Aspartam & Plastik

Wie gesund sind Kaugummis?

09. Nov. 2020 von

Er sorgt für frischen Atem und soll die Zähne reinigen: der Kaugummi. Doch in dem beliebten Frischmacher stecken zum einen bedenkliche Inhaltsstoffe, zum anderen stellt er ein echtes Umweltproblem dar. Was ist es also genau, das wir uns täglich in den Mund schieben?

Allein in Deutschland geben laut einer Statista Umfrage gut neun Millionen Menschen an, mehrmals die Woche Kaugummi zu kauen. Die zähe Masse ist beliebt, und das schon seit vielen Jahrtausenden. Ursprünglich aus natürlichem Latex (Chiclegummi) bestehend, wird Kaugummi heutzutage jedoch meist künstlich produziert. Das ist allerdings nicht der einzige negative Aspekt der erfrischenden Kaubeschäftigung.

Kaugummi - Ein Produkt der Erdölindustrie

Der Blick auf die Verpackung bringt wenig Klarheit, woraus Kaugummi eigentlich besteht. Da die Kaumasse selbst nur als Lebensmittelzutat und nicht als Lebensmittel gilt, bietet sie den Herstellern ein perfektes Schlupfloch. Rechtlich gesehen müssen nur die Zusatzstoffe auf dem Etikett deklariert werden.

Früher wurde Kaugummi aus Chicle, dem Milchsaft (Latex) des Breiapfelbaums, hergestellt. Heute sind es vor allem synthetische Rohstoffe - also Kunststoffe und damit letztlich Erdölprodukte, welche die Grundmaterialien für Kaugummi liefern. Im Standardwerk „Römpp Lexikon Lebensmittelchemie" heißt es, dass für die Kaumasse synthetische Thermoplaste eingesetzt werden. „Dahinter verstecken sich künstliche Polymere wie Polyvinylether (zum Beispiel Polyvinylacetat) oder Polyisobutene (zum Beispiel Butylkautschuk). Diese werden in ähnlicher Form auch für Klebstoffe und Gummihandschuhe verwendet”, erklärt Dr. Ruta Almedom, wissenschaftliche Leiterin und Inhaltsstoff-Expertin von CodeCheck.

Bedenkliche Zusatzstoffe

Wenn man sich also überlegt, dass wir auf Kunststoff herum kauen, kann die Lust auf Kaugummi schnell vergehen. Außerdem enthält er oft sehr viel Zucker oder Süßstoffe, künstliche Farbstoffe, Stabilisatoren oder Geschmacksverstärker. „Künstliche Süßstoffe wie Sorbit oder Aspartam können abführend wirken und Blähungen verursachen. Aspartam steht seit Jahren auch immer wieder im Verdacht krebserregend zu sein, was bisher aber jedoch noch nicht einwandfrei nachgewiesen werden konnte”, so Dr. Almedom.

Weitere bedenkliche Substanzen sind das Antioxidationsmittel BHA (Butylhydroxyanisol), welches im Verdacht steht, allergische Reaktionen zu verursachen. Im Tierversuch wurden bei Ratten Geschwülste im Vormagen festgestellt. Auch das Pigment Titandioxid (E 171), dass die Zähne beim Kauen weißer machen soll, steht im Verdacht Entzündungen der Darmschleimhaut hervorzurufen. Vor allem für Menschen mit chronischen Darmerkrankungen kann das bedenklich sein. In zuckerhaltigen Kaugummis wird zudem Acesulfam-K als Geschmacksverstärker eingesetzt. Acesulfam-K ist etwa 200-mal süßer als Haushaltszucker (Saccharose). Die Studienergebnisse zur Förderung von Übergewicht durch Süßstoffe sind jedoch bis dato widersprüchlich.

Hat Kaugummi kauen auch positive Effekte?

Da Kaugummi kauen den Speichelfluss stimuliert, kann die Mundgesundheit positiv beeinflusst werden. Speisereste und schädliche Säuren werden quasi weggewaschen. Studien zufolge senkt Kaugummikauen nachweislich das Stresslevel.

Es gibt weiterhin Studien, deren Ergebnisse darauf hindeuten, dass Kaugummikauen dabei hilft, ein gewisses Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Es kann somit die geistige Leistung fördern. Ob Kaugummikauen die Gewichtsabnahme fördert, ist hingegen umstritten. Wo es allerdings wirklich hilft, ist im Flugzeug, da durch das Kauen und Schlucken der Druckausgleich unterstützt wird.

Kaugummi - ein ökologisches Problem

Wie viele andere Kunststoffprodukte ist Kaugummi jedoch kaum biologisch abbaubar. Ihn achtlos aus dem Fenster zu werfen oder auf den Boden zu spucken, schadet der Umwelt. Denn es dauert oft mehrere hundert Jahre bis die Masse zerfällt. Der Kaugummi ist also quasi ein naher Verwandter der Plastiktüte. Wer auf das Kauen nicht verzichten will, sollte den Kaugummi jedoch ordnungsgemäß entsorgen oder gleich auf biologisch abbaubare Alternativen umsteigen. Die Gruppe „Chewing Gum Action Group (CGAG)“ aus Großbritannien macht auf innovative Weise auf das Problem aufmerksam:

Eine gute Wahl scheinen auch Bio-Kaugummis wie „Chicza“ oder „True Gum“ zu sein: „Chicza“ wird aus Chicle hergestellt, ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und enthält keine synthetischen Substanzen . Einziges Manko: Der Zuckeranteil ist relativ hoch.

Tipp: Checke mithilfe der CodeCheck-App, ob Dein Kaugummi bedenkliche Inhaltsstoffe enthält.

Weiterführende Links:

- Statista Umfrage zum Thema Kaugummi

- Studie zum Thema „Stressabbau durch Kaugummi kauen