Wie gesund ist Tofu?
Um wenige andere Nahrungsmittel ranken sich so viele ungeklärte Mythen: Ist Tofu ein gesunder Fleischersatz und senkt das Herzinfarktrisiko? Oder schadet der Anbau von Sojabohnen der Umwelt und kann zu Brust- und Schilddrüsenkrebs führen? Also: Sollte Tofu auf Deinem Teller landen oder nicht?
Hoher Nährstoffgehalt von Tofu
Das ursprünglich aus China stammende Nahrungsmittel Tofu wird aus Sojabohnen hergestellt. Längst hat Tofu auch in der westlichen Welt einen hohen Beliebtheitsgrad erreicht – nicht mehr nur bei Vegetariern und Veganern. Und dafür gibt es einen guten Grund: Tofu ist ein hervorragender Eisenlieferant und enthält außerdem Vitamin B6, Kalzium und Folsäure.
Tofu dient zudem vor allem Vegetariern und Veganern als hochwertige pflanzliche Eiweißquelle! Denn: „Sojaprotein hat [...] eine höhere Proteinqualität als Protein aus Rindfleisch. Es liefert alle für den menschlichen Körper essentiellen Aminosäuren in einem optimalen Verhältnis“, erklärt Ernährungswissenschaftler Makus Keller gegenüber dem „Spiegel“.
Aufgrund seiner günstigen Nährstoffzusammensetzung, seinem Fettanteil von lediglich 5 Prozent und seinen nur etwa 72 Kalorien pro 100 Gramm ist Tofu als Bestandteil einer gesunden und vollwertigen Ernährung ideal geeignet.
Doch: Gibt es auch Gesundheitsrisiken beim Verzehr von Tofu?
Auf der anderen Seite steht Tofu immer wieder in der Diskussion wegen der in ihm enthaltenen Phytoöstrogene, die den menschlichen Geschlechtshormonen der Östrogene ähneln. Eine „verweiblichende“ Wirkung bei Männern bei regelmäßigem Verzehr von Tofu kann nach dem derzeitigen Stand der Forschung allerdings ausgeschlossen werden.
Tierversuche mit Zellstudien ließen zudem Vermutungen aufkommen, dass Phytoöstrogene das Brustkrebsrisiko erhöhen. Hier bleibt unklar, ob das Forschungsergebnis dieser Untersuchung auf den Menschen übertragen werden kann.
Fest steht: In Japan - wo Tofu zu den Grundnahrungsmitteln zählt – ist laut einer aktuellen Studie das Brustkrebsrisiko bei Frauen deutlich geringer, wenn diese regelmäßig Sojaprodukte zu sich nehmen. Und: Das deutsche Krebsforschungszentrum sieht auch bei Frauen mit östrogenabhängig wachsendem Brustkrebs keine Gefahr, wenn pro Tag zwei Portionen Sojaprodukte verzehrt werden.
Und was ist mit dem Verdacht, dass Tofu durch die enthaltenen Phytoöstrogene die Funktion der Schilddrüse hemmt? Einen wissenschaftlich belegten Zusammenhang zwischen Schilddrüsenkrebs und einer sojareichen Ernährung gibt es bislang nicht – bei einer nachgewiesenen Unterfunktion der Schilddrüse wird allerdings zu einem moderaten Tofugenuss geraten. Hier empfiehlt es sich bezüglich des aktuellen Forschungsstands informiert zu bleiben.
Inwiefern schadet der Verzehr von Tofu der Umwelt?
Für den Anbau von Sojabohnen werden vor allem in Südamerika große Flächen Regenwald abgeholzt, wobei die Sojabohnen aus diesen Anbaugebieten vor allem als Tierfutter Verwendung finden.
Dazu kommt: Laut „NDR“ besteht 90 Prozent der weltweiten Sojaproduktion aus gentechnisch veränderten Bohnen. Durch die Verwendung als Tierfutter landet so gentechnisch verändertes Soja indirekt auf Deinem Teller – in Form von Fleisch, Milch oder Eiern.
Die gute Nachricht: Der direkte Konsum von Sojaprodukten wie Tofu ist von der Genmanipulation weniger betroffen. Zu empfehlen ist dennoch auf den Kauf von europäischen Soja-Produkten in Bio-Qualität zu achten, da nur hier die Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten ausgeschlossen werden kann und die Umweltbilanz besser ausfällt.
Fazit: Tofu oder Fleisch?
Nach wie vor gibt es einige offene Fragen bezüglich der genauen Gesundheitsauswirkungen von Tofu – dasselbe gilt allerdings ebenso für den Konsum von Fleisch: Besonders der Verzehr von rotem Fleisch gilt als starker Risikofaktor für Krebs.
Laut der aktuellen Studienlage überwiegen die gesundheitlichen Vorteile von Tofu, weshalb man Fleisch auch öfters mal durch Sojaprodukte ersetzen kann. Diese enthalten kein Cholesterin, mehr ungesättigte Fettsäuren – und sind auch für die Umwelt gut, denn sie haben eine deutlich bessere Klima- und Wasserbilanz. Das gilt umso mehr für Bio-Sojaprodukte aus regionaler Herstellung. Also auf den Teller damit!