Ist es wirklich ungesund, rohen Teig zu naschen?
„Von rohem Teig bekommst du Bauchschmerzen!“ Seit Generationen müssen sich Naschkatzen diese Warnung anhören, wenn sie ihre Finger nicht von der frischen Backmasse lassen konnten. Ist da etwas dran oder ist es nur ein Ammenmärchen?
Es gibt keinen Grund zu übertriebener Sorge, doch der Teig kann tatsächlich zu gesundheitlichen Problemen führen. Oder besser gesagt, die einzelnen Zutaten.
Rohe Eier als Salmonellen-Träger
Sofern ein Teig Eier enthält, besteht primär die Gefahr einer Salmonellen-Infektion. Diese Bakterien können sich in rohen oder nicht vollständig durchgegarten Eiern und Eiprodukten finden. Schaffen es die Erreger in den Magen-Darm-Trakt, vermehren sie sich dort und verursachen Durchfall sowie Erbrechen.
Kolibakterien in verunreinigtem Mehl
Durchfall und Bauchkrämpfe drohen auch durch Kolibakterien im Mehl. Die „U.S. Food and Drug Administration“ (FDA) erklärt: Das Mehlpulver „wird aus Körnern hergestellt, die direkt vom Feld kommen und für gewöhnlich nicht gegen Bakterien behandelt werden".
Das bedeutet, dass im später gemahlenen Getreide beispielsweise Tierausscheidungen oder Düngerrückstände sein können. Wie Salmonellen sterben die krankmachenden E.coli-Keime erst beim Backen (oder Einfrieren) ab.
Backtriebmittel – unangenehm, aber ungefährlich
Auch Backtriebmittel wie Hefe oder Backpulver können mitunter zu Bauchweh führen. Auslöser ist das von ihnen beim Aufgehen produzierte Kohlendioxid.
„Das Gas gelangt in den Magen-Darm-Trakt und kann so zu Bauchschmerzen und Blähungen führen“, so Katharina Stapel von der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ gegenüber dem „Abendblatt“. Mehr als ein „ungutes Gefühl“ würden die Triebmittel jedoch nicht verursachen.
Bandwürmer? Extrem unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich
Übrigens: Die insbesondere von älteren Heim-Bäckerinnen und Bäckern ausgesprochene Warnung, dass durch rohen Teig Bandwürmer den Weg in den Darm finden, ist ebenfalls nicht aus der Luft gegriffen. Einem Bericht des Schweizer TV-Senders „SRF“ zufolge nisteten sich früher Mehlkäferlarven in die Getreidesäcke ein. Sie können den Zwergbandwurm auf den Menschen übertragen.
Die Einführung von Hygiene- und Lagerungsstandards hat das Risiko zwar auf ein Minimum reduziert. Dennoch besteht selbst heute noch die theoretische Möglichkeit, sich diese Würmer über die Backmasse einzufangen.