Wie Du Schadstoffe in Lebensmitteln vermeiden kannst
Wusstest Du, dass Bisphenol-A in Plastikverpackungen stecken könnte und Phthalate in Deinem Burger? Über Schadstoffe aus unseren Verpackungen, wie wir sie meiden können und warum recyceltes Plastik und Papier oft besonders belastet sind, haben wir mit der Direktorin des Schweizer “Food Packaging Forums” Jane Muncke gesprochen.
Egal ob in Plastik, Tetra-Packs, Kartons, Dosen oder Flaschen: fast alle unsere Lebensmittel sind verpackt. Das schützt die Produkte, macht sie länger haltbar und sie lassen sich leichter transportieren. Doch aus den Verpackungen können Schadstoffe aus Kleb-, Druck- oder Kunststoffen in unsere Nahrung übergehen. Wenn dies geschieht, spricht man von Migration. Wie hoch diese sein darf, regeln konkrete Grenzwerte, sogenannte Migrationslimits. Doch welche Stoffe migrieren durch Verpackungen in unsere Nahrung und warum?
Tausende von Chemikalien in unseren Verpackungen
Lebensmittelverpackungen bestehen oft aus einer Kombination verschiedenster Materialien: Plastik, Papiere, Metalle, Glas, Klebstoffe, Lacke oder Druckfarben. “Es werden über 11.000 Chemikalien verwendet, um Verpackungen herzustellen”, erklärt die Direktorin des Schweizer Food Packaging Forums Jane Muncke im Interview mit CodeCheck. “Bei der Herstellung dieser Materialien gibt es chemische Reaktionen, aus denen weitere Stoffe hervorgehen können. Viele der Chemikalien, die so entstehen, sind heute noch völlig unbekannt.”
Jane Muncke, Food Packaging Forum
Bisphenol-A
Ein hingegen bekannter Baustein von bestimmten Arten von Plastik ist Bisphenol A. Es wird zum Beispiel für die Herstellung von Polycarbonat (PC) verwendet. Aus Polycarbonat können Gegenstände wie Trinkflaschen, Lebensmittelbehälter oder Mehrweg-Plastikgeschirr gefertigt werden. Er wird aber auch eingesetzt, um Konserven oder Getränkedosen aus Metall zu beschichten. Eine weitere Quelle für Bisphenol A sind Thermopapiere, auf die beispielsweise Kassenbons, Fahrkarten oder Parktickets gedruckt werden. “Dieser Stoff ist ein endokriner Disruptor und kann schon in geringsten Mengen das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht bringen. Er kann unter Umständen auch Diabetes, Herz-Kreislaufstörungen und Krebs zur Folge haben,” so Jane Muncke.
In Deutschland und in der EU gilt für Stoffe, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen die EU-Verordnung. Darin ist auch geregelt, wie hoch die Menge an Bisphenol A sein darf, die aus einem Lebensmittelbedarfsgegenstand aus Kunststoff, z. B. einer Verpackung, in das Lebensmittel übergeht. Dieser „Spezifische Migrationsgrenzwert (SML)“ beträgt für Bisphenol A 600 Mikrogramm pro Kilogramm Lebensmittel. Insgesamt sollten nicht mehr als 10 Mikrogramm Bisphenol A pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen werden. Jedoch kann dieser Wert bei all den Produkten unseres täglichen Bedarfs die Bisphenol A enthalten, praktisch auch überschritten werden. Wähle daher generell lieber Trinkflaschen und Tupperware aus Edelstahl, statt aus Plastik, und greife zum Glas, statt zur Dose.
Phthalate im Fast-Food
Phthalate werden als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt. DEHP war lange Zeit das am häufigsten verwendete Phthalat. Heute werden vor allem DINP und DIDP eingesetzt. Solche Weichmacher sind dafür verantwortlich, dass Verpackungen und Folien weich und dehnbar sind. Allerdings können sie aus dem Kunststoff austreten und in die Lebensmittel übergehen. Das ist vor allem mit fetthaltigen Lebensmitteln der Fall.
“Auch Stoffe wie DEHP sind hormonell aktiv oder können sich auf den Stoffwechsel auswirken,” erklärt Jane Muncke. Wenn Du die Aufnahme des Weichmachers DEHP durch die Verpackungen Deiner Lebensmittel reduzieren willst, solltest Du Speisen frisch zuzubereiten und generell wenig Fertigprodukte zu Dir nehmen. Eine Studie aus den USA aus dem Jahr 2016 zeigte weiterhin, dass auch Fast-Food besonders stark mit Phthalaten in Bisphenol A belastet ist. Bei fettigen Lebensmitteln gehen mehr Stoffe in das Produkt über, als bei weniger fettigen Lebensmitteln. Reduziere auch solche Speisen daher auf ein Minimum.
Verunreinigungen durch Mineralöle
Der Karton für Verpackungen wird zu einem großen Teil aus rezykliertem Altpapier hergestellt. Eigentlich eine gute Sache. Jedoch können Mineralöle aus den Druckerfarben so in die Fasern der Kartons gelangen und so können Stoffe wie MOSH, MOAH oder POSH in ein Lebensmittel übergehen. “Bei MOAH weiß man, dass sie krebserregend sind, bei MOSH weiß man noch nicht viel über die Toxizität. Man weiß aber sowohl von POSH, MOSH und MOAH, dass sie sich sehr stark im menschlichen Fettgewebe ansammeln und dort kaum mehr weggehen,” führt Jane Mucke aus. Daher ist der kleine Plastikbeutel in Deinem Reis teilweise garnicht so verkehrt. Denn er schützt das Lebensmittel vor diesen potenziell schädlichen Stoffen.
Recycling kann den Schadstoffgehalt in Verpackungen erhöhen
Interessant ist auch der Fakt, dass Plastik beim Recycling ebenfall degradiert - was bedeutet, dass er minderwertiger wird. Werden verschiedene Plastiksorten beim Recycling miteinander kombiniert, können mehr Schadstoffe austreten. Daher ist das Recycling von Plastik ein sinnvoller Zwischenschritt den Eintrag in die Umwelt zu reduzieren. “Letzten Endes kann aber nur eine drastische Reduktion von Plastik die Lösung sein,” ist sich die Umweltwissenschaftlerin sicher.
Tipps für weniger Schadstoffe durch Verpackungen in Deinem Essen
- Kaufe Lebensmittel generell lieber frisch vom Markt und in Unverpackt Läden
- Bevorzuge unverpacktes Obst und Gemüse
- Vermeide es, Lebensmittel in Plastikverpackung zu erhitzen
- Fülle Reis, Mehl und Zucker zu Hause in Glasbehälter um und lagere sie so
- Verzichte weitestgehend auf Fast-Food und Fertiggerichte
- Verzichte auf fettige und ölige Lebensmittel, die in bedrucktem Papier oder Plastik eingewickelt sind
- Kaufe Lebensmittel lieber in Glasflaschen- und Behältern, statt in Tetrapacks und Dosen
Weiterführende Links:
- Factsheet zu Lebensmittelverpackungen des Food Packaging Forums
- Factsheet zu Bisphenol A zu EFSA
- Informationen des BfR zu Mineralölen durch Verpackungen in Lebensmitteln