Wie Modeketten werben: Altkleider gegen Rabatte
Seine ausrangierten Klamotten zurück ins Geschäft bringen und dafür einen Gutschein abstauben — damit werben seit einiger Zeit große Modeketten. Soziale Organisationen haben so auf dem umkämpften Markt für Alttextilien immer öfter das Nachsehen.
Sammeln H&M und Co. Altkleider für die Umwelt?
Altkleider im Tausch gegen Rabattgutscheine für den nächsten Einkauf. Einige große Modeketten haben dieses Konzept eingeführt, um — wie sie selbst behaupten — die Umwelt zu schonen. Schließlich würden die Altkleider so statt im Müll im Recycling landen. Ein Beispiel: Hennes und Mauritz (H&M) mit seiner Aktion „Garment Collecting.“
„Wir wollen einfach Müll reduzieren", erklärte Anna-Kathrin Bünger von H&M gegenüber „N-TV“. Auf der Website der Modekette heißt es, H&M verdiene nicht an den Altkleidern. Vielmehr unterstütze man entlang der Wertschöpfungskette gemeinnützige Organisationen und fördere Innovationen im Recyclingbereich.
Auch beim Schuhhersteller Reno gibt es für die Abgabe ausrangierter Schuhe Rabattgutscheine, der Adler Modemarkt tauscht ebenfalls Altkleider gegen Rabatte. Aber wie kommt es, dass große Modeketten, die für schlimme Produktionsbedingungen und geringe Qualität der Kleidung bekannt sind, plötzlich Interesse am Umweltschutz zeigen?
Geht es doch nur um’s Geld?
Beim Sammeln von Altkleidern geht es nicht in erster Linie darum, dass diese bedürftigen Menschen zugutekommen, wie man annehmen könnte. Vielmehr hat sich rund um den Handel mit den ausrangierten Textilien ein knallharter Markt entwickelt, auf dem es wie so oft vor allem um Gewinne geht.
Denn mit Alttextilien lässt sich bares Geld verdienen. Die größten Erträge würden die Händler laut „Feelgreen“ mit noch tragbaren Kleidern erzielen, die zum Großteil ins Ausland weiter verkauft werden. Nur ein kleiner Teil lande im Inland in Second-Hand-Läden oder Kleiderkammern. Was nicht mehr getragen werden kann, wird recycelt oder verbrannt.
Bislang waren vor allem karitative Organisationen auf dem Altkleidermarkt vertreten. Sie finanzierten mit den Gewinnen ihre sozialen Engagements. Mit den großen Modeketten die mit gewerblichen Sammlern wie I:Collect zusammenarbeiten, ist nun ein großer Konkurrent im Kampf um die begehrten Altkleider auf den Plan getreten.
Kleidersammlung der Modeketten widersprüchlich
Selbst wenn einige Modeketten versprechen mit den Einnahmen aus den Kleiderspenden auch Gutes zu tun, stehen die „Billigware“ der Ketten im klaren Widerspruch zur Reduktion von Müll.
Solche Unternehmen, die Kleidung billig und in minderer Qualität anbieten, regen ja gerade erst die Wegwerfmentalität an. Noch paradoxer ist, dass es im Austausch Gutscheine gibt, die wieder in neue Kleidung investiert werden sollen.
„Das Ganze ist zutiefst widersprüchlich: Man will den Müllberg senken und gleichzeitig wird mit Rabattgutscheinen wieder zum Kauf animiert“, kritisiert Thomas Ahlmann, Sprecher von FairWertung, dem Dachverband gemeinnütziger und kirchennaher Altkleidersammler. Er meint gegenüber „Feelgreen“: „Das ist vor allem Marketing.“
Auch Kristen Bodde von Greenpeace kritisiert: „Das Geschäftsmodell von solchen Discountern besteht darin, möglichst viel zu verkaufen. Das wird es immer schwierig machen, die Umwelt zu entlasten.“