Shrinkflation: So erkennst Du versteckte Preiserhöhungen
Alles wird teurer – fast haben wir uns schon daran gewöhnt. Dass jedoch immer mehr Hersteller beliebter Produkte diese Preiserhöhungen möglichst unbemerkt durchziehen möchten, ist ärgerlich. Mithilfe der sogenannten Shrinkflation werden Verbraucher:innen bewusst getäuscht, denn kaum jemand bemerkt, dass für weniger Inhalt der gleiche Preis oder in manchen Fällen sogar mehr bezahlt werden soll. Auf diese Tricks solltest Du achten.
„Shrinkflation“ setzt sich aus den Wörtern „to shrink“ (deutsch „schrumpfen“) und „Inflation“ zusammen. Es bedeutet, dass die Teuerung eines Produkts von Herstellern an die Endkund:innen durch versteckte Preiserhöhungen weitergegeben wird. Da bei einer offensichtlichen Verteuerung Absatzeinbußen zu erwarten sind, wenden die Produzierenden diese dreiste Methode an, indem sie weniger Inhalt zum gewohnten Preis anbieten: Mogelpackungen. Supermärkte legen auf diesen dann gern noch einige Cents drauf.
Beliebte Herstellertricks für Mogelpackungen
Aufgrund der aktuellen Inflation und der dadurch geschmälerten Kaufkraft nimmt das Phänomen Shrinkflation zu. Hersteller werden dabei immer erfinderischer. Seit vielen Jahren bereits verleiht die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) besonders dreisten Fällen deshalb die „Mogelpackung des Jahres“. Sie erfüllen in der Regel mehrere der folgenden Kriterien:
- Der Inhalt (Füllmenge oder Stückzahl) nimmt ab, die Packungsgröße wird aber nicht angepasst, sondern lediglich mit mehr „Luft“ aufgefüllt.
- Die Packung ist nun kleiner, der Preis bleibt gleich.
- Die Packung ist nun größer, der Preis jedoch überproportional höher.
- Die Zutaten sind billiger. Produzierende sparen aufgrund steigender Preise an der Qualität oder dem Service, verwenden zum Beispiel reguläres Palmöl anstelle bisher Raps- oder Sonnenblumenöl.
- Hersteller bringen eine neue Sorte oder eine „Light“-Variante des bekannten Produkts heraus, allerdings mit reduziertem Inhalt.
- Das Produkt wird als Sonderangebot angepriesen, um vom geringeren Inhalt abzulenken.
- Das Angebot wirkt unverändert, aber die Effizienz des Produkts nimmt ab, zum Beispiel die Saugkraft von dünner werdenden Küchentüchern.
Shrinkflation oft bei namhaften Marken
Betroffen sind vor allem Markenprodukte, doch sind zunehmend auch bei Eigenmarken Mogelpackungen zu finden. Ob Fisch, Fleisch, Chips, Tiefkühlpizza oder Bio-Müsli, Tausende Produkte fallen der Shrinkflation zum Opfer. Aber nicht nur bei Lebensmitteln, auch bei Kosmetika, Konsumgütern oder Dienstleistungen wird Shrinkflation von Herstellern genutzt.
Eine Scheibe weniger kostet jetzt mehr
Weniger Füllmenge bei gleich großer Packung und gleichem Preis
Neues Design und weniger Inhalt kaschieren die indirekte Preiserhöhung
Neue Rezeptur als Anlass für geringeres Produktgewicht zum alten Preis
So erkennst Du Shrinkflation beim Einkauf
Versteckte Preiserhöhungen zu erkennen, ist leider gar nicht so einfach. Nur wenn Du ein Produkt regelmäßig kaufst und gut kennst, hast Du eine Chance.
Wir haben ein paar Tipps für Dich:
- Beobachte Preise, Mengenangaben und Zutaten von Produkten, die Du häufig einkaufst. Bei einem Verdacht hilft ein Foto, schnell zu überprüfen, ob Du richtig liegst.
- Veränderungen der Füllmengen sind an einem geänderten Grundpreis (= Preis pro Kilo beziehungsweise Liter) zu erkennen, den Du am Preisschild im Supermarktregal findest. Um vergleichen zu können, musst Du jedoch den vorherigen Grundpreis wissen, was oft schwierig ist.
- Achte auf Beschreibungen wie „Neue Rezeptur“ oder „Bessere Qualität“, da sie auf eine reduzierte Füllmenge hinweisen können. Auch ein neues Verpackungsdesign bietet Herstellern die Möglichkeit, von einer veränderten Füllmenge abzulenken.
- Wenn Du weniger verpackte Lebensmittel kaufst, kannst Du besser erkennen, was drin ist, und darüber hinaus Müll und manches Mal auch Geld sparen.
- Eine fortlaufende Liste mit Mogelpackungen bietet die „Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH)“. Auf der Website kannst Du über ein Online-Formular auch selbst erspähte Mogelpackungen melden.
Strengere Regeln für Hersteller gefordert
Mogelpackungen sind bei uns laut „Mess- und Eichgesetz“ eigentlich verboten. Da dieses Verbot bis auf die Vorgabe, dass eine Packung maximal zu 30 Prozent aus Luft bestehen darf, keine konkreten Regelungen vorsieht, bewegen sich Unternehmen in einer Grauzone. Um Kund:innen vor versteckten Preiserhöhungen zu schützen, fordern Verbraucherschützer:innen und auch CodeCheck strengere Bestimmungen für Herstellende. Die Information über die Änderung der Füllmenge soll sofort erkennbar und gut lesbar auf der Schauseite der Verpackung angebracht sein. Wenn Hersteller auf Mogelpackungen und unnötige Zusatzverpackungen verzichten würden, könnten zudem laut „Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV)“ jährlich drei Millionen Mülltonnen à 240 Liter eingespart werden – bei der aktuell sehr hohen Anzahl von Mogelfällen schätzungsweise noch mehr.
Brasilien geht bereits mit gutem Beispiel voran. Dort müssen Hersteller per Gesetz die alte und neue Inhaltsmenge sowie die absolute und prozentuale Veränderung für mindestens sechs Monate auf der Vorderseite der Verpackung sichtbar machen.
Bis sich auch bei uns etwas ändert, klären wir von CodeCheck mit informativen Artikeln und Social-Media-Posts über Mogelpackungen auf und sorgen so für mehr Transparenz beim Einkauf.
Quellen
- Verbraucherzentrale Hamburg: Die 10 beliebtesten Tricks, um Preiserhöhungen zu verstecken
- Verbraucherzentrale Bundeverband: Drei Millionen Mülltonnen weniger möglich
- Verbraucherservice Bayern: „Shrinkflation“: Gleicher Preis – weniger drin