Der Blick hinter den Klimagipfel: Kolumbien
Die ganze Welt feierte den Klimagipfel als einen Erfolg. Doch wie sieht die Realität im Regenwald aus?
Strahlende Gesichter gab es in Paris: Sogar die Umweltschützer waren zufrieden, denn die UN-Klimakonferenz hat mehr als sechs Jahre nach der gescheiterten Konferenz von Kopenhagen ein neues Klimaschutzabkommen verabschiedet. Bis 2030 soll der Ausstoß klimaschädlicher Gase so gesenkt werden, dass die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius begrenzt werden kann.
EU-Umweltkommissar Miguel Arias fasste die Stimmung in Paris am 13. Dezember so zusammen: „Heute feiern wir, morgen müssen wir uns an die Arbeit machen.“ Präsident Obama schlägt ähnliche Töne an: Er sagt, dass die Teilnehmer von 195 Staaten mit der Einigung gezeigt haben, „was alles möglich ist, wenn die Welt zusammensteht.“
So geht es nach der Klimakonferenz weiter
Trotz dieser positiven Worte sind sich die Politiker der anstehenden Schwierigkeiten bewusst. Der allgemeine Ton lautet: Der Vertrag ist ehrgeizig, ausbalanciert und rechtlich verbindlich. Diese Neuigkeiten sind erfreulich und die Politiker unserer Länder haben nun tatsächlich viel zu tun. Doch wie geht es weiter?
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lädt im April 2016 zu einer Unterzeichnungszeremonie ein, wobei auch nachträgliche Unterschriften möglich sind. Danach geht der Ratifizierungsprozess los, der national unterschiedlich ausfällt. Heikel wird das in den USA werden, denn der von den Republikanern dominierte kongress könnte das Abkommen ablehnen.
Im November 2016 findet eine neue UN-Klimakonferenz in Marrakesch statt. Man wird verhandeln, wie die Transparenz gelebt wird und wie die Umsetzung von Zsuagen aussehen soll. Auch Sofortmaßnahmen vor 2020 sollen ein Teil der Konferenz sein, berichtet Zeit Online.
Zeitraffer von 2018 bis 2030
Im Jahre 2018 werden die für die Zeit bis 2015 oder 2030 eingereichten nationalen Emissionsziele (INDC) informell neu bewertet. Dieser Entschluß wurde in Le Bourget gefasst und ermöglichst so erste Nachbesserungen bis 2020.
In Kraft tritt das neue Klimaabkommen 30 Tage nachdem die 55 Staaten, die für mindestens 55 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, offiziell beigetreten sind. Wann das sein wird, ist noch unklar: Bisher geht man von 2020 aus.
Vertrag vs. Realität
So gesehen werden täglich Schritte in die richtige Richtung unternommen. Doch wie sieht die Realität in den Ländern aus, die direkt von Raubbau und Umweltsünden betroffen sind? Focus.de berichtete über üble Zustände in Brasilien und Kolumbien, auf die wir ebenfalls eingehen möchten.
Ein großes Problem ist nach wie vor die Abholzung der Regenwälder, der die Erderwärmung verstärkt. Der so wichtige Co2-Speicher wird vernichtet – weil der illegale Goldabbau boomt. Gerade in der kolumbianischen Pazifikregion im Departament Chocó werden die Bäume rücksichtslos gefällt, die Erde metertief mit Baggern bearbeitet, bis man auf ein klein wenig Gold stößt. Denn die Ausbeute ist gemäß den Aussagen von Locals gering.
Gesetze gibt es keine, oder die Regierung sieht einfach weg. Nach deren Angaben wurden seit 2010 zwar rund 8200 Menschen festgenommen, abgeschreckt hat das aber anscheinen niemand, denn seit 2014 fielen alleine in Kolumbien 170 Quadratkilometer Regenwald dem Goldrausch zum Opfer. Die Folgen darf auch in diesem Fall die ärmere Arbeiterschicht tragen: Erdrutsche und verschmutztes Trinkwasser sind an der Tagesordnung.
Umweltverschmutzung und Kokain
Nach wie vor ist auch der Kokainanbau ein Problem, der ebenfalls Großflächen an Tropenwald verschlingt. Trotz der 8000 Mann starken Farc (eine Truppe, die den Regenwald beschützt) scheint niemand richtig beeindruckt – und das trotz drohenden Haftstrafen von bis zu 30 Jahren.
Präsident Juan Manuel Santos sagt dazu: „Der illegale Goldabbau ersetzt den Drogenhandel als eine der Hauptaktivitäten der organisierten Kriminalität und als Quelle zur Finanzierung des Terrorismus.“ Neben der Farc sind auch Militärs und Polizei im Einsatz und sechs neue Nationalparks sind geplant. Gebiete, die besser und stärker bewacht werden können. Santos scheint aufrichtig besorgt: „Wir sind das Land mit der größten Biodiversität, wir können nicht zulassen, dass Kriminelle mit ihren Minen unsere Ökosysteme töten.“
Hoffen wir, dass der Klimagipfel Präsident Santos im Kampf unterstützen kann.
Bildquelle: dpa/Raimundo Valentim