WWF berichtet: Meeresbestand hat sich halbiert
Meere und Seen sind überfischt. Eine neue Studie des WWF bezeugt nun aber das ganze Ausmass: Die Meerespopulation hat sich in den letzten 40 Jahren halbiert. Es gibt aber noch weitere Gründe für weniger Meeresleben.
Wie oft essen die Schweizer durchschnittlich Fisch? Eine Umfrage mit 3700 hat ergeben, dass 62 Prozent ab und zu Fisch essen, 19 Prozent lieben Fisch so sehr, dass er oft auf den Teller kommt und noch einmal 19 Prozent mögen ihn gar nicht. Der WWF hat diese Vorlieben mittels einem Report in erschreckende Zahlen übersetzt: Innerhalb von einer Generation hat der Mensch es geschafft, das Meeresleben um 50 Prozent zu reduzieren. Marco Lambertini, Leiter WWF International sagt dazu:
„Neben Temperaturschwankungen und Territorialverhalten ist vor allem die Überfischung ein grosses Problem – denn der Mensch hat die Fische schneller an Land gezogen, als sie sich vermehren konnten und zudem mittels Schleppnetzen und anderen Massenmethoden ihre natürlichen Brutstätten zerstört.“
Nahrungskreislauf ist gestört
Die Studie – WWF’s Living Blue Planet – zeigt, dass vor allem auch Seegurken - Meeresbewohner mit einer ledrigen Haut – gefährdet sind. Sie gelten als Delikatesse in ganz Asien. Die Zahlen dazu verderben den Appetit: 98 Prozent weniger Seegurken auf den Galapagosinseln und 94 Prozent weniger im roten Meer – und das bloß während der letzten Jahre.
Die Studie deckt auch die Missstände auf dem Meeresboden auf: Seegras und Korallenriffe dienen als Nahrungsquelle für andere Meeresbewohner, werden aber von Schleppnetzen und Tauchschiffen schonungslos abgegrast.
Auch der Klimawandel trägt seinen Teil zur Veränderung der Meeresbesiedlung bei: Co2 wird auch in die Meere absorbiert, so dass die Werte in einzelnen Gebieten nicht mehr basisch oder neutral, sondern sauer werden – dies kostet viele empfindliche Spezies das Leben. Das wirkt sich wiederum negativ auf den Nahrungskreislauf aus – und die Tiere verhungern.
Wenn das Meer hungert, hungert auch der Mensch
Das ist aber nicht nur für die Meere problematisch, sondern im Enddefekt auch für den Menschen: Einige Fischsorten, die eine wichtige Nahrungsquelle für den Menschen sind, sind zahlenmässig dermassen dezimiert, dass man von Zahlen spricht, die „critical to human food security“ sind. Das bedeutet, dass auch die Nahrungskette des Menschen, insbesondere in der dritten Welt, in Gefahr ist. Die Zahlen dazu: Der Bestand von Thunfisch und Makrelen ist um 75 Prozent gesunken.
Aufmerksamkeit auf die Missstände lenken
Der WWF hat die Studie einerseits veröffentlicht, damit wir ein möglichst genaues Bild davon bekommen, wie es tatsächlich in den Meeren ausschaut – und andererseits, damit wir dieser Abwärtsspirale noch heute entgegenwirken können.
Da sind insbesondere die Global Key Players, also unsere Politiker gefragt. Sie müssen dafür sorgen, dass die Gesundheit und Rehabilitierung der Ozean zum Hauptaugenmerk in den „UN sustainable development Goals“ wird. Ende Monat soll ein entsprechendes Gesetz vorgestellt werden – und das stellt wiederum eine Chance dar, einen globalen Klimadeal zu beschließen.
Was können WIR tun?
Die Frage bleibt, was WIR tun können. In einem ersten Schritt können wir unser Bewusstsein auf die Missstände lenken – und herausfinden, welche Maßnahmen zur Artenvielfalt beitragen.
Als beispielhaft gilt Moçambique: 2010 wurden vor den Küsten Zonen definiert, in denen nicht mehr gefischt werden durfte. Vier Jahre später hat sich die Biomanne an Fisch um das Drei- bis Vierfache erhöht. Der Verein fair fish appelliert aber auch an das Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten: Wir sollen Fisch als Delikatesse betrachten und ihn höchstens einmal pro Monat essen.
Zudem kommt es auf die Quelle an: Wir als Konsumenten sollten keine Massenfischerei unterstützen, also solche Fische, die - mit den zuvor beschrieben Schleppnetzen - gefischt werden. „Da ist der Bleifang von Tieren wie Schildkröten oder Delfinen immens. Ausserdem wird die Flora und Fauna des Meeres so einfach zerstört“, erklärt Bianca Miglioretto vom Verein Fair Fish. Zudem sei bei heimischen Zuchtfischen Vorsicht geboten: Damit diese aufgezogen werden können, verwende man aus Kostengründen Fischmehl, dass aus den Fischfängen der Ozeane stammt.