Nur eine „Gute“ ohne Mineralölbestandteile

Konstatierte „Öko-Test“ vor rund einem Jahr, dass in Butter zu viel Mineralöl nachzuweisen ist, haben die Tester:innen in diesem Jahr nicht viel Erfreulicheres über Margarine zu sagen. Auch in diesem Streichfett endeckten sie jede Menge Mineralölbestandteile. Zudem bleibt die Herkunft des Palmöls oft im Dunkeln.

• „Öko-Test“ nahm 18 verschiedene Margarinen mit einem Fettgehalt von 60 Prozent aufwärts unter die Lupe, darunter zwei Bio-Produkte und ein palmölfreies.
• Die Hälfte der Margarinen im Test fällt mit „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“ durch. Nur eine Margarine überzeugt im Test mit „Gut“: die Margarine von Alnatura ist Testsiegerin
• Wenn Margarine nicht als „vegan“ gekennzeichnet ist, darf sie bis zu drei Prozent Milchfett enthalten.

Die Tester:innen identifizierten drei Hauptprobleme der Margarinen:

1. Mineralölbestandteile
2. Teils ungünstige Fettzusammensetzungen
3. Tropische Fette, darunter fast immer Palmöl, bei denen teilweise weder klar ist, woher sie genau stammen, noch unter welchen Bedingungen sie produziert wurden

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Gut“

Verunreinigungen mit Mineralöl verbreitet

In allen getesteten Margarinen sind mehr oder weniger Mineralölbestandteile nachweisbar. Teilweise sind es nur sehr geringe Spuren, die „Öko-Test“ nicht abwertet, andere Produkte jedoch sind so stark belastet, dass sie „ungenügend“ abschneiden.

Mineralölbestandteile lassen sich grob in zwei Hauptgruppen aufteilen:

• Gesättigte Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge
• Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH

MOAH sind die bedenklicheren Stoffe, weil es innerhalb dieser Gruppe Verbindungen gibt, die Krebs erregen können. Bislang fehlen gesicherte Erkenntnisse, wie und ob sich MOSH/MOSH-Analoge auf die Gesundheit auswirken können; klar jedoch ist, dass MOSH sich im Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen.

In vier der Margarinen hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor die besonders bedenklichen MOAH nachgewiesen. Drei davon überschreiten den Richtwert, den der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU-Kommission 2022 festgelegt hat. Demnach sollen Produkte, die diesen Wert überschreiten, eigentlich vom Markt genommen werden. Eine rechtliche Bindung hat dieser Wert allerdings (noch) nicht.

Den höchsten Wert hat das Labor in der Margarine von Sana festgestellt. Dieser überschreitet den Richtwert am deutlichsten. Aber auch die gemessenen Gehalte in der Frisan Pflanzen Margarine von Norma und der Penny Pflanzen Margarine liegen darüber.

Mineralöl kann immer dort in Produkte gelangen, wo sie in Kontakt mit Schmierölen kommen, also beispielsweise während der maschinellen Produktion. Aber auch Übergänge aus Verpackungsmaterialien sind potenzielle Berührungspunkte. „Öko-Test“ konnte allerdings keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Verpackungsart wie der wachskaschierten Alufolie und erhöhten Konzentrationen von MOSH und MOAH erkennen.

Ist Aroma für den Geschmack notwendig?

Ein äußerst wichtiges Kaufkriterium ist der Geschmack. Da Palm- und Rapsöl allein eher geschmacksneutral sind, setzen die Hersteller aller konventionellen Margarinen in unserem Test Aromen ein. Aromen sollen den Geschmack standardisieren und ihn dort verbessern, wo die Qualität der natürlichen Zutaten nicht ausreicht. Alnatura beweist allerdings, dass sie auch verzichtbar sind. So stecken in der Alnatura Margarine Dreiviertelfett mit Raps- und Walnussöl keine Aromen. Trotzdem hat sie auch in der Sensorikprüfung mit „Sehr gut“ abgeschnitten.

Tropische Fette: Problembehaftete Inhaltsstoffe

Hauptbestandteile von Margarine jedoch sind Fette, Öle und Wasser. Unter den Ölen ganz vorn mit dabei in den Rezepturen: Palmöl. Nur der Hersteller eines einzigen Produkts im Test verzichtet ganz darauf: Sojola. Das Pflanzenöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen, für deren Anbau riesige Flächen an Regenwald gerodet werden. Doch palmölfrei heißt nicht gleich problemfrei.

Denn auch andere tropische Fette wie Kokos- oder Sojaöl sind mit ähnlichen Problemen im Anbau verbunden. Sheabutter bildet da als tropisches Fett eine Ausnahme, weil hier die Entwaldung keine Rolle spielt, da Shea von wild wachsenden Bäumen geerntet wird.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Lieferketten und Zertifizierungen

„Öko-Test“ wollte wissen: Welche Fette stecken in den Margarinen, woher stammen sie und übernehmen die Hersteller Verantwortung für ihre Lieferkette? Die Redakteur:innen schickten ihnen Fragebögen, anhand derer sie ihre Lieferkette vom getesteten Päckchen Margarine bis zur Plantage nachweisen sollten. Der einzige Anbieter, der diese Bitte komplett erfüllt hat, war Alnatura.

Andere Anbieter haben Nachweise für eine Zertifizierung nach den Kriterien des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) vorgelegt. RSPO ist aus Sicht von „Öko-Test“ zwar nur ein Mindeststandard im Hinblick auf soziale und ökologische Standards, aber deutlich besser als nichts, denn er verbietet etwa das Roden weiterer intakter Wälder und steht für die Einhaltung grundlegender Menschenrechte.

Luft nach oben für existenzsichernde Löhne

Das RSPO-Zertifikat gibt auch die Zahlung existenzsichernder Löhne als Ziel vor, also Löhne, die neben den Ausgaben für Wohnung und Lebensmittel auch welche für Bildung, Kleidung und Gesundheit mit einberechnen. Leider zahlt keiner der Anbieter im Test existenzsichernde Löhne.

Während Alnatura in Sachen Transparenz wie auch insgesamt am meisten überzeugt hat, kommt die Othüna Sonja bei der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility = CSR) am schlechtesten weg. Der Hersteller hat auf die „Öko-Test“-Fragen kaum geantwortet. Zudem tragen die Produkte auch kein Label, das für einen verantwortungsvolleren Anbau der tropischen Öle stehen würde.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

Weiterführender Link

• Butter im „Öko-Test: Mineralöl in fast jeder Butter – nur ein Produkt „gut“