Bedenkliche Farb- und Glitzerpigmente in vielen Produkten
![](https://www.codecheck.info/news/bilder/final-Oeko-Test-Kajal-1600x1200-8-475302.jpeg)
Tiefschwarz sollte ein Kajalstift sein und das Auge schön betonen. „Öko-Test“ hat Kajals verschiedener Hersteller untersuchen lassen, um herauszufinden, ob das beliebte Beauty-Produkt unbedenklich für die empfindliche Augenpartie ist. Einige Kajalstifte enttäuschen mit kritischen Inhaltsstoffen, immerhin ein Viertel der Produkte ist „gut“.
- Getestet wurden 19 schwarze Kajalstifte, darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Der günstigste kostete 89 Cent, der teuerste 14,95 Euro.
- Nur fünf der getesteten Kajals sind mit „Gut“ empfehlenswert. Zertifizierte Naturkosmetikprodukte schneiden im Vergleich besser ab.
- Vier Hersteller verzichten auf das Glitzerpigment Mica. Acht können nachweisen, dass das verwendete Mineral aus Ländern stammt, in denen Kinderarbeit unwahrscheinlich ist.
Ein tiefschwarzer Kajalstift kann das Auge schön betonen. Doch welcher Kajal soll es sein? Im Test von „Öko-Test“ fallen leider vier Produkte besonders negativ auf: So schneiden der Nyx Professional Makeup Eye Pencil, SPE901 Black und der P2 intensive Khol Eyeliner, 010 dramatic Japan nur „ungenügend“ ab, während die Tester:innen den Essence Kajal Pencil Eyeliner, 01 Black und den Manhattan eyemazing Khol Kajal Eyeliner, Black 1010N mit „Mangelhaft“ bewerten. Sie kritisieren bei diesen Schminkstiften nicht nur Inhaltsstoffe, die sich negativ auf die Gesundheit der Anwender:innen auswirken können. Sie wünschen sich auch, dass die Hersteller transparent machen, wenn sie einen Rohstoff verwenden, bei dem das Risiko von Kinderarbeit hoch ist.
Glitzerpigment Mica kann problematisch sein
Ein Großteil der getesteten Kajalstifte enthält Mica, ein Glitzerpigment, das als Mineral unter anderem in Indien, Madagaskar, Brasilien, China und den USA aus dem Boden gewonnen wird. Vor allem in Indien, wo 25 Prozent des weltweiten Verbrauchs herkommen, wird Mica oft unter Menschenrechtsverletzungen in illegalen Minen abgebaut. Selbst Kinder werden in die tiefen, selbst gegrabenen Schächte geschickt. Auch in Madagaskar arbeiten nachweislich Kinder in den Minen, in Brasilien besteht zumindest das Risiko. „Öko-Test“ wollte deshalb von den Kajal-Herstellern wissen, woher der Glimmer in den getesteten Chargen stammt. Die gute Nachricht vorweg: Mehrere Hersteller legten ihre Lieferketten offen und wiesen nach, dass ihre Rohstofflieferanten den Inhaltsstoff aus den USA oder aus Spanien beziehen. Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen beim Abbau sind hier sehr unwahrscheinlich.
Doch nicht alle waren so transparent. Nyx meldete sich gar nicht bei der Redaktion, Yves Rocher gab den Tester:innen keine Informationen zum eingesetzten Mica. Wala, Hersteller des Dr. Hauschka Eye Definer, Black 01 beantwortete zwar weitere Fragen, machte aber keine Angaben zur Herkunft des Mica. Drei Hersteller nannten mehrere Herkunftsorte, aber keine konkreten Minen. Diese Intransparenz wird von „Öko-Test“ im Testergebnis „Weitere Mängel“ um vier Noten abgewertet. Der Hersteller des P2 intensive Khol Eyeliner, 010 dramatic Japan gab zwar an, dass ihr Glimmer Mica aus einer Mine in Brasilien stamme, ein chargenbezogener Nachweis fehlte jedoch.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Einige Hersteller gaben an, dass sie oder ihre Rohstofflieferanten Mitglieder der Responsible Mica Initiative (RMI) seien. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Unternehmen, der sich für weltweite Standards in der Rohstoffgewinnung einsetzt und das Ziel verfolgt, bis 2030 Lieferketten mit fairen Arbeitsbedingungen ohne Kinderarbeit zu etablieren. Ein guter Ansatz, „Öko-Test“ möchte aber anhand produktbezogener Belege selbst überprüfen können, ob Kinderarbeit ausgeschlossen werden kann.
Inhaltsstoffe möglicherweise krebserregend
Fünf Kajals im Test kritisieren die Tester:innen, weil sie mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sind, unter denen sich auch krebserregende Bestandteile befinden können. Ob sie sich im Körper anreichern, ist unklar. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat Talkum kürzlich als „wahrscheinlich krebserregend für Menschen“ neu eingestuft. Es wird in Kosmetik verwendet, um zum Beispiel Farben deckender zu machen. Auch der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat vorgeschlagen, das Mineral als krebserregenden Gefahrstoff einzustufen, was zu einem Verbot in Kosmetika führen würde. Eine Entscheidung wird bis Ende 2025 erwartet. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes wertet „Öko-Test“ den Inhaltsstoff bereits jetzt ab: Zwei getestete Kajals enthalten Talkum, in der Inhaltsstoffliste als „Talc“ erkennbar.
Inhaltsstoffe mit hohem Allergiepotenzial
Alle Kajals im Test sind schwarz. Sie enthalten also einen hohen Anteil an Farbpigmenten. Dafür setzen alle Hersteller schwarzes Eisenoxid ein, nur ein Hersteller zusätzlich schwarzen Kohlenstoff. Da diese Rohstoffe aus der Natur stammen, können sie mit Schwermetallen verunreinigt sein. Die meisten Schwermetalle waren nur im Spurenbereich nachweisbar.
In fast der Hälfte der Kajals kritisieren die Tester:innen aus ihrer Sicht zu hohe Nickelgehalte. Mehrere Hersteller wiesen darauf hin, dass die Gehalte unbedenklich und technisch unvermeidbar seien. „Öko-Test“ wertet dennoch ab, da Nickel laut Deutschem Allergie- und Asthmabund (DAAB) der häufigste Auslöser einer Kontaktallergie ist und daher möglichst vermieden werden sollte. Die Hersteller des Alterra Khol Kajal, 01 deep Black und des Terra Naturi Kajal Pencil, 01 Black haben immerhin zugesichert, die Rezeptur zu ändern, um den Schwermetallgehalt zu reduzieren.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Gut“
Schutz mit einfachem Klebestreifen ausreichend
„Öko-Test“ hält eine Hygieneversiegelung von Kajalstiften im Handel zum Schutz vor Keimen für sinnvoll. Damit meinen die Redakteur:innen aber nicht die festen Plastikkappen, die alle Produkte im Test tragen; diese kann man leicht und unbemerkt abziehen. Was sie auch nicht meinen: eine Plastikfolie, die fast den gesamten Kajal umhüllt. Das ist aus Sicht der Tester:innen völlig übertrieben und verursacht zu viel Verpackungsmüll. Sie schlagen einen einfachen Klebestreifen vor. Abgewertet haben sie übrigens bei allen Stiften die Plastikkappen, für die entweder kein Recyclingkunststoff aus dem Wertstoffkreislauf verwendet wurde oder die Hersteller keine Angaben dazu machten.