen
1. Speick Haarseife
Die COSMOS-zertifizierte Haarseife des deutschen Traditionsunternehmens „Speick“ enthält fair gehandeltes Arganöl, das intensiv pflegt. Kokos- und Olivenöl ergänzen die Pflege und sorgen für seidig glänzendes Haar. Enthaltene Weizenproteine wirken wie ein Conditioner und sorgen für gute Kämmbarkeit.
„Toller Duft, wenig Verpackung, gute Inhaltsstoffe“, findet unsere CodeCheck-Community.
2. Savion Haarseife Melisse
Wie alle „Savion“-Produkte ist die Melissen-Seife für die Haare frei von Palmöl. Für die Feuchtigkeitspflege sorgen Sheabutter sowie Kokos- und Weizenkeimöl. Melisse wirkt beruhigend und kann Hautirritationen lindern. Diese Seife wird für normales bis leicht fettendes Haar empfohlen und verleiht ihm eine schöne Fülle.
Die CodeCheck-Community ist begeistert: „Gibt den Haaren einen schönen Glanz, leicht in der Anwendung. Schäumt gut und hat einen angenehmen Duft.“
3. Finiagrana Haarseife Aleppo sensitiv
Die Haarseife aus der Region Aleppo in Syrien enthält neben Oliven-, Mandel- und Lorbeeröl als extra Zutat Schwarzkümmelöl. Dieses ist reich an ungesättigten Fettsäuren, wirkt desinfizierend und antibakteriell. So pflegt die Seife bei sensibler Kopfhaut besonders mild. Feinem, empfindlichem Haar verleiht die Aleppo-Seife mehr Fülle und Glanz.
„Erste Haarseife, die bei meinen öligen Haaren gut funktioniert! Allerdings spüle ich mit saurer Rinse aus“, ist als positives Feedback in unserer Community zu lesen.
Weiterführende Links:
- Welche Tenside Du in Deiner Kosmetik meiden solltest
- Statista: Häufigkeit Verwendung von Haarshampoo
- DIY: So machst Du Haarseife selbst
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Plastikfrei in der Dusche