Vegetarische Nuggets, Frikadellen & Co.

Wie gesund und nachhaltig sind Fleischersatzprodukte?

30. Sept. 2020 von

Fleischersatzprodukte haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Während vegetarische Frikadellen anfangs noch eine Seltenheit in den Supermarktregalen waren, findet man dort nun auch fleischfreie Mortadella, Salami oder Burgerpatties von einer Vielzahl verschiedener Marken. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung nochmals befeuert, so dass das Unternehmen ‘’Rügenwalder Mühle’’ im Juli sogar mehr Umsatz mit Ersatzprodukten als mit traditionellen Wurstprodukten verzeichnen konnte. Doch wie gesund und nachhaltig sind die Fleischalternativen wirklich?

Umsatz mit Fleischersatzprodukten um 36 Prozent gestiegen

Fleischlose Ernährung ist mehr als nur ein Trend. Das belegt auch eine Umfrage der ‘’Heinrich-Böll-Stiftung’’. Demnach habe sich der Anteil der Vegetarier:innen in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland auf über vier Prozent verdoppelt. Auch eine Forsa-Befragung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Ernährungsverhalten der Deutschen belegt die nachhaltige Entwicklung zu weniger Fleischkonsum. Während 2015 noch 34 Prozent der Befragten angaben, täglich Fleisch zu konsumieren, war dies 2019 nur noch bei 26 Prozent der Fall. Darüber hinaus gab knapp die Hälfte der Studienteilnehmer:innen an, bereits pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten ausprobiert zu haben.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Umsatzzahlen wider. Laut dem Marktforschungsunternehmen ‘’Nielsen’’ habe sich der Umsatz bei den vegetarischen Fleisch- und Wurst-Alternativen im Jahr 2019 um 36 Prozent gesteigert. Durch die Corona-Pandemie wurde diese Entwicklung nochmals bestärkt. So hat beispielsweise das Unternehmen ‘’Rügenwalder Mühle’’ im Juli erstmals mehr Umsatz mit vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten gemacht als mit klassischen Wurstprodukten. Insgesamt habe sich der Absatz von vegetarischen Würstchen oder Frikadellen im ersten Halbjahr diesen Jahres damit um 50 Prozent gesteigert.

Auf diese Inhaltsstoffe solltest Du achten

Viele der Fleischersatzprodukte bestehen aus Soja, Erbsen oder Weizen. Damit eignen sie sich für eine vegane Ernährung und dienen als gute Quelle für pflanzliche Eiweiße. Es gibt jedoch auch fleischfreie Produkte, die auf Milch oder Hühnereiweißen basieren und sich damit lediglich für eine vegetarische Ernährung eignen. Wir haben einen Blick in die Nährwertangaben der Fleischersatzprodukte geworfen und zeigen Dir, worauf Du achten solltest.

Aromen und Zusatzstoffe

Um den Fleischalternativen ihre Form und ihren Geschmack zu geben, greifen Hersteller:innen oftmals zu Aromen und Zusatzstoffen. So fand ‘’Ökotest’’ bei einer Studie im Jahr 2016 bei fast allen 20 getesteten Produkten Verdickunsgmittel und Zusatzstoffe. Allerdings kommen auch herkömmliche Bratwürste selten ohne Zusatzstoffe aus. Es gibt jedoch auch bei Fleischersatzprodukten Unterschiede zwischen konventionellen und Bio-Produkten: Laut dem Umweltbundesamt weisen konventionelle Fleischersatzprodukte deutlich mehr Zusatzstoffe auf, als ökologisch erzeugte. Auch die ‘’Albert Schweitzer Stiftung’’ kommt zu diesem Ergebnis. Allerdings konnten auch bei den konventionellen Produkten durchschnittlich nur zwei bis drei Zusatzstoffe gefunden werden, sodass die pauschale Behauptung, Fleischersatzprodukte würden dutzende Zusatzstoffe enthalten, als falsch zu bewerten sei. Lebensmittel-Zusatzstoffe werden laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung übrigens nur dann zugelassen, wenn sie nach Einschätzung der Wissenschaft unbedenklich und technologisch notwendig sind und Verbraucher:innen dadurch nicht getäuscht werden. Es ist außerdem ratsam auf die Anzahl der Zutaten zu achten. Je mehr Zutaten ein Produkt enthält, desto stärker verarbeitet und damit auch potentiell ungesünder ist es.

Diese Produkte enthalten wenige Zutaten:

Salz

Sowohl Studien von ‘’Ökotest’’ als auch von der ‘’Albert Schweitzer Stiftung’’ zeigen, dass viele der Fleischersatzprodukte bis zu zwei Gramm Salz pro 100 Gramm enthalten und damit einen zu hohen Salzgehalt aufweisen. Die ‘’Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)’’ empfiehlt für Erwachsene lediglich sechs gramm Salz pro Tag, da mit einer zu hohen Salzaufnahme ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck einhergehen kann. Jedoch weisen auch Schinken, Salami und Co. einen zu hohen Salzgehalt auf. So enthält eine herkömmliche Salami etwa drei bis vier Gramm Salz.

Bei diesen Produkten liegt der Salzgehalt im mittleren Bereich:

Fett

Die Untersuchung von ‘’Ökotest’’ zeigt darüberhinaus, dass Fleischersatzprodukte nicht zwangsläufig fettärmer als herkömmliche Wurstprodukte sind, da ihr Fettanteil oftmals bei 10 bis 20 Prozent liegt. Die Untersuchung der ‘’Albert Schweitzer Stiftung’’ kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass Fleischalternativen durchschnittlich etwas weniger Fett enthalten als Fleischprodukte. So enthalten fleischlose Produkte weniger gesättigte Fettsäuren als Fleischprodukte.

Bei diesen Produkten liegt der Fettgehalt im mittleren Bereich:

So nachhaltig sind Fleischersatzprodukte

Viele Fleischersatzprodukte basieren auf Soja. Auch für den Anbau von Sojabohnen werden Wälder gerodet, besonders in Südamerika. Laut der ‘’Albert Schweitzer Stiftung’’ werden jedoch 70 bis 75 Prozent der Ernte als Futtermittel in der industriellen Tierhaltung eingesetzt. Somit wird nur ein geringer Teil für die Herstellung von Sojamilch oder Tofu verwendet. Zudem beziehen die meisten Hersteller:innen auf dem deutschen Markt ihre Sojabohnen laut dem Umweltbundesamt aus EU-Ländern, achten damit auf einen nachhaltigen Anbau und senken damit auch die Treibhausgasemissionen, die durch den Transport entstehen.

Bio-Sojaprodukte erzeugen bis zu 50 Prozent weniger Treibhausgase

Eine Untersuchung des Umweltbundesamts kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass eine pflanzenbasierte Ernährung mit Fleischersatzprodukten vor allem dann zu einer Ressourceneinsparung führen kann, wenn gleichzeitig der Fleischkonsum reduziert wird. Beispielsweise werde für die Produktion eines Kilos Fleischersatz auf Sojabasis 2,8 Kilogramm Treibhausgase ausgestoßen, für ein Kilogramm Schweinefleisch hingegen 4,1 Kilogramm und bei Rindfleisch sogar 30,5 Kilogramm. Zudem lohnt es sich auch hier, auf Bio-Produkte zu achten: So würden die Treibhausgasemissionen bei biologisch erzeugten Sojaprodukten um bis zu 50 Prozent geringer ausfallen als bei konventionell hergestellten Produkten.

Es werde zudem deutlich, dass für die Produktion von Seitan, Soja und Quorn wesentlich weniger Wasser verbraucht wird, als für die Verarbeitung von Rindern, Schweinen und Hühnern benötigt wird. Darüber hinaus werde weniger landwirtschaftliche Fläche und eine geringere Menge landwirtschaftlicher Erzeugnisse benötigt, damit sinke auch die Belastung des Grundwassers und der Böden.

Nichtsdestotrotz lohnt es sich jedoch immer zu prüfen, zu welchen Firmen die Marken vegetarischer und veganer Ersatzprodukte gehören. So ist ‘’The Vegetarian Butcher’’ beispielsweise Teil von ‘’Unilever’’ oder ‘’Garden Gourmet’’ von ‘’Nestlé’’. Und auch die ‘’Rügenwalder Mühle’’ oder ’’Wiesenhof’’ tragen mit ihren konventionellen Fleisch- und Wurstprodukten zum Klimawandel bei.

Fazit: Fleischersatzprodukte in Maßen gelten als gute Alternative

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Fleischersatzprodukte eine solide Alternative zu konventionellen Fleisch- und Wurstprodukten darstellen können, da sie diesen im Hinblick auf beispielsweise den Salz- oder Fettgehalt in nichts nachstehen. Allerdings lohnt es sich wie immer einen Blick auf die Nährwertangaben zu werfen, da auch viele Fleischersatzprodukte einen zu hohen Fett- oder Salzgehalt aufweisen. Mit unserer Nährwertampel erkennst Du direkt, ob sich der Nährwertgehalt im grünen Bereich bewegt oder Du das Produkt lieber nur in Maßen genießen solltest. Außerdem solltest Du stets einen Blick auf die Zutatenliste werfen und wenn möglich Bio-Produkte bevorzugen, da diese meist mit weniger Zusatz- und Aromastoffen hergestellt werden.

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