Nylonstrümpfe: Hübsch am Bein, hässlich für die Umwelt
Als Wegwerfprodukte konzipiert, halten sie oft nicht länger als einen Tag: Nylonstrümpfe. Sie bestehen hauptsächlich aus Erdöl, müssen im Restmüll entsorgt werden und sind damit eine echte Umweltsünde. Gibt es Alternativen jenseits der langweiligen Baumwolle?
Die Nylonstrumpfhose ist neben der Glühbirne der zweitbekannteste Fall so genannter „geplanter Obsolenz“. Unter einer geplanten Obsolenz versteht man das absichtliche Einbauen von Materialfehlern bzw. eine gewollte Verschlechterung der Qualität, damit die Produkte nicht so lange halten. Als die Strumpfhosen eingeführt wurden, warteten Frauen ewig vor den Läden, um eine Nylonstrumpfhose zu kaufen. Aber die Kundinnen kamen nicht wieder, denn die Produkte hielten einfach zu lange. Der Konzern DuPont, der das Nylongemisch entwickelt und zur Marktreife gebracht hatte, rettete den Umsatz mit einem Trick. Er ordnete eine absichtliche Verschlechterung der Qualität an. Die Entwickler erhielten den heimlichen Auftrag, eine Strumpfhose mit wesentlich kürzerer Haltbarkeit zu kreieren.
Länger haltbar? Schlecht fürs Geschäft!
Stimmt das noch heute? Gerade hat ein Team das für die „FAZ“ getestet: Sie verglichen Nylonstrumpfhosen verschiedener Marken und Preislagen – mit ernüchterndem Ergebnis. Es wäre heute genau wie damals bei DuPont jedem der genannten Hersteller möglich, eine viel bessere Nylonstrumpfhose zu produzieren. Eine, die richtig lange hält.
Aber für uns ist es ganz normal geworden, Feinstrumpfhosen oft schon nach einmaligem Gebrauch wegzuwerfen, wenn wir nicht gerade eine schöne Idee zur Wiederverwertung oder zum Upcycling haben. Kaum jemand macht sich Gedanken um die Nylonstrumpfhose. Dabei bestehen sie zu 85% aus Erdöl. Wenn ich nun zusammenrechne, wie viele Strumpfhosen ich in all den Jahren in den Restmüll gab, muss ich mir sehr viele Punkte auf meiner Ökobilanz abziehen …
Gibt es überhaupt Alternativen?
Die Strumpfhose mit ihrer geplanten Obsolenz und das Ärgern über Laufmaschen: Ist das schon längst Teil eines kulturellen Codes? Denn es erstaunt, dass es nur wenige Alternativen gibt. Neben der etwas unschicken, dafür aber haltbaren und wärmespendenden Baumwolle produziert der Hersteller „Grüner Faden“ Nylonstrumpfhosen aus recycelten, bei anderen Produktionen anfallenden Fasern. Eine schöne Idee!
Aber ob die Strumpfhosen auch haltbarer gemacht werden? Vielversprechender ist ein neues Verfahren, auf das die Entwickler bereits ein Patent angemeldet haben. Hier wird Nylon nicht aus Erdöl, sondern aus Holzfasern gewonnen. Diese Holzfasern fallen als Abfallprodukt in Papierfabriken an. Eine gute Ökobilanz zeichnet sich schon jetzt ab, sollten die Entwickler Erfolg haben. Dann lässt sich die Lebensdauer der Strumpfhosen angeblich mit einigen etwas wild klingenden Tricks verlängern – immer ein guter Ansatz. Auch eine Wiederverwendung der kaputten Strumpfhosen ergibt Sinn, weil sie dann wenigstens nicht nach einmaligem Gebrauch im Müll landen.
Aber das Beste bleibt wohl der Sommer. Denn gerade jetzt brauchen wir zum Glück nur ganz, ganz selten mal eine Feinstrumpfhose. Und die umweltfreundlichste Variante bei etwas umstrittenen Produkten ist ja ohnehin: Vermeiden.