Lipgloss im Öko-Test

Nur ein Lipgloss im Test ohne Titandioxid

31. März 2025 von

Schöne rosa glänzende Lippen, aber um welchen Preis? Die meisten Lipglosse enthalten immer noch das umstrittene Farbpigment Titandioxid. Das hat Öko-Test bei einer Untersuchung von 15 Produkten festgestellt. Warum das problematisch ist, erfährst du hier.

  • Enttäuschend: Nur ein Lipgloss im Test kommt ohne Titandioxid aus.
  • Konsequent: Wie CodeCheck bewertet auch Öko-Test den Inhaltsstoff in verschluckbarer Kosmetik streng. Produkte mit dem mineralischen Farbpigment werden im Test abgewertet.
  • Ärgerlich: Bei Lipgloss ist die vollständige Deklaration der Inhaltsstoffe (INCI) auf dem Produkt nicht verpflichtend. Wer auf Nummer sicher gehen will, fragt am besten direkt beim Anbieter nach den aktuellen INCI.

Ein Lipgloss ist schnell abgeleckt, was meist unbewusst geschieht. Dann muss er neu aufgetragen werden, und das passiert wahrscheinlich mehrmals am Tag. Na und, denkst du, ist das ein Problem? Ja, das kann es sein - zumindest, wenn der Lipgloss Titandioxid (INCI Titanium Dioxide, CI77891) enthält.

Dieses Produkt erhielt von Öko-Test die Note „Sehr gut“

Bedenken zur Sicherheit von Titandioxid in Kosmetik

Der europäische Wissenschaftliche Ausschuss für „Verbrauchersicherheit“ (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS) hat in seiner jüngsten Stellungnahme vom Mai 2024 erneut Bedenken zur Sicherheit von Titandioxid in Kosmetikprodukten geäußert. Öko-Test sieht den Stoff in verschluckbarer Kosmetik schon seit Jahren kritisch und wollte wissen, ob sich die Hersteller inzwischen stärker mit dem Thema beschäftigen. Die Tester:innen kauften 15 rosafarbene Lipglosse ein und überprüften die Liste der Inhaltsstoffe (INCI) auf Titandioxid. Das ernüchternde Ergebnis: 14 von 15 Produkten enthalten nach wie vor das Farbpigment. Einzig der Catrice Max It Up Lip Booster Extreme, 040 Glow On Me kommt ohne Titandioxid aus.

Verschlucken von Titandioxid birgt Risiken

Obwohl die Verwendung von Titandioxid in Kosmetika erlaubt ist, ist das Farbpigment in den letzten Jahren immer mehr in Verruf geraten. Bereits seit 2022 ist Titandioxid als Zusatzstoff E171 in Lebensmitteln verboten, da laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine erbgutschädigende Wirkung des Stoffes nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Dies galt allerdings nur für die orale Aufnahme. Auf gesunde Haut aufgetragen, sei Titandioxid nach derzeitigem Kenntnisstand unbedenklich, schreibt der SCCS.

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Canva Pro

Aber: Lippenkosmetik kann eben auch verschluckt werden, laut einer früheren Berechnung des SCCS sogar in Mengen von bis zu 57 Milligramm pro Tag. Deshalb wertet Öko-Test den Inhaltsstoff in verschluckbarer Kosmetik bereits ab, seit das Verbot in Lebensmitteln beschlossen war. CodeCheck bewertet Titandioxid je nach Partikelgröße und Einsatzform unterschiedlich. Mehr dazu hier.

Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass größere Mengen an Titandioxid in Nanoform Entzündungen im Darm verstärken können. Enthält ein Produkt mehr als 50 Prozent nanoförmiges Titandioxid, müssen die Hersteller dies in der INCI angeben. Im Labor ließen die Tester:innen die Verteilung der Partikelgrößen bestimmen. Bei fünf Produkten lag Titandioxid überwiegend in Nanoform vor, ohne dass dies in der INCI entsprechend gekennzeichnet war. Dies wertete Öko-Test unter „Weitere Mängel“ ab.

Dieses Produkt erhielt von Öko-Test die Note „Befriedigend“

Mehr Daten für Verbot erforderlich

Das Expert:innen-Gremium des SCCS hat sich in seiner Erklärung vom Mai 2024 noch einmal speziell mit der Frage beschäftigt, ob es Sicherheitsbedenken bei den zahlreichen Titandioxid-Qualitäten gibt, die in „Kosmetika für die orale Anwendung“ eingesetzt werden. Dabei kommt das Gremium zu dem Schluss, dass es für fast alle Titandioxid-Qualitäten das Risiko einer Genotoxizität nicht ausschließen kann und fordert mehr Daten. Ein Verbot des Stoffes folgt daraus leider noch nicht. Rückmeldungen von Lipgloss-Anbietern zeigen den Prüfer:innen von Öko-Test, dass die Forschung nach Alternativen zwar auf Hochtouren läuft, der Austausch des Inhaltsstoffes aber nur sehr zögerlich vorankommt.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von Öko-Test. Der PDF-Download ist bis zum 23. April 2025 kostenlos.

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