Soll ich mich impfen?
Rund 20 Millionen Deutsche stellen sich jedes Jahr der Grippeschutzimpfung. Doch Studien stellen deren Wirksamkeit schon länger in Frage. Schützt die Impfung überhaupt vor den gefürchteten Influenza-Viren?
Seit Mitte der 90er-Jahre hat sich die Zahl der Deutschen fast verzehnfacht, die sich gegen Influenza impfen lassen. Dennoch sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich starke Grippewellen verzeichnet worden. Nun wird die Effektivität der Impfung angezweifelt.
Das Spiel mit der Angst
Die Influenza, oder auch saisonale Grippe genannt, gehört in Deutschland zu den Infektionskrankheiten mit der höchsten Sterblichkeit. Im Jahr sollen im Schnitt 15 000 Menschen an Grippe sterben. Diese Zahlen liefert das Robert-Koch-Institut, das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten. Dass dies aber nur Schätzungen seien, gibt das Institut auf seiner Website selbst zu.
Angela Spelsberg, Epidemiologin, Leiterin des Tumorzentrums Aachen und Expertin für Korruption im Gesundheitswesen, erklärte dem SWR, dass die Übertreibung hinsichtlich der Sterbezahlen Methode hat. Es wird versucht, der Öffentlichkeit Angst zu machen: sie wird sprichwörtlich mit der Grippe-Angst geimpft.
„Bei der Schweinegrippe haben wir erlebt, wie gezielt Hysterie geschürt worden ist. Und es ist weltweit eine Kampagne angelaufen, die sorgfältig vorbereitet wurde. Und es ist sicher auch ein großes Geschäft. Denn jährliche Medikamentenausgaben, die dann eben für Grippeschutzimpfungen oder für antivirale Mittel getätigt werden, sind auch ein Geschäftsfeld,“ so Angela Spelsberg auf swr.de.
Weshalb die Grippe tückisch ist
Jetzt in der kälteren Jahreszeit hört man es wieder an jeder Ecke Husten und Niesen. Schnell befällt einen die Angst, sich anzustecken und womöglich tagelang mit Grippe im Bett zu liegen.
Und das kann schnell gehen, die tückischen Grippeviren wandern durch direkten Kontakt wie Händeschütteln oder Husten zu ihrem nächsten Opfer. Aber auch schon indirekter Kontakt, zum Beispiel mit einem Türgriff, auf dem die Viren verteilt wurden, reicht um sich anzustecken.
Besonders gefährlich ist, dass die Grippe eine Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu drei Tagen haben kann. In dieser Zeit arbeiten die Influenzaviren bereits im Körper, die Krankheit ist aber noch nicht ausgebrochen. So kann das Virus auf andere übertragen werden, auch wenn der Infizierte sich noch nicht krank fühlt. Und auch nach dem Ausbruch der Grippe besteht noch Ansteckungsgefahr – bei Erwachsenen etwa drei bis fünf Tag, bei Kindern sogar bis zu sieben Tage.
Grippe oder Erkältung?
Die Grippe wird oft mit einer Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, verwechselt, denn die Symptome ähneln sich. Der Unterschied zwischen Grippe und Erkältung zeigt sich im Verlauf und in der Schwere der Erkrankung.
Typisch für eine Grippe ist ein sehr plötzlicher und heftiger Krankheitsausbruch. Ebenso zeichnet sich eine echte Grippe dadurch aus, dass mehrere Symptome gleichzeitig und auch intensiver auftreten als bei einer Erkältung.
Die Influenzaerkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen. Im Allgemeinen ist eine unkomplizierte Grippe aber nach ein bis zwei Wochen ausgestanden. Einige extreme Grippe-Fälle verlaufen tödlich, das ist im Vergleich zur Gesamtzahl der Erkrankten aber die Seltenheit.
Wer sollte sich impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung sogenannten Risikogruppen. Dazu gehören insbesondere chronisch Kranke, Personen ab 60 Jahren, sowie Schwangere.
Wie soll die Impfung wirken?
Bei der Impfung werden abgetötete Influenza-Viren gespritzt. Das Immunsystem soll so Antikörper gegen den Virus aufbauen. Sollte es dann zu einer Infektion mit Grippeviren kommen, kann der Körper mit den gebildeten Antikörpern die Influenza bekämpfen.
So die Theorie – in der Praxis ist die Wirkung nicht so sicher. Das Problem: Die Impfung richtet sich immer nur gegen einen bestimmten Erreger. Der Influenza-Virus ist jedoch sehr wandlungsfähig. So ist es möglich, dass ein Impfstoff schnell wirkungslos wird.
Deshalb ist es nötig, sich jedes Jahr aufs Neue impfen zu lassen. Doch das birgt Risiken: Das Immunsystem ist nach der Impfung geschwächt. Auch Nebenwirkungen sind möglich.
Grippeschutzimpfung wirkungslos?
Die Wirksamkeit der Impfung ist bisher wissenschaftlich nicht klar bewiesen worden. Studien, die an der Grippeschutzimpfung zweifeln, haben aber interessante Ergebnisse zu Tage gebracht. So deutet eine Studie der University of Minnesota aus dem Jahr 2012 darauf hin, dass die Impfung nicht einmal für die Risikogruppen Nutzen bringt.
Das Forscherteam entdeckte, dass gerade Ältere und Kinder nicht annähernd so von der Impfung profitierten, wie behauptet wird. Es wurden hierfür mehr als 12.000 Studien, Dokumente und Notizen untersucht. Deren Ursprung reicht teilweise bis weit in die 1930er Jahre zurück. Das Ergebnis: Es gibt so gut wie keinen soliden Hinweis darauf, dass die Grippeschutzimpfung einen wirklichen Schutz vor der Erkrankung liefert.
Auch einige deutsche Ärzte sind sich sicher: die Impfung ist höchstens ein Faktor im Kampf gegen die Grippe-Viren. Viel wichtiger ist eine gesunde Lebensweise und ein starkes Immunsystem.
Letztendlich scheinen also nur die Arztpraxen und die Hersteller der Grippeschutzmittel zu profitieren: sie verdienen jedes Jahr ein paar hundert Millionen Euro an der Impfung.
Hinzu kommt: Der Nutzen der Grippeimpfung ist wissenschaftlich kaum belegt.