Wie viel Prozent der Treibhausgase stammen von Kühen?
Wenn wir eine Kuhherde auf einer Weide sehen, denken wir sicher nicht gleich an eine Öko-Katastrophe. Doch jedes Rind produziert täglich mehrere Hundert Liter Methan – und das ist ein enormes Problem für das Klima.
Methan-Entwicklung durch Verdauung
In seinem Buch „Aha!“ sammelt Biologe und Journalist Lothar Frenz eine Reihe kurioser wissenschaftlicher Fakten und erklärt ökologische Zusammenhänge. In einem Absatz beschäftigt sich Frenz mit „Kühen als Klimakiller“. Denn bei der Verdauung der pflanzlichen Nahrung entsteht das Treibhausgas Methan in den Mägen der Tiere.
Bis zu 500 Liter produziert ein Rind pro Tag; davon stößt es rund 90 Prozent beim Rülpsen und Pupsen aus. Mit der Menge an Gas, die im Verdauungssystem einer Kuh im Jahr entsteht, könnte laut Frenz „das Haus einer vierköpfigen Familie im Winter einen Monat lang beheizt und mit warmen Wasser versorgt werden.“
Das wirkt sich auf das Öko-System aus, denn nach Angaben des „Umweltbundesamts“ ist Methan 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid. Ein Methan-Molekül kann nämlich Hitze 25 Mal besser einschließen als CO2. Dadurch mache das Gas „einen substanziellen Teil des menschgemachten Treibhauseffektes aus.“
Die Wissensplattform „Geo“ zieht einen anschaulichen Vergleich, um die Verhältnismäßigkeiten zu verdeutlichen: „Was eine Kuh jährlich an Methan produziert, hat die gleiche Wirkung, wie sie die CO2-Emissionen eines Mittelklassewagens bei einer Jahresleistung von 18.000 Kilometern verursachen.“
Zehn Prozent der Treibhausgase in der Atmosphäre stammen von Kühen
Nichtsdestotrotz ist Kohlendioxid (noch) das mit Abstand am stärksten belastende Treibhausgas. Deutschland etwa setzte 2016 fast 906 Millionen Tonnen Treibhausgase frei, von denen rund 88 Prozent CO2-Außstoße waren.
Auf Methan entfielen „lediglich“ circa 6,5 Prozent, wobei 3,7 Prozent den Statistiken des „Umweltbundesamts“ zufolge direkt auf Viehhaltung zurückzuführen sein dürften. Da auch Ziegen und Schafe nach der Verdauung Methan entweicht, tragen die Kühe wohl weniger als drei Prozent zu den Gesamtemissionen Deutschlands bei.
Das klingt wenig. Allerdings gilt es zu bedenken, dass weltweit ungefähr 1,5 Milliarden Rinder gehalten werden und der Beitrag der Wiederkäuer zum weltweiten Gesamtausstoß der Treibhausgase insbesondere durch Länder mit intensiver Viehhaltung nach Informationen des „Bayrischen Rundfunks“ bei insgesamt rund zehn Prozent liegt. Und Forscher gehen davon aus, dass der Anteil in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird.
Methan-Anteil wird wachsen
Die Wissenschaftler verweisen auf die stetig größer werdende Weltbevölkerung und den wachsendem Wohlstand in Schwellen- und Entwicklungsländern. Aus diesem Grund steige die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten, erklärt die „Deutsche Welle“.
Ein deutsch-britisches Expertenteam will aber noch einen weiteren Grund gefunden haben: Die Wissenschaftler stellten bei Untersuchungen fest, dass Futterpflanzen in wärmeren Regionen einen geringeren Nährwert hätten. Daher müssten die Rinder mehr fressen und folglich mehr Methan ausstoßen. Das wiederum treibe die Erderwärmung voran, die wärmeren Regionen dehnen sich aus und immer mehr Kühe würden immer mehr Futterpflanzen essen. Ein Teufelskreis.
Im Zuge des Klimawandels, der damit verbundenen Temperaturerhöhung und weltweit wachsender Tierbestände könnte es demnach im Jahr 2050 einen Methanausstoß geben, der dem Erwärmungspotenzial von 4,7 Gigatonnen Kohlendioxid entspreche, fasst die „WirtschaftsWoche“ die Forschungsergebnisse zusammen. Das würde einen Anstieg um mehr als 70 Prozent im Vergleich zu heute bedeuten.
Was also tun?
Auf dem ganzen Globus wird seit Jahren nach einer Lösung für dieses Problem gesucht. Vor allem Versuche mit verschiedenen Futterarten und -mengen sowie unterschiedlichen Futterzusätze lieferten vielversprechende Ansätze zur Eindämmung der tierischen Methanproduktion.
- Beispielsweise konnten niederländische Fachleute mit dem Zusatzstoff Diallyldisulfid, einen Bestandteil von Knoblauch, eine Reduktion um bis zu 15 Prozent erreichen.
- An der Universität Hohenheim verminderten Wissenschaftler mit Hilfe von angekeimtem Getreide und Tanninen den Gasausstoß um 20 Prozent.
- Durch die Fütterung der Seegras-Sorte Asparagopsis taxiformis senkten kanadische Forscher die Methanbildung bei Schafen sogar um 85 Prozent. 2018 sollen Fütterungsversuche mit Kühen folgen.