Wie sinnvoll sind Hygienespüler und -waschmittel?
Die Sorge vor Keimen ist groß. Gerade wenn Babykleidung, Sportoutfits oder Unterwäsche gewaschen werden, kommen häufig Hygienespüler und -waschmittel zum Einsatz. Bei Textilien, die nur geringe Temperaturen aushalten, sollen diese speziellen Mittel für hygienische Sauberkeit sorgen und unerwünschte Bakterien abtöten. Doch sind diese Maßnahmen wirklich notwendig? Wir haben für Dich nachgeforscht!
Bei der Nutzung von Wäschedesinfektionsmitteln ist allerdings Vorsicht geboten. Einige der darin enthaltenen Stoffe können Hautreizungen und Allergien auslösen oder die Hautflora schädigen. „Hierzu zählen vor allem die oftmals enthaltenen Stoffe Benzalkoniumchlorid oder Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC). Diese Stoffe wirken effektiv gegen Viren, Bakterien und Pilze, bergen jedoch ein erhöhtes Hautreizungs- und Allergiepotenzial, “ so Dr. Mandy Hecht, promovierte Chemikerin und wissenschaftliche Leiterin von CodeCheck. „Im Krankenhaus machen solche Mittel Sinn - im normalen Haushalt eher nicht.”
Darüber hinaus belasten die chemischen Stoffe aus Hygienewaschmitteln und -Spülungen die Umwelt, weil sie im Klärwerk nicht komplett herausgefiltert werden können. Die darin enthaltenen Biozide schaden außerdem den Lebewesen in Gewässern. Auch können durch den vermehrten Einsatz dieser Mittel Mikroorganismen widerstandsfähiger werden. Aus diesen Gründen raten das „Umweltbundesamt“ und die „Verbraucherzentrale Hamburg“ von einem regelmäßigen Gebrauch von Desinfektionsmitteln in Wasch- und Reinigungsmitteln im privaten Haushalt ab.
Waschen ohne Desinfektionsmittel? Kein Grund zur Sorge!
Ein Verzicht ist auch nicht wirklich tragisch, da unsere Wäsche auch ohne zusätzliche Hygienespüler und -waschmittel sauber genug wird. „In einem normalen Haushalt mit gesunden Personen braucht man diese Mittel nicht – nicht einmal für Unterwäsche“, erklärt Marcus Gast, Sachverständiger am Umweltbundesamt in Dessau gegenüber dem „Stern“. „Die Bakterien auf der Kleidung stammen von der Haut des Trägers selbst. Und da er sich selbst auch nicht desinfiziert, muss auch seine Kleidung nicht keimfrei sein.“ Auch die „Stiftung Warentest“ rät gesunden Menschen von Hygienespülern ab, da sie einfach nicht notwendig sind.
„Entscheidend dafür, wie sauber die Wäsche wird, ist der mechanische Effekt“, erläutert Prof. Iris F. Chaberny, Direktorin des Instituts für Hygiene/Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Leipzig gegenüber der „Welt“. Wichtig ist vor allem, dass die Wäsche gut durchgespült wird, die Waschmaschine selbst sauber ist und somit keine Erreger verteilen kann. Daher solltest Du Deine Waschmaschine einmal pro Monat bei über 60 Grad ohne Wäsche und mit einem bleichmittelhaltigen Waschmittel laufen lassen. Außerdem ist es hilfreich die nasse Wäsche im Freien zu trocknen, denn UV-Strahlen helfen auch gegen Keime.
Wann sind spezielle Hygienemaßnahmen angebracht?
Nur bei Küchentüchern, die mit Lebensmittelkeimen belastet sein könnten, der Wäsche von Babys und Kleinkindern sowie der Kleidung von akut ansteckenden Personen (z. B. Menschen mit Noro-Virus oder Pilzinfektionen) sollte auf eine besondere Hygiene geachtet werden. Dabei reicht es dann aber aus, die Wäsche bei 40 Grad mit einem bleichmittelhaltigen Vollwaschmittel zu waschen. „Das tötet alle Bakterien ab“, sagt Marcus Gast gegenüber dem „Stern“. „Es muss aber tatsächlich ein Vollwaschmittelpulver sein. Flüssigwaschmittel enthalten diese Bleichmittel nicht und sind daher ungeeignet.“ Dasselbe gilt für Colorwaschmittel, egal ob als Pulver oder Flüssigwaschmittel. Im Zweifelsfall hilft es auch mit dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen, welche Hygienemaßnahmen bei ansteckenden Krankheiten sinnvoll sind. Er kann am besten einschätzen, wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann und wann spezielle Hygienemittel eingesetzt werden müssen.