Nicht alle Inhaltsstoffe gut für schuppende Kopfhaut
Jahrelang war das umstrittene Zinkpyrithion wichtigster Wirkstoff zur Schuppenbekämpfung. Seit März 2022 ist es in der Europäischen Union (EU) verboten. Die Redakteur:innen von „Öko-Test“ sind im Test von 27 Anti-Schuppen-Shampoos deshalb davon ausgegangen, allen Testkandidaten grünes Licht geben zu können. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt, da sie dennoch auf einige unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen sind.
- Minuspunkte erhielten Produkte mit dem zweifelhaften Anti-Pilzmittel Climbazol, mit aggressiven Tensiden und mit dem bedenklichen Duftstoff Galaxolid. Unter den Testverlierern: das Tiefenpflege Shampoo der Marke Head & Shoulders.
- Knapp die Hälfte der insgesamt 27 Produkte im Test kann „Öko-Test“ Dir empfehlen.
- Sechs der sieben Schuppen-Shampoos mit Naturkosmetik-Siegel sind „sehr gut“, eines „gut“. Alle reinigen meist milder als konventionelle Produkte und bekämpfen Schuppen mit pflanzlichen Wirkstoffen.
Seit 1. März 2022 dürfen keine Anti-Schuppen-Mittel oder sonstigen Kosmetika mit Zinkpyrithion mehr verkauft werden. Die EU hat den Stoff als „vermutlich reproduktionstoxisch beim Menschen“ eingestuft und verboten. Zuvor war die Verbindung der wichtigste Wirkstoff zur Schuppenbekämpfung in Kosmetika. Darüber freut sich „Öko-Test“ sehr, denn die Macher:innen des Testmagazins hatten jahrzehntelang für dieses Verbot gekämpft. In ihren Augen musste Zinkpyrithion auch deshalb aus Kosmetik verschwinden, weil es hautreizend ist und giftig für Wasserorganismen.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Kritischer Wirkstoff nur noch in einem Shampoo
Das Verbot wirkt. Im vorliegenden Test gibt es im Vergleich zum Test vor zwei Jahren nur noch ein einziges Produkt, das „Öko-Test“ wegen eines Wirkstoffes kritisiert: Die Marke Crisan setzt für ihr „ungenügendes“ Anti-Schuppen Intensiv Shampoo Climbazol ein. Auch Climbazol wirkt gegen Pilzbefall auf der Kopfhaut und gehört zur Gruppe der umstrittenen halogenorganischen Verbindungen, die sich in Gewässern und Sedimenten anreichern können. Daneben gibt es Hinweise aus Tierstudien, dass der Stoff eine hormonelle Wirkung haben könnte. Aus diesem Grund prüft die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) Climbazol derzeit in Hinblick auf eine Neubewertung.
Unterschiedliche Produkte für fettige und trockene Schuppen
Die übrigen 26 Shampoos im Test arbeiten mit Anti-Schuppen-Mitteln, die „Öko-Test“ für unbedenklich hält. Naturkosmetika verwendet vorwiegend bewährte pflanzliche Wirkstoffe wie Rosmarinextrakt, Teebaumöl oder Niembaumblattextrakt. Bei 18 der 20 konventionellen Shampoos kommt der Wirkstoff Piroctonolamin zum Einsatz. Piroctonolamin ist eine synthetische Verbindung mit fungizider Wirkung und soll die Hefepilze eindämmen, die gerade bei fettigen Schuppen eine Rolle spielen: Wenn Deine Kopfhaut besonders viel Talg absondert, können sich diese Hefen sprunghaft ausbreiten und mit ihren Ausscheidungen für Juckreiz und Entzündungen sorgen. Allerdings gibt es auch andere Ursachen für Kopfschuppen: Bei trockener Kopfhaut sorgen nicht Pilze für das Abschuppen, sondern fehlende Feuchtigkeit. Dann kann es sinnvoller sein, wenn Du auf ein milderes Shampoo umsteigst und kein klassisches Schuppen-Shampoo verwendest.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Waschaktive Substanzen zu aggressiv für Kopfhaut
Leider aber sind längst nicht alle problematischen Inhaltsstoffe aus Anti-Schuppen-Shampoos verschwunden. Vier der Haarpflegeprodukte fallen daher mit „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“ durch. Die Kritik von „Öko-Test“: Viele Shampoos setzen waschaktive Substanzen ein, die Deine schuppende Kopfhaut allzu hart angehen. Haupttensid in 19 von 20 konventionellen Shampoos ist Sodium Laureth Sulfate. Das Tensid schäumt zwar super, dringt aber auch in die äußerste Schutzschicht der Haut, die Hornschicht, ein. Als PEG/PEG-Derivat kann es die Haut durchlässiger machen für Fremd- und Schadstoffe. Drei der „ungenügenden“ Produkte mit Natriumlaurylsulfat verwenden zusätzlich ein anionisches Tensid, das eindeutig zu aggressiv ist, wenn Du schuppengeplagte Haut hast.
Dreistes Marketing soll problematische Inhaltsstoffe kaschieren
Was „Öko-Test nicht verstehen kann: wenn ein Shampoo mit der oben genannten Tensid-Kombination auch noch explizit für trockene Kopfhaut ausgelobt ist. Beispiel Anti-Schuppen Tiefenpflege Shampoo von Head & Shoulders. Hersteller Procter & Gamble lässt auf der Verpackung verlauten, dass die regelmäßige Anwendung des Shampoos die Kopfhaut schütze und die Balance des Mikrobioms wieder herstelle. „Frech“, sagen die Tester:innen, zumal das beauftragte Labor noch mehr problematische Stoffe in dem Shampoo gefunden hat: ein Rückstand an halogenorganischen Verbindungen, unter denen sich hautreizende Stoffe befinden können, plus den synthetischen Moschusduft Galaxolid. Galaxolid reichert sich in der Umwelt und im menschlichen Fettgewebe an und steht in der EU wegen des Verdachts auf hormonelle Wirkung derzeit unter Beobachtung. Auch die Silikonöle in diesem Shampoo leisten für die Pflege Deiner trockener Kopfhaut sicher nichts, sagt „Öko-Test“, gelangen nach dem Ausspülen aber als Risiko in die Umwelt.
Anwendungstipps
- Steige bei trockenen Schuppen lieber zunächst auf ein ganz normales, milderes Shampoo um, anstatt gleich zu einem Anti-Schuppen-Shampoo zu greifen. Bei trockener Kopfhaut kann es sein, dass nicht Pilze für das Abschuppen sorgen, sondern fehlende Feuchtigkeit.
- Massiere Anti-Schuppen-Shampoos gründlich ein und lasse sie eventuell kurz einwirken. So entfalten die Wirkstoffe ihr Potenzial besser auf Deiner Kopfhaut.