Wasserenthärter: Sinnvoll oder einfach nur umweltschädlich?
Vor den hiesigen Waschmittelregalen haben wir als Verbraucher die Qual der Wahl: Neben Hygiene- und Weichspülern greifen Kundengerne zu Wasserenthärtern von „Calgon“ & Co. – denn gerade vor kalkhaltigem Wasser lehrt uns die Werbung seit Jahren das Fürchten: Völlig verkalkte Heizstäbe, poröse Rohre und Dichtungen, schmutzige Wäsche und nichts geht mehr. Aber decken sich die Horrorszenarien der Werbewelt wirklich mit der Realität in unseren Waschmaschinen und wie sinnvoll sind die viel beworbenen Entkalker-Tabs?
Kalkhaltiges Wasser – ein Problem?
Hartes Wasser enthält viel gelöstes Calcium- oder Magnesiumhydrogencarbonat, das das Wasser auf seinem Weg in unsere Hähne aus kalkhaltigen Gestein aufgenommen hat. Erhitzt man das Wasser, bilden sich Carbonate, die wir dann als weißen Kalk zu Gesicht bekommen. Je härter das Wasser ist, desto mehr haben wir im Haushalt mit Kalkablagerungen zu kämpfen.
Tatsächlich kann kalkhaltiges Wasser für Haushaltsgeräte zum Problem werden. Der weiße Kalk lagert sich oft an den nicht sichtbaren Stellen ab und beeinträchtigt so die Funktion der Geräte. Jeder Millimeter Kalkablagerung kann einen bis zu 10 Prozent höheren Energieaufwand bedeuten. Weil niemand poröse Kleinteile oder einen erhöhten Stromverbrauch in Kauf nehmen will, ist es sinnvoll, sich mit dem Wasserhärtegrad in der eigenen Region auseinanderzusetzen. Wie kalkhaltig das eigene Leitungswasser ist, kann man im Internet recherchieren oder beim zuständigen Wasserwerk erfragen.
Seit dem Jahr 2007 teilt das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz die Härtegrade in drei Stufen ein: Weiches Wasser enthält bis zu 1,5 Millimol Calcium- oder Magnesiumcarbonat je Liter Wasser. Das entspricht 8,4°dH, das Kürzel °dH steht für Grad deutscher Härte. Von einem mittleren Härtebereich spricht man, wenn sich der Wert zwischen 1,5 und 2,5 mmol/l oder 8,4 bis 14°dH befindet. Hartes Wasser enthält mehr als 2,5 mmol Carbonat pro Liter Wasser und hat damit einen Härtegrad von mehr als 14°dH. Im deutschen Vergleich hat zum Beispiel Bremen mit 8°dH sehr weiches, Sachsen-Anhalt mit 22°dH sehr hartes Wasser.
Kalk mindert die Waschwirkung
Gerade beim Wäschewaschen ist Kalk im Wasser hinderlich. Neben den Ablagerungen in der Maschine reagiert der Kalk auch mit den waschaktiven Tensiden im Waschmittel und verringert so ihre Wirkung. Je kalkhaltiger das Wasser ist, desto mehr Waschmittel, Shampoo und Seife benötigt man, um das gleiche Ergebnis zu erzielen – mancherorts sogar doppelt so viel, wie bei weichem Wasser.
„Viel hilft viel“, denkt da vielleicht der ein oder andere Verbraucher. Aber ganz so leicht ist es nicht. Zum einen sind die Wasserwerke nicht in der Lage, alle Waschmittelrückstände hundertprozentig aus dem belasteten Abwasser herauszufiltern. Zum anderen belastet die falsche Dosierung auch unsere Portemonnaie und kann zu Schäden an der Wäsche und der Waschmaschine führen. Damit Waschmittel optimal wirken, ist weiches Wasser mit einer Härte von 8,4°dH perfekt.
Wasserenthärter sind nur seltenen notwendig
Auf teure Wasserenthärter, wie das massiv beworbene „Calgon“, kann man aber trotzdem getrost verzichten. Warum? Alle Waschmittel sind auf unser vorwiegend hartes Wasser abgestimmt und enthalten neben waschaktiven Substanzen auch Wasserenthärter, die den Kalk im Wasser binden. In Waschpulvern übernehmen das Zeolithe, in Flüssigwaschmitteln sorgt eine höhere Konzentration von Tensiden für weiches Wasser in der Waschmaschine.
Nur wenn stark verschmutze Wäsche und hartes Wasser zusammenkommen, kann ein Wasserenthärter für die Waschmaschine und die Kleidung sinnvoll sein. Wer in Gegenden mit weichem Wasser wohnt und wer das Waschmittel richtig dosiert, kann die teuren Entkalker-Tabs also im Regal stehen lassen. Die würden das Abwasser nur unnötig belasten.
Die richtige Dosierung richtet sich also nach drei Kriterien: Wie hart ist das Leitungswasser, wie dreckig ist die Wäsche und wie voll ist die Trommel? Eine Dosierungsempfehlung findet sich auf jeder Waschmittelverpackung, aber auch die Verbraucherzentrale gibt im Internet eine genaue Anleitung dazu.
Umweltfreundliche Entkalker: Waschsoda
Wer aber trotzdem Kalkablagerungen vorbeugen will, kann auch zu einer umweltfreundlicheren Alternative mit der gleichen Wirkung wie die teuren Tabs greifen: Waschsoda.
Einfach ein bis zwei Esslöffel Waschsoda – preisgünstig erhältlich in jeder Drogerie unter dem Namen Waschsoda oder Reine Soda – mit ins Waschmittelfach geben. Dann kann das Waschmittel nach Herstellerempfehlung für weiches Wasser dosiert werden.
Allerdings: Soda bildet in Verbindung mit Wasser eine Lauge, die empfindliche Fasern wie Wolle und Seide beschädigen kann, hier also lieber auf Soda verzichten.
Waschmaschinen leben länger, auch ohne Tabs
Auch wenn Wasserenthärter bei jedem Waschgang nicht notwendig sind, ist es wichtig, sich um die Kalkablagerungen in der Waschmaschine zu kümmern. Damit unsere Maschinen auch ohne „Calgon“ & Co. lange leben, reicht es aus, sie circa zwei Mal im Jahr zu Entkalken.
Am besten verwendet man hier handelsübliche Zitronensäure, die es in jedem Drogeriemarkt zu kaufen gibt. Sieben bis acht Esslöffel Zitronensäure in die Waschtrommel geben, das Waschprogramm mit der höchsten Waschtemperatur wählen und einmal komplett durchlaufen lassen. Besteht die Befürchtung, dass die Maschine stark verkalkt ist, kann der Pausenknopf für eine Stunde gedrückt werden, wenn die maximale Waschtemperatur erreicht ist. So hat die Zitronensäure genügend Zeit, um dem Kalk zu Leibe zu rücken
Vorsicht: Zwar wirkt die Zitronensäure hervorragend gegen Kalk, bei Überdosierung kann sie aber zu erheblichen Schäden an der Waschmaschine führen. Auch auf Essigessenz sollte man beim Entkalken von Wasch- und Spülmaschinen verzichten. Auch sie greift zu leicht die Gummidichtungen an und schadet der Maschine auf Dauer.
Entkalker-Tabs dürfen im Regal bleiben
Wasserenthärter-Tabs für unsere Waschmaschinen können wir also getrost im Regal stehen lassen, auch wenn findige Marketingexperten uns gerne vom Gegenteil überzeugen wollen. Trotzdem sollten wir die Kalkablagerungen im Haushalt im Blick haben.
Beherzigt man aber die Dosierungsanleitung des Waschmittels und entkalkt die Maschinen circa zwei Mal im Jahr, steht einem umweltbewussten Waschen, sauberer Wäsche und einer langlebigen Waschmaschine auch ohne Entkalker nichts im Weg.
Tipps für umweltfreundliches Waschen
Beim Kauf von Waschmittel sollte man zudem immer auf die Inhaltsstoffe achten – nicht selten findet man beispielsweise Mikroplastik darin.
Check einfach Dein Waschmittel mit CodeCheck – enthält es nicht empfehlenswerte Inhaltsstoffe, dann schlagen wir Dir Alternativen vor. Oder: Du machst Dein Waschmittel einfach selbst (Anleitung) – vielleicht sogar mit Pflanzenpower wie Efeu oder Kastanien!