Dieses Unternehmen rettet Lebensmittel
Zu schrumpelig, zu klein, nicht der Norm entsprechend oder bereits über dem Mindesthaltbarkeitsdatum - viele Faktoren führen dazu, dass Lebensmittel nicht gekauft werden und deshalb anschließend in die Tonne wandern. Dafür, dass diese Art der Lebensmittelverschwendung ein Ende nimmt, macht sich das Berliner Social Start-up ‘’Sirplus’’ stark. Warum ihre Arbeit so wichtig ist und was sie gegen das Wegwerfen von noch essbaren Produkten unternehmen, erklären wir Dir hier.
Was ist ein Social Start-ups beziehungsweise Social Entrepreneurship?
“Sirplus” gehört zu der wachsenden Branche der Social Start-ups. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? Unternehmerinnen und Unternehmer von Social Start-ups haben einen gemeinsamen Fokus: Sie wollen etwas in der Gesellschaft verändern. So hat jedes Social Start-up ein konkretes soziales oder ökologisches Problem, das gelöst werden soll. Dieses Problem kann beispielsweise im Bereich des Lebensmittelmarktes, dem Umweltschutz oder in der Bekleidungsindustrie verankert sein. Beim Social Entrepreneurship steht der finanzielle Profit somit im Hintergrund.
Das Retten von Lebensmitteln soll “mainstream” werden
“Sirplus” rettet Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden. Das Social Start-up führt Lebensmittel zurück in den Warenkreislauf und möchte die Rettung bzw. Nutzung abgelaufener Waren “mainstream” machen und die Wertschätzung von Lebensmitteln steigern. Dafür haben sie in Berlin bereits fünf ‘’Rettermärkte’’ eröffnet und bieten darüber hinaus einen deutschlandweiten Online-Shop an.
18 Millionen Tonnen Lebensmittel wandern jährlich in den Müll
Warum ist die Arbeit von “Sirplus” so wichtig? Weil leider viel zu viel Essen in der Tonne landet. Eine Studie des WWF aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden. Das entspricht in etwa einer LKW-Ladung pro Minute oder – laut den Ergebnissen der Universität Stuttgart - etwa 85 Kilogramm pro Kopf im Jahr.
Besonders häufig werden Brot und Backwaren, Obst und Gemüse weggeworfen. Aber auch Kartoffeln und Milcherzeugnisse wandern mit einer 1 Millionen Tonnen pro Jahr recht oft in die Tonne - obwohl die Vermeidbarkeit hier als sehr hoch eingestuft wird.
Auch auf das Klima hat dies enorme Auswirkungen. Einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung aus dem Jahr 2016 zur Folge, sei die Verschwendung von Lebensmitteln bis zum Jahr 2050 bereits für ein Zehntel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Oder anders gesagt: Wenn wir weniger wegschmeißen, könnten wir künftig die Treibhausgasemissionen um zehn Prozent senken.
Wie funktioniert “Sirplus”?
“Sirplus” möchte auf das Problem der gigantischen Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen und gleichzeitig einen Lösungsansatz präsentieren. In ihren fünf ‘’Rettermärkten’’ in Berlin kannst Du Lebensmittel erwerben, die ohne das Unternehmen in der Tonne landen würden. Falls Du nicht in Berlin wohnst, kannst Du Lebensmittel auch ganz bequem von zu Hause aus retten. In ihrem Online Shop werden einzelne Lebensmittel angeboten, aber auch ganze Lebensmittelboxen. Die kannst Du übrigens auch im Abo kaufen und Dich damit jeden Monat an geretteten Lebensmitteln erfreuen und somit Gutes tun.
On top zu leckeren und geretteten Lebensmitteln versorgt Dich “Sirplus”übrigens mit spannenden ‘’Retterfakten’’. Wie wird eine schrumpelige Möhre wieder knackig? Wofür kannst Du schlechte Milch noch verwenden und wie lagerst Du Brot eigentlich am besten? Antworten auf diese Fragen und weitere Fakten findest Du auf der Homepage des Social Start-ups oder auf Instagram.
Zu den Partnern von “Sirplus” gehören auch “Edeka” und “Metro”
Die geretteten Lebensmittel stammen vor allem von Landwirten, Produzenten und Großhändlern. Auch “Edeka” und “Metro” zählen mittlerweile zu den über 700 Partnern. Diese können ihre überschüssigen Lebensmitteln kostengünstig abgeben. Steht ‘’Sirplus’’ damit in Konkurrenz zu den Tafeln? Nein, denn das Social Start-up versteht sich als Ergänzung zu dem Service der Tafeln und holt damit nur die Lebensmittel ab, die die Tafel nicht nehmen kann oder möchte, etwa weil sie zu speziell sind.
Dabei spielt es für ‘’Sirplus’’ keine Rolle, ob es sich um Bio- oder Nicht-Bio-Lebensmittel handelt und wie diese verpackt sind. Daher bietet das Unternehmen auch einige Lebensmittel an, die in Plastik verpackt sind, aber auch hier gilt: Lieber Produkte mit Plastikverpackung kaufen, bevor diese völlig umsonst produziert und weggeworfen werden. Im Sortiment gibt es außerdem auch gerettet Kosmetik und Haushaltsartikel. Übrigens: ‘’Sirplus’’ bietet auch Produkte an, die das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten haben oder kurz davor stehen - lass Dich davon aber nicht verunsichern. Ein Team aus Oecotrophologen und Lebensmitteltechnologen stellt durch sensorische Kontrollen sicher, dass die Produkte in jedem Fall noch genießbar sind.
Weiterführende Links:
- WWF Studie zur Lebensmittelverschwendung in Deutschland: Das große Wegschmeißen (2015)
- Universität Stuttgart: Neue Forschungsergebnisse der Universität Stuttgart zu Lebensmittelabfällen
- Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung über Zusammenhang von Lebensmittelverschwendung und Klimawandel (2016)
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Social Start-ups