Gesundheit

Können Kerzen krank machen?

21. Sept. 2015 von

Das Gerücht hält sich hartnäckig: Handelsübliche Kerzen auf Paraffinbasis sollen beim Abbrennen schädliche Substanzen freigeben. Was ist dran an den Befürchtungen und welche Kerzen sind unbedenklich?

Sind Paraffinkerzen ungesund?

Paraffin wird aus Erdöl gewonnen und ist damit Beiprodukt einer nicht-erneuerbaren Ressource. Es wurde zwischen 1830 und 1840 erstmals für die Kerzenherstellung eingesetzt. Paraffinkerzen produzieren beim Abbrennen eine Reihe bedenklicher Stoffe, darunter Kohlenwasserstoffe wie Benzol und Toluol.

Idealerweise verbrennt Paraffin zu Wasser und Kohlendioxid, was vollkommen unbedenklich wäre. Allerdings erreicht eine Kerzenflamme nicht die dazu notwendigen Temperaturen, sodass bei der Verbrennung auch ungesunde Substanzen entstehen. Außerdem ist die Klimabilanz von Erdölprodukten negativ.

Dies ergaben auch die Ergebnisse einer Studie der South Carolina State University aus dem Jahr 2009. Es wurde festgestellt, dass bei der Verbrennung von Paraffinkerzen etliche bedenkliche Substanzen, darunter Alkane, Alkene, Ketone, Toluol oder Benzol in die Luft abgegeben werden.

„Die getesteten Paraffinkerzen gaben ungewünschte Substanzen an die Luft ab. Bei Menschen, die täglich über Jahre hinweg, oder sehr häufig solche Kerzen verwenden, kann das Einatmen dieser gefährlichen Stoffe die Entwicklung von Krankheiten begünstigen,“ erklärte Dr. Ruhullah Massoudi, leitender Wissenschaftler der Studie. Er nennt Allergien, Asthma und sogar Krebs als mögliche Folgeschäden. Sein Kollege Amid Hamidi fügte aber hinzu: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine gelegentliche Paraffinkerze und deren Emissionen jemanden beeinträchtigen.“

Dennoch gibt es auch einige Stimmen, die Paraffin als ungefährlich einstufen und darauf verweisen, dass Paraffin schließlich auch in der Kosmetik verwendet werde. Paraffin bleibt also umstritten. Wer auf Nummer sicher gehen will, verzichtet auf Paraffinkerzen, oder nutzt sie selten und am Besten in größeren, gut belüfteten Räumen.

Stearinkerzen eine Alternative?

Eine gesündere Alternative sollen Stearinkerzen sein, sie werden häufig auch als „Biokerzen“ bezeichnet. Kerzen aus Stearin verursachen beim Abbrennen weniger Ruß als Paraffinkerzen und damit auch weniger Schadstoffe.

Stearin wird meist aus pflanzlichen und somit nachwachsenden Rohstoffen wie Palm- und Kokosöl gewonnen. Man sollte bei Stearinkerzen darauf achten, dass sie nur aus rein pflanzlichen Fetten (Pflanzenstearin) gewonnen wurden. Denn es gibt auch Kerzen, deren Stearin aus Rindertalg und Schlachtabfällen hergestellt wird.

Das Abbrennen von Stearinkerzen kann im Gegensatz zu solchen aus Paraffin als CO2-neutral gelten. Ein großer Nachteil ist Allerdings, dass für Kokos- und Palmölplantagen meist tropischer Regenwald gerodet wird. Durch diese Umweltvernichtung wird sehr viel CO2 freigesetzt, außerdem leidet die lokale Bevölkerung unter der Rodung des Regenwaldes.

Biokerzen dürfen sich daher nur Stearinkerzen nennen, die aus nachhaltig angebautem Palmöl hergestellt wurden. Die Produktion nach RSPO-Richtlinien („Roundtable on Sustainable Palm Oil“) unter Beteiligung des WWF bietet hierfür einen Anhaltspunkt. Wichtig ist: Synthetische Farbstoffe oder Duftstoffe in Stearinkerzen sind genauso schädlich wie in Paraffinkerzen.

Duftkerzen am besten vermeiden

Fakt ist: Paraffinkerzen können beim Verbrennen schädliche Substanzen ausströmen. Allerdings gelangen die meisten allergenisierenden, erbgutschädigenden oder auch krebserregenden Stoffe über Farben, Lacke und Duftmittel in die Kerzen — darunter Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen, polyzyklische Moschus-Verbindungen und Flammschutzmittel.

In einer Stellungnahme aus dem November 2013 machte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf aufmerksam, dass blei-, nickel- und duftstoffhaltige Kerzen die Gesundheit der Verbraucher schädigen können. Die Verwendung von allergenen Duftstoffen in Kerzen kann die Gesundheit entsprechend sensibilisierter Verbraucher beeinträchtigen und Allergien, sowie Kontaktekzeme begünstigen.

Viele der Duftstoffe, die in Kerzen zum Einsatz kommen, bestehen aus einer Mischung von Chemikalien und sind daher sehr problematisch: Sie können nicht nur klassische Kontaktallergien auslösen, sondern unter anderem auch Kopfschmerzen, Asthmaanfälle, Schwindel, Konzentrationsstörungen und Übelkeit.

Welche Kerzen kann man bedenkenlos einsetzen?

Ökologische Kerzen aus Pflanzenstearin ohne Paraffinzusatz, Soja oder Bienenwachs stellen eine vergleichsweise gefahrlose Alternative dar und schonen Klima und Gesundheit.

Die zum Färben und Beduften verwendeten Stoffe sind unbedenklich. Zudem zahlt sich der höhere Kaufpreis aus, denn sie brennen wesentlich länger.

Dies ergab auch die oben genannte Studie der South Carolina State University. Die Wissenschaftler empfahlen Kerzen auf Bienenwachs- oder Sojabasis, denn diese produzierten im Test keine erkennbaren Mengen der unerwünschten Stoffe.

Kleine Tipps für Kerzenliebhaber

Um die Brenndauer der Kerzen maximal auszunutzen und ein Rußen zu verhindern, sollte der Docht immer kurz gehalten werden. Außerdem sollten sollten brennende Kerzen nicht in der Zugluft stehen.

Um Rauchentwicklung zu Verhindern, sollten Kerzen durch Eintauchen des Dochtes in das flüssige Wachs ausgemacht werden. Es gibt auch spezielle Kerzenlöscher aus Metall, welche die Flamme ersticken. Grundsätzlich sollte nach jeder Kerzenbenutzung gründlich gelüftet werden.

Um diese Kerzen machst du besser einen Bogen: