Wie du umweltfreundliche Kerzen erkennst
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Zur Weihnachtszeit gehören Kerzen einfach dazu. Doch welche wählen? In normalen Kerzen steckt meist Erdöl, andere enthalten Palmöl. Hier bekommst du gebündeltes Wissen der Verbraucherzentrale Hamburg für den umweltfreundlichen Kerzenkauf.
Rohstoffe für Kerzen
Die meisten Kerzen bestehen aus Paraffin, das aus Erdöl gewonnen wird. Dieser preiswerte Rohstoff brennt wegen seines niedrigen Schmelzpunkts rasch ab.
Stearin ist deutlich teurer als Paraffin. Es wird aus nachwachsenden Rohstoffen pflanzlichen oder tierischen Ursprungs gewonnen. Stearinwachs brennt länger, rußt besonders wenig und tropft nicht. Aber Achtung: Für die Produktion der sogenannten Stearinsäure wird häufig Palmöl als Ausgangsstoff verwendet.
Bienenwachs stammt aus den Waben der Honigbienen und ist ein eher kostbares Material, da es nur begrenzt verfügbar ist. Die oft teuren Kerzen sind für den Dauergebrauch weniger geeignet, für sparsame Kerzenverwender:innen sind sie aber eine Option. Achte dabei auf die Herkunft des Wachses, denn Importware ist oft mit billigeren Wachsarten gestreckt. Lange Transportwege wirken sich zudem negativ auf die Ökobilanz aus.
Umweltfreundliche Kerzen kaufen
Wenn du beim Kauf von Wachskerzen Wert auf Nachhaltigkeit legst, kann der Ursprung des Rohstoffs ein Kaufkriterium für dich sein. So sind Kerzen aus Paraffin weniger empfehlenswert, weil sie aus dem nicht nachwachsenden Rohstoff Erdöl bestehen. Wenn du die Umwelt damit nicht unnötig belasten möchtest, kaufst du diese Kerzen lieber nicht und greifst zu Wachslichtern aus Stearin und Bienenwachs.
Bei Kerzen aus Stearin kann der Inhaltsstoff Palmöl ein Problem sein, wenn dieses nicht aus nachhaltigem Anbau kommt, sondern aus Plantagen, für die tropischer Regenwald gerodet wurde. Für Verbraucher:innen ist es leider meist nicht ersichtlich, woher das Palmöl stammt, da Hersteller und Händler:innen nicht verpflichtet sind, Angaben zur Herkunft des Rohstoffes zu machen.
Daher fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine Deklarationspflicht durch die Hersteller. In ihrem “Kerzencheck“ befragte die DUH zudem 52 ausgewählte Unternehmen nach der Herkunft des verwendeten Palmöls. Etwa die Hälfte machte dabei keine Angaben zur Herkunft. Trotzdem wird deutlich, dass insbesondere Möbelhäuser, Baumärkte und Dekohändler negativ abschneiden. Positiv stechen der Drogeriemarkt dm, das Möbelhaus Ikea oder der Großhändler Metro hervor. Aber auch der Lebensmitteleinzelhandel schneidet mit den Eigenmarken gut ab.
Ökologisch unbedenklicher sind Stearinkerzen, da sie auf der Basis von Fettabfällen aus der Nahrungsmittelproduktion hergestellt werden. Das Angebot ist jedoch nicht so groß wie bei Paraffinkerzen.
Kerzen aus Bienenwachs sind zwar sehr teuer, aber der feine Duft der Kerzen, die schöne Honigfarbe und die lange Brenndauer können gute Gründe sein, sich dennoch dafür zu entscheiden.
Wie du Schadstoffe gering halten kannst
Beim Abbrennen von Kerzen wird Sauerstoff verbraucht, was die Raumluft verschlechtert. Die Schadstoffbelastung durch brennende Kerzen ist jedoch eher gering, wenn du richtig mit ihnen umgehst, ganz egal, ob die Lichter aus Paraffin-, Stearin- oder Bienenwachs sind.
Dazu gehört, dass du vor und nach dem Abbrennen von Kerzen gründlich lüften solltest, um die Raumluft auszutauschen. Achte auch darauf, ein möglichst rußfreies Kerzenlicht zu erhalten. Dafür sollte das Licht nicht in der Zugluft stehen, denn die flackernde Flamme verbrennt das Wachs nur unvollständig und kann dadurch mehr Schadstoffe an die Umgebung abgeben.
Auch Kerzenfarben und Lacküberzüge können negative Auswirkungen beim Abbrennen haben. Deswegen hat die Kerzenindustrie mit dem „RAL-Gütezeichen Kerzen“ einen Gütestandard entwickelt, der Verbraucher:innen eine gute Qualität und ein hohes Maß an Sicherheit garantieren soll. Danach dürfen Kerzen bedenkliche Stoffe nicht oder nur in begrenzten Mengen enthalten. Auch Wachs und Docht müssen definierte Anforderungen erfüllen. Die Verbraucherzentrale kann Kerzen mit dem „RAL-Gütezeichen Kerzen“ empfehlen.
Duftkerzen können problematisch sein
Duftkerzen gibt es in unzähligen verschiedenen Varianten und Noten. Sie können unangenehme Gerüche überdecken, aber auch belastend wirken. Denn die enthaltenen Duftstoffe verträgt nicht jede:r. Für Menschen, die auf Chemikalien empfindlich reagieren, sowie Allergiker:innen, Asthmapatient:innen, Schwangere und Kleinkinder sind diese Produkte ungeeignet. Sie können zu Kopfschmerzen, tränenden Augen und Übelkeit führen.
Duftkerzen solltest du deswegen lieber sparsam verwenden oder gleich zur duftfreien Ausführung greifen. Nach dem Abbrennen von Duftkerzen empfehlen wir dir, besonders gründlich zu lüften.
Was ist eine „Bio-Kerze“?
Der Begriff „bio“ ist für Kerzen nicht gesetzlich definiert. So meint diese Bezeichnung hier in der Regel nicht, dass die Rohstoffe für die Kerze biologisch angebaut wurden. Es bezieht sich vielmehr darauf, dass das Wachs zwar aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, diese jedoch aus konventionellem Anbau stammen, in dem auch Pestizide und Kunstdünger eingesetzt werden. Zu diesen Rohstoffen gehört zum Beispiel Sojaöl.
Quellen
- Verbraucherzentrale: Kerzen – Schadstoffe vermeiden
- Verbraucherzentrale Hamburg: Umwelt & Nachhaltigkeit – Eine Kerze ist eine Kerze ist eine Kerze?
- Deutsche Umwelthilfe (DHU): Licht ins Dunkel: Deutsche Umwelthilfe präsentiert ersten Kerzencheck und fordert Transparenz bei Palmöl aus Regenwaldzerstörung
- Deutsche Umwelthilfe (DHU): Ergebnisse des DUH-Kerzenchecks
- Science Direct: Measurement and evaluation of gaseous and particulate emissions from burning scented and unscented candles