Wofür das NATRUE-Label steht
Rund 6.700 Kosmetikprodukte, 2.300 Rohstoffe und über 280 Marken weltweit tragen das Label von NATRUE, einer internationalen Vereinigung, die sich für die Förderung und den Schutz von Natur- und Biokosmetik zum Wohl von Verbraucher:innen einsetzt. Doch wofür steht das charakteristische Konterfei des Siegels eigentlich ganz genau?
Der internationale Non-Profit Verband NATRUE wurde 2007 von europäischen Naturkosmetikherstellern wie Lavera, WALA, Weleda, Primavera oder Logocos gegründet. Weltweit zählt er über 70 Mitglieder. Seinen Hauptsitz hat er in Brüssel.
Das NATRUE-Label ist einerseits Qualitätsmaßstab für Produzent:innen, andererseits garantiert es auch Transparenz und Zuverlässigkeit für dich als Verbraucher:in. Unternehmen, die das NATRUE-Label verwenden, bekennen sich zu hohen internationalen Qualitäts- und Integritätsstandards. So kannst du sicher sein, dass nur natürliche und biologische Produkte die Zertifizierung erhalten, um mögliche gesundheitliche Gefahren einzuschränken und eine umweltschonende Produktion zu gewährleisten.
Erhalten können das Label kosmetische Fertigerzeugnisse, Rohstoffe für die kosmetische Anwendung und Formulierungen. Geprüft werden die Produkte vor Vergabe des Labels durch unabhängige Zertifizierungsstellen. Dabei werden die erlaubten Inhaltsstoffe in drei verschiedene Kategorien eingeteilt.
Kategorisierung von Inhaltsstoffen
- Natürliche Stoffe: Diese müssen aus der Natur stammen und chemisch unverändert sein. Dazu zählen Substanzen pflanzlichen, anorganisch-mineralischen oder tierischen Ursprungs, die nur durch physikalische oder enzymatisch/mikrobiologische Verfahren gewonnen werden.
- Naturnahe Stoffe: Diese müssen aus Naturstoffen gewonnen werden. Für die Gewinnung sind nur spezielle, genau definierte Verfahren erlaubt, zum Beispiel chemische Reaktionsverfahren. Naturnahe Substanzen müssen aus zu 100 Prozent natürlichen Inhaltsstoffen und dürfen nicht aus Kunststoffen stammen.
- Naturidentische Stoffe: Dabei handelt es sich um Substanzen, die im Labor produziert werden, aber in der Natur vorkommen. Erlaubt sind Konservierungsstoffe, ausgewählte Pigmente und Mineralien – jedoch nur dann, wenn sie für die Reinheit der Inhaltsstoffe unbedingt erforderlich sind.
Die Formulierungen von Produkten mit dem NATRUE-Label dürfen keine Substanzen aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO), Silikonen, Parabenen, Mikroplastik, synthetischen Duftstoffen oder Mineralölen enthalten.
Zwei Zertifizierungssstufen
Unterschieden wird zwischen den Qualitätsstufen Naturkosmetik und Biokosmetik. Für beide Stufen sind die Mindestgehalte an Naturstoffen und die Höchstgehalte an naturnahen Rohstoffen sowie der Bioanteil exakt geregelt. So müssen beispielsweise bei der höchsten Qualitätsstufe Biokosmetik mindestens 95 Prozent der Naturstoffe und naturnahen Stoffe aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Auch Trägermaterialien wie Tücher und Pads müssen diese Anforderungen erfüllen und aus erneuerbaren Rohstoffen gefertigt sein. Künstliche Inhaltsstoffe wie Erdöle und Silikone sind generell in keiner der drei Kategorien zugelassen.
Gegen Tierleid
NATRUE-zertifizierte Produkte sind tierversuchsfrei, da Tierversuche gegen die ethischen Vorstellungen und Werte des Verbands verstoßen. Werden tierische Stoffe verwendet, dürfen sie nur aus toten Wirbeltieren gewonnen werden. Milch, Honig oder Wollwachs beispielsweise sind erlaubt. Produkte mit dem NATRUE-Label sind also nicht zwingend vegan.
Fazit
Die Verbraucher Initiative e. V. bezeichnet das NATRUE-Label auf ihrer Website Label-online.de als ein anspruchsvolles Label und empfiehlt es Verbraucher:innen als vertrauenswürdig. Sie kritisiert allerdings, dass du auf dem Label nicht erkennen kannst, welcher Zertifizierungsstufe das Produkt angehört (Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bioanteil oder Biokosmetik). Diese kannst du nur über einen QR-Code auf dem Produkt ermitteln, der wiederum auf die Webseite des jeweiligen Herstellers führt. Leider aber befindet sich nicht auf jedem NATRUE-gelabelten Produkt ein solcher Code, was die Transparenz etwas einschränkt.
Da der hohe Standard des NATRUE-Labels jedoch laufend auf dem Prüfstand steht und bei Bedarf aktualisiert wird, ist es dennoch ein uneingeschränkt empfehlenswertes Siegel für Natur- und Biokosmetik.