Kritische Stoffe gehören nicht auf den Kopf
„Öko-Test“ hat 38 Shampoos für feines Haar getestet. Die gute Nachricht: Zwei Drittel der getesteten Produkte kann die Redaktion mit „Gut“ oder „Sehr gut“ empfehlen. Zwei große Hersteller enttäuschten jedoch auf ganzer Linie. In ihren Shampoos wurden kritische Duftstoffe, PEG/PEG-Derivate und Kunststoffverbindungen gefunden.
- Ein „sehr gutes“ Shampoo muss nicht teuer sein. Die günstigsten Produkte mit Bestnote kosten gerade einmal 2,19 Euro pro 250 Milliliter.
- Vieles spricht in diesem Test für Naturkosmetik, denn kein zertifiziertes Shampoo schneidet schlechter als „gut“ ab.
- Flüssiges Shampoo verursacht jede Menge Müll, egal ob mit oder ohne Recyclinganteil. Wer auf feste Shampoos für feines Haar zurückgreift, trägt zur Abfallvermeidung bei.
Das Hair Biology Full & Shining Shampoo von Procter & Gamble sowie die beiden L’Oréal-Shampoos Elvital Fibralogy Kräftigendes Aufbau-Shampoo und Kérastase Volumifique Bain Volume, das teuerste Produkt im Test, erhalten nur ein „ungenügendes“ Testergebnis. Das Professionnel Volumetry Shampoo L’Oréal schafft es nur auf ein „Mangelhaft“.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Die Tester:innen haben einiges zu kritisieren: Aus ihrer Sicht enthalten die Rezepturen aller vier Mittel bedenkliche Duftstoffe und PEG-Verbindungen sowie je nach Produkt umweltschädliche Kunststoffverbindungen. Außerdem fehlen Angaben oder Nachweise, ob für den Flaschenkörper Kunststoffe aus der Wertstoffsammlung verwendet wurden. Im Shampoo der Marke Hair Biology von Procter & Gamble fand das von Öko-Test beauftragte Labor zudem das Konservierungsmittel Chlormethylisothiazolinon (CIT). Dieser Inhaltsstoff gilt als stark allergieauslösend.
Kritische Duftstoffe in vielen Produkten
Insgesamt waren fünf Produkte der Marken Procter & Gamble und L’Oréal im Test. Es waren die einzigen Shampoos, in denen das Labor künstliche Moschusverbindungen nachwies, darunter die Duftstoffe Galaxolid und Tonalid. Diese Verbindungen reichern sich im menschlichen Fettgewebe an und stehen laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinflussen. Deshalb werden die Stoffe derzeit neu bewertet. Auch der schwer abbaubare Duftstoff Cashmeran kann sich in deinem Fettgewebe anreichern, was für das Wella Volume Boost Shampoo zwei Punkte Abzug bedeutet. Notenabzug auch für die Shampoos der Marken Kérastase und Hair Biology: Sie enthalten den Duftstoff Hydroxycitronellal, der häufig Allergien auslöst.
Unerwünschte PEG/PEG-Derivate nicht selten
Bei den Polyethylenglykolen (PEG) und ihren Derivaten ist es in diesem Test fast einfacher, die Produkte aufzuzählen, in denen sie nicht enthalten sind. So kommen 15 Shampoos im Test ohne PEG/PEG-Abkömmlinge aus, darunter alle Naturkosmetikprodukte sowie das Alterra Phyto-Kollagen Volumen Shampoo und das Annemarie Börlind Volume Shampoo. 23 Produkte erhielten eine Abwertung, weil PEG/PEG-Derivate die Haut durchlässiger für Fremdstoffe und damit auch für Schadstoffe machen können. Die Hersteller setzen sie unter anderem als Emulgatoren ein.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Glimmer verstößt häufig gegen Menschenrechte
Das Dove Lavendel & Volumen Shampoo enthält laut Deklaration Mica. Der Inhaltsstoff sorgt für einen schönen Schimmer im Shampoo, nicht aber in deinem Schopf, denn er verschwindet beim Ausspülen des Haarwaschmittels sofort im Abfluss. Dabei weist „Öko-Test“ auf ein großes Problem hin: Das Mineral Mica wird in Minen abgebaut, in denen nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Hommes immer noch Kinder arbeiten. Eines der Hauptabbaugebiete ist Indien. Die Tester:innen baten den Hersteller Unilever daher um Belege, woher die eingesetzten Glimmerpartikel stammen. Leider erhielten sie keine Antwort. Daher sahen sie sich gezwungen, das Produkt streng zu bewerten und vier Noten unter den „Weiteren Mängeln“ abzuziehen.
Kaum recycelter Kunststoff für Verpackungen
In den Rezepturen von zehn Produkten bemängelten die Prüfer:innen von „Öko-Test“ außerdem Kunststoffverbindungen. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um synthetische Polymere, also flüssige oder wasserlösliche Kunststoffverbindungen. Viele dieser langkettigen Verbindungen sind biologisch schwer abbaubar und gelangen mit dem Abwasser in der Kläranlage und von dort häufig mit dem Klärschlamm in die Umwelt. Die Shampoos der Marken Dove und Hair Biology enthielten Silikonöl in Form von Dimethiconen und erhielten deshalb eine Abwertung unter „Kunststoffverbindungen in der Rezeptur“.
Nur bei fünf getesteten Shampoos legten die Hersteller ausreichende Nachweise für die Verwendung von Post-Consumer-Rezyklat in der Verpackung vor, also für Material, das aus Abfällen von Endverbrauchern wie dir gesammelt und recycelt wurde. Bei den restlichen 33 Produkten vermissten die Tester:innen ein Engagement der Hersteller in Sachen Recyclingverpackung, was sich in einem Notenabzug unter „Weiteren Mängeln“ widerspiegelt.