Bemerkenswerte Prozesse

Wie heilt eigentlich eine Wunde?

19. Nov. 2017 von

Einen Augenblick nicht aufgepasst und schon ist das Knie aufgeschürft, das Messer beim Gemüseschneiden abgerutscht oder eine kleine Scherbe im Fuß. Doch während wir noch unser Gesicht vor Schmerz verziehen, leitet der Köper den komplexen Reparatur- und Heilungsprozess ein.

Der menschliche Organismus ist darauf ausgelegt, sich ständig zu erneuern. Altes Gewebe wird abgebaut oder abgestoßen und durch frisches ersetzt. Eine offene Wunde ist für ihn dennoch eine Ausnahmesituation, bei der den Blutplättchen eine wichtige Rolle zukommt, erklärt das „Deutsche Rote Kreuz“.

Blutplättchen sollen Blutverlust verhindern

Die kleinsten zellulären Bestandteile des Blutes sind die Erstversorger, die primär einen starken Blutverlust verhindern sollen. Zunächst haften sie sich an die verletzte Stelle und geben Substanzen ab, um weitere Plättchen zu der Wunde zu führen und Blutgefäße in der Nähe verengen zu lassen.

Gleichzeitig locken die Botenstoffe auch Immunzellen an, die eingedrungene Bakterien bekämpfen, und bilden den Gerinnungsstoff Thrombin, er verklebt die Blutplättchen miteinander. Auf diese Weise entsteht ein Pfropf, der die Blutung stoppt.

Auf die Schadensbegrenzung folgt die Reparatur

Im nächsten Schritt macht sich der Körper daran, den Schaden zu reparieren. „Für Wunden, deren Ränder weniger als einen Millimeter auseinander sind, müsse er sich dafür nicht viel Mühe geben“, sagt Professor Hisham Fansa von der „Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung“ gegenüber „apotheken-umschau.de“.

Ist sie größer, benötige der Organismus dagegen Zeit zur Nachbildung von Gewebe. Aus diesem Grund sondert er bei ernsteren Wunden ein Sekret ab, das Keime, Schmutz- und Zellteile aus dem Körper schwemmt. Das Ausspülen reduziert die Gefahr einer Infektion oder einer Blutvergiftung und verschafft den Reparatureinheiten Zeit.

Pflaster fördern feuchte Wundheilung

Verletzte können in dieser sogenannten Reinigungs- und Entzündungsphase die Regenerierung aktiv unterstützen: Lassen sie ihre Wunde an der Luft trocknen, entsteht dicker Schorf, der sowohl die Abfuhr von Verunreinigungen als auch den Transport von Nähr- und Botenstoffen sowie Abwehrzellen blockiert. Verwenden sie jedoch ein Pflaster, nimmt die Auflagefläche das Wundsekret auf. Dadurch bleibt die Wunde feucht und es bildet sich lediglich eine feine Kruste.

Die letzten Schritte

Hier lagern sich dann auch leichter Bindegewebszellen ein, die den Aufbau des körnig-rötlichen Granulationsgewebes unterstützen. Dessen vordringlichste Aufgabe ist wiederum die Herstellung stabilisierender Kollagenfasern, weiß die „Deutsche Apotheker Zeitung“. Die organischen Fäden ziehen die Wundränder zusammen, wodurch sich die Oberfläche der Verletzung verkleinert.

Wenn das Granulationsgewebe nicht mehr benötigt wird, trocknet es aus. Das von ihm produzierte Kollagen aber verfestigt sich und wandelt sich schließlich in zell- und gefäßarmes Narbengewebe um. Damit ist die Wundheilung abgeschlossen.

Eine helle Stelle bleibt

Bis zur Bildung des Granulationsgewebes vergehen in der Regel nur ungefähr zwei Wochen. Bis eine Narbe ihre maximale Belastbarkeit erreicht hat, kann es allerdings mehrere Monate dauern.

Das Narbengewebe ist weniger elastisch als die umliegende Haut und zudem heller, weil es keine Pigmentzellen enthält. Auch Haare sowie Schweiß- und Talgdrüsen entwickelt der Körper dort nicht wieder neu.