Altkleider-Container: Wie spende ich meine Kleidung richtig?
Über ein bisschen mehr Platz im Schrank ist kaum einer böse. Doch der vermeintlich einfachste Weg, einen ganzen Sack voll in den nächsten Altkleidercontainer zu werfen, ist nicht immer hilfreich. In vielen Fällen kommen diese Spenden gar nicht bei Bedürftigen an, sondern werden von gewinnorientierten Unternehmen in Entwicklungsländer verkauft. Dort richten sie meist mehr Schaden an als das sie nutzen.
Was passiert mit den Spenden?
Man kann nicht alle Container über einen Kamm scheren, denn sie werden von ganz unterschiedlichen Organisationen aufgestellt. Einige kommen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), andere von Second Hand Läden wie Humana.
Viele weitere jedoch werden von unseriösen „Verwerter“-Firmen aufgestellt, die rein wirtschaftliche Interessen vertreten. Sie verkaufen die Kleidung an Unterhändler in Entwicklungsländern, die sie dort sehr günstig auf Flohmärkten anbieten. Mit diesen Niedrigpreisen kann aber Kleidung aus heimischer Produktion nicht mithalten. So werden die Strukturen der lokalen Textilindustrie zerstört und viele Angestellte verlieren ihre Jobs. Schon 2011 berichtete Die Zeit, das allein in Tansania 80.000 Menschen arbeitslos wurden – dank der gut gemeinten europäischen Kleiderspenden.
Deutsche Behörden kämpfen gegen illegale Kleidercontainer
In Deutschland ist das Aufstellen von Sammelcontainern nur zertifizierten Unternehmen erlaubt, die bestimmte Vorschriften erfüllen. So müssen die Erlöse der gesammelten Kleider sozialen Zwecken zugutekommen - direkt, oder mindestens indirekt. Indirekt heißt in diesem Fall, dass die Kleidung zwar weiterverkauft werden darf, die Gewinne daraus aber in soziale Einrichtungen investiert werden müssen.
Seit die Spendenbereitschaft so stark angestiegen ist, nehmen jedoch auch die illegal aufgestellten Container immer mehr zu. Diese Feststellung macht der Dachverband FairWertung, ein Zusammenschluss gemeinnütziger Gebrauchtkleidersammler, im Gespräch mit dem Berliner Tagesspiegel: „Wir beobachten mit Sorge, dass teilweise Sammler mit der Spendenbereitschaft für Flüchtlinge Kasse machen wollen“, sagt Andreas Voget, Geschäftsführer von FairWertung.
So bleibt weniger Kleidung zur Nutzung in wirklich sozialen Einrichtungen übrig. Die Behörden versuchen diesem Treiben zwar Herr zu werden, indem sie unerlaubt aufgestellte Container entfernen lassen. Doch es ist ein Kampf gegen Windmühlen: „Wenn wir einmal durch den Bezirk durch sind, können wir vorne wieder anfangen.“ sagt Torsten Kühne, Bezirksstadtrat für Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice in Berlin-Pankow dem Berliner Tagesspiegel. 17 Aufsteller konnten identifiziert werden, aber: „Bis auf zwei sind alle unseriös.“ Allein in Berlin-Pankow stehen auf öffentlichem Land rund 500 illegale Container, nicht mitgezählt sind dabei die, die auf privaten Grundstücken wie Supermarktparkplätzen etc. aufgestellt werden.
Woran erkennt man „die Guten“ ?
Seit dem Inkrafttreten des sogenannten Kreislaufwirtschaftsgesetzes ist es Pflicht, die Container mit korrekten Absenderdaten zu versehen. Auch eine erreichbare Telefonnummer, an der man Auskunft über die Verwertung der Spenden bekommt, muss sichtbar angebracht sein.
Daran können Spender also erkennen, ob sie vor einem legalen oder illegalen Container stehen - und ihre Spende im Zweifel lieber nicht hineinwerfen. Container die fragwürdig erscheinen, können außerdem bei jedem Ordnungsamt gemeldet werden.
Alternativen zum Container
Wer ganz sicher sein möchte, dass seine Kleidung auch wirklich bei Bedürftigen ankommt, der sollte seine Spenden gar nicht erst in einen Container werfen. Denn selbst das DRK verkauft einen großen Teil der Kleidung an einen Händler, der sie dann exportiert. Damit werden die Kosten gedeckt, die für das Aufstellen und Entleeren der Container entstehen. Der kleinere Teil der Spenden wandert in die Kleiderkammern und Notunterkünfte der Organisation, wo die Sachen dann tatsächlich Bedürftigen zur Verfügung gestellt werden.
Was auf Grund von Beschädigungen gar nicht mehr zu gebrauchen ist, wird an Recycling-Firmen weitergereicht. Hier werden die Textilien dann geschreddert und zum Beispiel zu Füllmaterial für Autositze weiterverarbeitet. Das ist zwar nicht verwerflich, doch vielen Spendern ist nicht bewusst, dass das ausrangierte T-Shirt so endet.
Besser also bringt man die guten Stücke direkt zur gemeinnützigen Kleiderkammer einer Hilfsorganisation, beispielsweise einem Oxfam Shop, der mit den Erlösen ausschließlich soziale Projekte fördert oder einem Sozialkaufhaus, wo die Kleidung von Bedürftigen für ganz kleines Geld gekauft werden kann. Dort hat der ehemalige Lieblingspulli gute Chancen auf ein zweites Leben.
Wo genau in eurer Umgebung solche Einrichtungen zu finden sind, erfahrt ihr zum Beispiel über die gemeinnützige Website Wohin damit.
Und auch bei FairWertung findet man viele hilfreiche Tipps und Infos, an welcher Adresse alte Kleidung am besten aufgehoben ist.