Fragliche Anti-Aging-Versprechen und kritische Inhaltsstoffe
Ist Hyaluronsäure ein Anti-Aging-Wundermittel oder bietet sie keinen Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Feuchtigkeitspflege? Die Tester:innen von „Öko-Test“ sagen, dass ihnen keine überzeugenden Wirksamkeitsstudien vorlagen und Anti-Aging-Versprechen wie hautstraffende Eigenschaften oder Faltenreduzierung bei rund der Hälfte der Produkte nicht zutrafen. Sechs Seren kritisieren sie wegen bedenklicher Inhaltsstoffe. Vier Produkte schneiden dagegen „sehr gut“ ab.
- „Öko-Test“ hat 25 Hyaluronseren untersucht. Die Preisspanne ist beachtlich: Umgerechnet auf 30 Milliliter kosten die getesteten Produkte zwischen 2,99 und 42,58 Euro.
- Warum finden sich noch bedenkliche Konservierungsmittel wie Chlorphenesin in Kosmetikprodukten? Die meisten Hersteller im Test zeigen, dass die Haltbarkeit von Hyaluronseren auch anders gewährleistet werden kann.
- Tipp: Wasser trinken! Denn eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr lässt deine Haut natürlich und von innen heraus strahlen.
Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der große Mengen an Feuchtigkeit binden kann. Sie kommt im Bindegewebe, in Knorpeln und Gelenken vor und verleiht auch der Haut Elastizität. Mit zunehmendem Alter und durch verschiedene Umwelteinflüsse produziert der Körper jedoch immer weniger davon und die Haut verliert an Spannkraft - auch im Gesicht. Kann ein Kosmetikprodukt mit Hyaluronsäure das ausgleichen?
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Anti-Aging-Vorteil durch Studien nicht ausreichend belegt
„Öko-Test“ wollte es genau wissen und forderte von den Herstellern Nachweise für die auf den Verpackungen ausgelobten Anti-Aging-Wirkversprechen. Nur für vier von 13 Produkten legten sie vollständige produktbezogene Studien vor. Doch selbst diese belegten aus Sicht von „Öko-Test“ für die betreffenden Hyaluronseren keinen Vorteil gegenüber einem herkömmlichen, im Zweifelsfall deutlich günstigeren Vergleichsprodukt. Einen kurzfristigen Effekt kannst du auch mit einer einfachen Pflegecreme, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgt, erzielen.
Von anderen Anbietern erhielt „Öko-Test“ entweder gar keinen Nachweis oder eine Studie für eine andere Rezeptur, deren Inhaltsstoffliste (INCI) nicht mehr mit der des getesteten Produkts übereinstimmte. Auch Belege, die nur die Wirkung der Hyaluronsäure selbst beschreiben, akzeptierten die Tester:innen nicht. Denn der Inhaltsstoff macht im fertig formulierten Kosmetikprodukt nur einen geringen Anteil aus, die Wirkung muss aber für die gesamte Rezeptur nachgewiesen werden.
Rezepturgeheimnis oder Augenwischerei?
Längst nicht alle Hersteller legten offen, wie viel Hyaluronsäure sie verwenden. Während einige offensiv mit 1,5 bis 2 Prozent Hyaluron auf der Verpackung werben, beriefen sich andere auf Nachfrage der Prüfer:innen auf das Rezepturgeheimnis. Wenn Sodium Hyaluronate, wie in der Inhaltsstoffliste des Garnier-Serums, erst an zehnter Stelle steht - noch hinter der Kunststoffverbindung Carbomer! -, ist eine effektive Konzentration aus "Öko-Test"-Sicht eher anzuzweifeln.
Problematische und verbotene Konservierungsstoffe
Das LʼOréal Revitalift Filler 1,5 % Hyaluronsäure- Serum und das Neutrogena Hydro Boost Intensives Hyaluronsäure-Serum von Johnson & Johnson sind mit dem halogenorganischen Konservierungsmittel Chlorphenesin haltbar gemacht. Die Laboranalyse hat die Deklaration bestätigt. Chlorphenesin kann jedoch Allergien auslösen und die Haut reizen, weshalb "Öko-Test" den Inhaltsstoff abwertet.
Formaldehyd ist als Konservierungsstoff seit langem verboten. Dennoch hat das Labor in Colibri Skincare Hyaluron Booster abwertungsrelevante Mengen an Formaldehyd bzw. Formaldehydabspaltern nachgewiesen. Ein Stoff, auf den dieser Befund zurückgeführt werden könnte, ist in der Inhaltsstoffliste nicht enthalten. Auch der Hersteller ging in seiner Antwort an „Öko-Test“ nicht darauf ein, so dass über die Herkunft nur spekuliert werden kann. Freies oder abspaltbares Formaldehyd kann zum Beispiel aus der Vorkonservierung einzelner Rohstoffe stammen oder sich während der Lagerung bilden.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Weitere Kritikpunkte in Bezug auf Gesundheit und Umwelt
Bei den Inhaltsstoffen kritisieren die Tester:innen zudem in vier Produkten PEG/PEG-Derivate, von denen einige die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Auch Umweltaspekte wie unnötiger Verpackungsmüll oder umweltbelastende Kunststoffverbindungen verschlechtern das Gesamturteil vieler Seren deutlich.