Inhaltsstoff Mica in Kosmetik

Kinderarbeit für den schönen Schein

19. März 2024 von

Hinter vielen Kosmetikprodukten steckt Tierleid. Aber Kinderleid? Betroffen sind vor allem Make-up-Artikel wie Lidschatten, Lippenstifte und Nagellacke. Sie enthalten oft Glimmer, ein natürliches Mineral, für dessen Abbau in vielen Ländern Menschen unter katastrophalen Bedingungen in Minen schuften müssen - auch Kinder. Was du gegen diese Ausbeutung tun kannst und ob es Alternativen zu dem beliebten Inhaltsstoff gibt, erfährst du hier.

Glimmer sorgt in Make-up-Produkten für einen perlmuttartigen Schimmer auf Haut und Nägeln. In den INCI-Listen wird der Inhaltsstoff entweder unter seinem englischen Namen „Mica“ oder mit der Nummer CI 77019 geführt. Mica gilt als gesundheitlich unbedenklich für die Haut, aber der Preis für die Gewinnung ist hoch.

Gefährliche Arbeitsbedingungen

Der Rohstoff für die beliebten Glitzerpartikel wird vor allem in Indien und nicht selten in illegalen Minen von Frauen und Kindern abgebaut. Die Arbeit ist hart, gefährlich und schlecht bezahlt. In den Minen gibt es kaum Schutzmaßnahmen oder staatliche Kontrollen. Viele Arbeiter:innen leiden an Atemwegserkrankungen und Schnittwunden am ganzen Körper, ihre Kinder gehen nicht zur Schule und müssen bei der gefährlichen Tätigkeit mithelfen.

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Weltweiter Standard für mehr Transparenz

Es gibt Beauty-Firmen, die bewusst auf Mica verzichten. Andere sagen, dass sie nur auf Mica-Lieferanten zurückgreifen, die Kinderarbeit verbieten. Doch wie lässt sich das kontrollieren? Das zu realisieren, hat sich die Responsible Mica Initiative (RMI) zur Aufgabe gemacht. Sie setzt sich für weltweite Standards beim Abbau des Rohstoffs ein. Ziel ist es, bis 2030 Lieferketten mit fairen Arbeitsbedingungen ohne Kinderarbeit zu etablieren. Auch die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes ist Gründungsmitglied.

Verantwortung bei der Gewinnung übernehmen

Mehr als 90 Unternehmen haben sich bereits dem RMI-Standard verpflichtet, darunter auch große Kosmetikhersteller wie L’Oréal, Beiersdorf, The Body Shop und Estée Lauder. Die Mitgliedschaft ist jedoch kein Freibrief für die Verwendung von Mica, denn das RMI stellt keine Zertifikate für eine ethisch korrekte Herkunft aus. Bei der Beschaffung von Glimmer müssen die Hersteller selbst für die Rückverfolgbarkeit der gesamten Lieferkette sorgen und die Verantwortung sowohl für die direkten Lieferanten als auch für die Zwischenhändler übernehmen. Dies erfordert Disziplin und einen langen Atem, der noch nicht in allen Unternehmen vorhanden ist.

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Gibt es Alternativen?

Auch wenn mit Synthetic Fluorphlogopite, einem aus natürlichen Mineralien hergestellten Glimmer, ein synthetischer Ersatz für Mica zur Verfügung steht, plädieren die Mitglieder der RMI dafür, weiterhin auf natürliches Mica zu setzen – vorausgesetzt, das Mineral wurde unter ethisch vertretbaren Bedingungen abgebaut.

So verwenden einige Naturkosmetikmarken nach wie vor Glimmer. Denn wenn der Abbau in Indien verantwortungsvoll erfolgt, kann er den Menschen vor Ort sogar helfen. Eine nachhaltige Glimmergewinnung trägt zur Verbesserung der Lebensbedingungen bei, zum Beispiel durch den Bau von Schulen und medizinischen Versorgungszentren in den Abbaugebieten, und schafft Arbeitsplätze. Ein Boykott von Glimmer würde für die Arbeitnehmer:innen und ihre Familien vor Ort bedeuten, keine Arbeit und kein Einkommen mehr zu haben. Daher verzichten viele Unternehmen nicht rigoros auf Glimmer – ein Vorgehen, das auch die UNO und führende Nichtregierungsorganisationen (NRO) unterstützen.

Produkte mit Mica

Was du für bessere Abbaubedingungen tun kannst

Frage im Handel oder beim Hersteller nach, woher der Glimmer in deinem Kosmetikprodukt stammt. Mit der CodeCheck-App schnell und einfach herausfinden, ob Mica enthalten ist. Ist das Unternehmen Mitglied im RMI? Ist sichergestellt, dass das Glimmermineral nicht aus illegalen Minen stammt und keine Kinder ausgebeutet werden? Wenn auch wir Verbraucher:innen deutlich machen, dass uns die Herkunft des Stoffes nicht egal ist, werden sich Unternehmen noch mehr in der Pflicht sehen, ihre Verantwortung ernst zu nehmen.

Quellen

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CodeCheck