Wie wir die Plastikflut stoppen
Plastik tötet, Plastik macht krank und Plastik ist viel zu lange haltbar. Über die schlimmen Folgen habe ich hier ja schon geschrieben. Aber was können wir gegen den Plastikwahnsinn tun? Was muss passieren, um die Meere, die Erde und uns selbst vor der Plastikflut zu retten?
Die Industrie muss in die Pflicht genommen werden, unser ganzes Verpackungsverhalten muss sich ändern und Exporte von Plastikmüll ins Ausland müssen strenger kontrolliert werden. Auch bestimmte Formen von Plastik gehören verboten, zum Beispiel Mikroplastik in Kosmetik.
Hauptverantwortlich: Plastik-Hersteller!
Fangen wir mal vorne an. Bei den Produzenten, die sich mit der Herstellung von Plastik eine goldene Nase verdienen. Die größten Plastikhersteller sind einige wenige, sehr mächtige Öl- und Chemieunternehmen. Denn Plastik wird überwiegend aus Erdöl hergestellt. Zu nennen sind hier vor allem Exxon Mobil, BASF, Ineos und Dow. Welche massiven Umweltprobleme Plastik verursacht, interessiert diese Konzerne wenig. Sie wollen ihre Gewinne maximieren.
Mächtige Plastik-Lobby
Die Lobbymacht der Ölgiganten ist riesig. Lobbyismus bedeutet, dass Interessensgruppen versuchen, politische Entscheidungen zu beeinflussen. Durch Beratung und persönliche Kontakte. Doch bei fehlender Kontrolle sind die Grenzen zur Korruption fließend und nicht nur in Deutschland haben Lobbygruppen viel zu viel Macht.
Hier ein ungerechtes Beispiel: 2018 hat die Europäische Kommission eine Kunststoffstrategie verabschiedet. Im Vorfeld gab es 70 Treffen mit Vertretern der Industrie, aber nur 16 Treffen mit NGOs, also Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF. Die Einflussnahme der Industrie muss auf politischer Ebene wesentlich besser kontrolliert werden. Und wir brauchen globale Mechanismen, damit Konzerne wie Exxon Mobil oder BASF weniger Plastik produzieren.
Die Verantwortlichen in die Verantwortung nehmen
Wie kann man die Konzerne dazu bringen, weniger Plastik zu produzieren? Ein Weg ist, die Hauptverantwortlichen finanziell an Müllsammlung, Entsorgung und Recycling zu beteiligen. Zu den Hauptverantwortlichen gehören neben den Herstellern übrigens auch Unternehmen, die Verpackungen verkaufen. In Deutschland und einigen anderen Ländern gibt es so ein System bereits. Es nennt sich Extended Producer Responsibility, also soviel wie „erweiterte Produzentenverantwortung“, abgekürzt EPR.
Aber in vielen anderen Ländern wie zum Beispiel den USA, Peru, Argentinien, Thailand, Vietnam und den Philippinen beteiligen sich die Urheber noch nicht an den Entsorgungskosten für Verpackungen. Das muss sich ändern! Alle Länder sollten ein strenges gesetzliches Rahmenwerk für eine erweiterte Produzentenverantwortung schaffen. Auf nationaler Ebene und an die eigenen Bedingungen angepasst.
Auch die Verpackungen müssen sich ändern
Verpackungen müssen besser recycelbar werden. Unnötige Einwegverpackungen gehören verboten. Allerdings ist eine Papiertüte beispielsweise in der Produktion nicht umweltverträglicher als eine Plastiktüte. Ein Verbot muss deshalb alle Einwegverpackungen betreffen!
Besser recycelbar bedeutet, dass die Bestandteile einer Verpackung gut sortiert und voneinander getrennt werden können. Kunststoffgemische und die Verwendung zu vieler unterschiedlicher Kunststoffe sind schwierig.
Und was ist mit Bio-Kunststoffen?
Bio-Kunststoffe sind leider nicht die Lösung. Recycling ist wesentlich mehr zu empfehlen. Beim Recycling bleibt wenigstens die Energie erhalten, die einmal zur Herstellung des Kunststoffes aufgewendet wurde.
Erstmal Vorsicht beim Begriff „Bio-Kunststoff“: Bio-Kunststoffe können Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Mais-Stärke sein – oder biologisch abbaubar. Eine Tüte aus nachwachsenden Rohstoffen muss nicht zwangsläufig biologisch abbaubar sein. Umgekehrt ist eine abbaubare Tüte noch lange nicht nachhaltig hergestellt.
Außerdem Vorsicht beim Begriff „Biologisch abbaubar“: Die meisten angeblich biologisch abbaubaren Verpackungen landen in der Müllverbrennung! Von wegen Kompost. Im eigenen Gartenkompost zerfallen die Bio-Kunststoffe schon mal gar nicht. Das Zertifikat „biologisch abbaubar“ gilt für professionelle Kompostieranlagen. Und die wollen diese Kunststoffe gar nicht haben, weil in Wirklichkeit doch Rückstände bleiben und die Bio-Kunststoffe nicht zu etwas Wertvollem zerfallen, sondern nur zu Wasser und CO2. Außerdem ist es viel zu kompliziert, in deutschen Biotonnen die Fehlwürfe von echtem Plastik und Bioplastik zu trennen. Also wird alles rausgefischt, was nach Plastik aussieht, und verbrannt. Und recycelbar sind die abbaubaren Kunststoffe auch nicht.
Hier könnt ihr noch mehr erfahren über die Vor- und Nachteile sogenannter Bio-Kunststoffe.
Strengere Kontrollen von Plastikmüll-Exporten!
Kommen wir zu etwas, das ich wirklich schlimm finde! Ich habe schon darüber geschrieben: Wir exportieren unseren Plastikmüll in ärmere Länder. In Länder, die ganz andere oder gar keine Standards und auch kein Geld für Müllentsorgung haben! Aus Deutschland wird momentan viel Plastikmüll nach Malaysia und Vietnam geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn…
Das darf nicht sein. Plastikmüllexporte müssen strenger kontrolliert werden und es sind höhere Strafen nötig für Konzerne, die Plastikmüll in die Umwelt entsorgen.
Druck machen: Wir brauchen die globale Lösung der Plastikkrise!
Puh, ihr seht, das Plastikproblem ist komplex. Und nicht einfach mal so eben zu lösen. Fest steht aber ganz klar: Wir brauchen dringend globale politische Regelungen. Vor allem darf kein Plastik mehr in Umwelt und Natur gelangen.
Unterstützt deshalb unsere Petition. Fordert von den Ländern der Erde ein internationales Abkommen! Wir müssen raus aus der Plastikkrise. Jetzt!
Der Blog des WWF
Der WWF setzt sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Erde, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und die Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten ein. Auf dem Blog schreibt das Team, ergänzt um Gastautoren, zu allen Themen, die dem WWF wichtig sind. Ab sofort publiziert der WWF regelmässig ausgewählte und spannende Beiträge bei CodeCheck.