Ist Pflanzenöl wirklich gesünder als Butter?
Aktuelle Ernährungsempfehlungen empfehlen uns, den Verzehr von tierischen Fetten zu reduzieren und pflanzliche Fette vorzuziehen. Pflanzenöl ist gesünder. Stimmt das?
Fett. Fettsäuren. Transfette. Tierische Fette, pflanzliche Fette... und so weiter. Bei Abnehmwilligen und Gesundheitsbewussten ein ständiges Thema: Welches Fett soll ich bevorzugen? Wie viel davon? Soll ich mich Low-Fat ernähren, wenn ich abnehmen möchte?
Wirklich aussagekräftige Antworten auf diese Fragen zu finden, erfordert ein äußerst geschicktes Händchen bei Google oder einen Ernährungsspezialisten, der sich wirklich mit dem Thema Fette und Fettarten in der Ernährung auskennt. Weil Fette und ihre Auswirkungen auf unsere Körper ein Thema sind, das uns alle schon lange betrifft, hat der US Public Health Service und das National Heart Institute dem Minnesota Coronary Experiment (MCE) 1968 eine Studie in Auftrag gegeben. Die umfangreichen Rohdaten wurden gesammelt und ausgewertet. Kürzlich wurden die Ergebnisse der Auswertungen publiziert.
Ernährungsempfehlung in Sachen Öl : Wenig und pflanzlich
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfehlen folgende Guidelines: „Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette (z. B. Raps- und Sojaöl und daraus hergestellte Streichfette). Achten Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleischerzeugnissen, Milchprodukten, Gebäck und Süßwaren sowie in Fast-Food und Fertigprodukten meist enthalten ist. Insgesamt 60 – 80 Gramm Fett pro Tag reichen aus.“
Warum pflanzliche Fette? Ein Taschenbuch zum Herunterladen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) erklärt, dass man statt Sahne, Butter und Schmalz zu Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl greifen soll. Das stärkt das Herz und hält die Gefäße frei von Ablagerungen.
Wie watson.ch schreibt, nehmen die Experten an, dass
- Pflanzenfette das Herzkreislaufsystem schützen,
- indem sie den Cholesterinspiegel senken,
- was wiederum vor Arterienverkalkung schützt,
- wodurch das Infarktrisiko sinkt.
Das diese Empfehlungen nicht per se unsere Bäuche flach halten und unser Leben verlängern, zeigt eine neue Studie, die auf Daten aus den Jahren 1968-1973 basiert. Die Wissenschaftler von damals wollten wissen, ob das Ersetzen von tierischen Fetten durch Maiskeimöl einen Nutzen für die Gesundheit bringt. Dafür aßen 2300 Menschen ein Jahr lang entweder eine Standard-Ernährung mit tierischen Fetten, oder sie folgten einer Ernährungsweise, die Tierfette mit Maiskeimöl einsetzt.
Unvollständige Datenlage
Wenig überraschend: Der Cholesterinspiegel der Pflanzenöl-Esser sank. Nun kommt’s aber: Christopher Ramsden und sein Team des National Institute of Health (NIH) fanden aber heraus, dass dies nicht – wie heute angenommen – vor Herzinfarkten schützt. Im Gegenteil: Der tiefe Cholesterinspiegel führte zu einem erhöhten Risiko. Die Autopsie von 149 Verstorbenen zeigte, dass mehr Menschen einen Infarkt erlitten, die ihre Ernährung auf Maiskeimöl umgestellt hatten.
Ramsden und sein Team erkannten, dass die Wirkung von Linolsäure (die Säure, die angeblich vor Herzkrankheiten schützt) wohl überschätzt wurde. Auch, weil wichtige Daten (z.B. von der Studie aus den Siebzigern) nicht veröffentlicht wurden. Zudem sind großangelegte Studien nur bedingt aussagekräftig. Bei solchen Studien werden zwar Tausende von Teilnehmer über Jahre hinweg befragt, aber der Fokus einer Studie liegt meist nur auf einem ganz bestimmten Punkt (wie zum Beispiel Maiskeimöl). So kann eine Studie niemals das gesamte Bild erfassen, wie ob noch andere Faktoren wie der Lebenswandel, Wohnort, Tabakkonsum, Zuckerkonsum, etc. hinter einer verfrühten Sterberate oder einer schädlichen Wirkung stecken könnten.
Abwechslung auf dem Fett-Speiseplan
Was bedeuten die Ergebnisse für unseren Fettkonsum? Sollen wir weiterhin zu Pflanzenölen greifen? Am besten und von Ernährungsexperten wie Michael Leitzmann der Universität Regensburg ist nach wie vor eine Ernährungsweise, die sich aus einer Vielfalt von Nährstoffen zusammensetzt. Das gilt auch für Pflanzenöle, wobei der Präventionsmediziner vor allem Oliven- und Rapsöl empfiehlt.
Doch das Pflanzenöl ist nur die halbe Miete: Butter weist ebenfalls gesunde Attribute auf. Besonders das Fettsäureprofil von hochwertiger Bio-Butter, die von Kühen stammt, die Auslauf haben und Gras fressen können, ist günstig. Auch im Falle von Fett ist es eine Frage der Menge. Und zudem: Trotz der Unvollständigkeit der Daten über Pflanzenöle ist es erfrischend zu sehen, dass tierische Fette für einmal nicht nur verteufelt werden.
Auf watson.ch kannst du die Details zur Studie nachlesen, wenn du ganz nach unten scrollst.