Männer sterben früher
In vielen westlichen Ländern haben Frauen eine um etwa sechs Jahre längere Lebenserwartung. Dies ist auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen. Codecheck klärt auf.
Männer müssen stark sein! Ernährer, Beschützer und Liebhaber. Keine Schwächen sollen sie zeigen und jegliche Hürden ohne allzu große Anstrengungen überwinden können. Eine Vorstellung, die in der heutigen Zeit nur noch ein veraltetes Klischee ist, steckt dennoch in vielen Köpfen unserer männlichen Mitmenschen. Auch Frauen, die das perfekte Komplettpaket erwarten, finden sich heutzutage noch zuhauf.
Ist dieser gesellschaftliche Druck verantwortlich dafür, warum so viele Männer weniger häufig den Arzt aufsuchen, als Frauen es tun? Gehen Männer höhere Risiken in der Gesundheit ein, weil sie nicht als schwach gelten wollen? Viele Männer verschweigen eine Depression, verlieren sich im Alkohol und Drogensumpf. Hilfe zu suchen und über Probleme zu sprechen – das fällt vielen schwer. Sich selbst einzugestehen, dass etwas nicht stimmt, dass man unglücklich oder krank ist, das ist der schwerste Schritt.
Ungesunder Lebensstil
Männer leben aber auch ungesünder. Das starke Geschlecht ist zahlenmässig den Frauen weit voraus, was Alkoholtrinken, Rauchen oder den Konsum illegaler Substanzen angeht. Männer trinken im Schnitt dreieinhalb Mal so viel Alkohol wie Frauen. Alkoholische Getränke sind reich an Kalorien. Wer jeden Tag Bier oder Wein trinkt, darf sich nicht wundern, wenn der Bauchansatz zunimmt. Dazu kommt schlechte Ernährung. Männer essen deutlich mehr Fleisch und fetthaltige Produkte, als Frauen. Regelmässiger Verzehr von rotem Fleisch erhöht langfristig das Risiko von Gefäßschäden und Darmkrebs. Rund 63 Prozent der Männer in Deutschland sind übergewichtig. Bei den Frauen beträgt die Quote gerade einmal 42 Prozent.
Ungesunde Ernährung und unzureichende Bewegung sind die Hauptgründe vieler Krankheitsbilder unserer Industrienationen. Dazu kommt Stress. Wer den ganzen Tag im Büro ackert, schnell ein Sandwich in der Mittagspause herunterwürgt und dann abends im Fitneßstudio noch seine persönliche Bestzeit auf dem Spinning-Bike aufstellen will, wird auf lange Dauer ausbrennen. Beim Sport sind Männer sehr ehrgeizig. Selbstverständlich ist dies eine positive Eigenschaft, dennoch sollte man seine Grenzen kennen. Nach einem harten Arbeitstag noch zwei Stunden Kraft- und Ausdauertraining anhängen, nur um den inneren Schweinehund zu überwinden, stellt für den Körper eine enorme Belastung dar.
Überbelastung ist riskant
Durch die ganzen Anstrengungen des vorangegangenen Tages steht der Körper schon total unter Stress. Ruhe wäre jetzt angebracht. Anstatt nach Hause zu gehen und sich zu erholen, wird im Fitneßstudio noch weit über die eigenen Grenzen gearbeitet. Viele sagen, sie fühlen sich besser und entspannt nach einem harten Training. Das stimmt aber nur bedingt. Auf Dauer ist diese Überbelastung des Körpers riskant. Arbeit, Familie, Sport und vieles mehr verlangen heutzutage immer mehr Energie und Zeit. Alles unter einen Hut zu bringen, fällt schwer. Stress kann sehr gefährlich sein. Auf lange Zeit wird der Körper einem die Grenzen aufzeigen. Wer sich selbst und seinem Körper keine Erholung gönnt, der wird zu Pausen gezwungen werden. Im Extremfall kann dies sogar den Ausbruch von Krankheiten wie Krebs bedeuten. Beide Geschlechter, gerade wenn sie vollzeitbeschäftigt sind und Kinder haben, riskieren ihre Gesundheit.
Typisch männlich
Gründe, warum Männer sich mehr gehen lassen als Frauen, liegen auch in der Erziehung. Mädchen lernen mehr als Jungs, in ihren Körper hineinzuhorchen. Während viele Mädchen schon früh lernen, sich gesund zu ernähren, gilt es bei vielen jungen Männern als selbstverständlich, dass ein Mann viel Alkohol vertragen muss. Es gilt als männlich, zu trinken und zu rauchen. Wer beim Fußballgucken kein Bier trinkt, wird von seinen Kollegen schnell belächelt. Die erlernten Verhaltensmuster prägen dann oft den weiteren Lauf des Lebens.
Weitere Unterschiede zwischen Mann und Frau
- Lebenserwartung. Rund zwei Drittel der älteren Menschen sind Frauen.
- Die Lebenserwartung von Frauen liegt um sechs Jahre über jener der Männer.
- Immunsystem. Frauen haben ein besseres Immunsystem als Männer. Sie sind weniger oft von Infektionskrankheiten betroffen.
- Diagnoseverhalten: Frauen gehen häufiger zum Arzt. Da sie aber dazu tendieren, ihre Beschwerden zu verharmlosen, werden organische Erkrankungen oftmals übersehen oder später diagnostiziert, als bei Männern. Während Männer körperlich untersucht werden, erhalten Frauen oftmals eine psychosomatische Diagnose und werden in weiterer Folge gar nicht, oder erst später, behandelt.
Positive Veränderung
Bei den Jugendlichen findet jedoch gerade ein Wandel statt. Wo es früher „cool“ war, auf dem Pausenhof heimlich Zigaretten zu rauchen, hält nun der Fitness-Lifestyle Einzug. Immer mehr junge Männer verzichten auf Alkohol und Zigaretten, betreiben Krafttraining und achten auf ihre Ernährung. Knapp ein Drittel der männlichen Jugendlichen geben sogar an, gar keinen Alkohol zu konsumieren. Ein erfreulicher Trend.
Immer mehr junge Männer begeistern sich für Sport. Nur auf der faulen Haut zu liegen, Bier zu trinken und Gras zu rauchen, scheint für Jugendliche immer mehr an Attraktivität zu verlieren. Stattdessen wird auf Youtube nach geeigneten Trainingsprogrammen gesucht und über die ideale Ernährung diskutiert.
Wer einmal den Erfolg und die positive Resonanz eines gesunden Lebensstils erfährt, wird dem selten den Rücken kehren. Große Muskeln und physische Kraft sollte jedoch nicht das Einzige sein, welches die jungen Männer von heute motiviert. Auch sollten sie ermutigt werden, echte Gefühle zu zeigen und Schwächen einzugestehen. Somit könnte auch ein Grossteil der psychischen Krankheiten frühzeitig behandelt werden. Denn eine Depression führt bei einem grossen Teil der Männer leider immer noch zum Suizid.