Fußgele im „Öko-Test“

Viele Kühlgele für die Füße verzichten auf kritische Inhaltsstoffe

27. Aug. 2024 von

Wenn du am Ende eines langen Tages heiße oder geschwollene Füße hast, kann ein kühlendes Fußgel Linderung verschaffen. Doch welches Gel kannst du bedenkenlos verwenden? „Öko-Test“ hat 14 Produkte genauer unter die Lupe genommen: Bei immerhin jedem zweiten Fußgel im Test zeigen die Daumen der Tester:innen nach oben, fünf Gele schneiden sogar mit Bestnote ab, fünf weitere Produkte fallen dagegen durch.

  • Ein Fußgel muss nicht teuer sein. Unter den fünf „sehr guten“ Produkten sind auch die drei preiswertesten.
  • Sieben Produkte schneiden im Test „gut“ oder „sehr gut“ ab, zwei weitere tummeln sich mit „Befriedigend“ und „Ausreichend“ immerhin noch im Mittelfeld, fünf Fußgele sind „mangelhaft“ oder „ungenügend“.
  • Kritisch sehen die Tester:innen bedenkliche Duftstoffe, flüssige Kunststoffe, umstrittene Konservierungsstoffe und den Inhaltsstoff Teebaumöl.

[final] Öko-Test Kühlende Fußgele Illu 1
Canva Pro

Müde, geschwollen oder schmerzend: Nach einem langen Sommertag auf den Beinen sind die Füße vieler Menschen im wahrsten Sinne des Wortes heiß gelaufen. Für solche Fälle hält der Fußpflegemarkt spezielle Produkte bereit: kühlende Fußgele, manchmal auch Eisgele genannt, die erfrischen, beleben und manchmal auch desodorieren sollen.

„Öko-Test“ wollte anhand von 14 ausgewählten Produkten wissen, was von den Rezepturen der Fußgele zu halten ist. Fast alle werben auf der Verpackung mit ätherischen Ölen wie Menthol, Minze oder Eukalyptus, die für ein kühles Gefühl auf der Haut sorgen sollen. Extrakten wie Rosmarin und Salbei wird eine desodorierende Wirkung zugeschrieben.

In der Kritik: Duftstoffe, Konservierungsmittel, PEG

An den Inhaltsstoffen vieler Fußgele hat „Öko-Test“ wenig auszusetzen. Fünf Produkte fallen jedoch durch den Test. Die mit Abstand meisten Abzüge kassiert das Elina med Fuss & Bein Eisgel, das unter anderem online in Apotheken erhältlich ist. Einer der größten Kritikpunkte: Das beauftragte Labor hat darin Formaldehyd/-abspalter nachgewiesen. Dieses Ergebnis passt zu der Liste der Inhaltsstoffe, auf der DMDM-Hydantoin aufgeführt ist – ein Konservierungsstoff, der nach und nach Formaldehyd freisetzen kann und dessen Verwendung in Kosmetika streng reglementiert ist. Formaldehyd kann Kontaktallergien auslösen und reizt bereits in geringen Mengen die Schleimhäute. Die restlichen Produkte scheinen verträglichere Konservierungsmethoden gefunden zu haben. „Öko-Test“ hat sie alle im Labor auf unterschiedliche Keime überprüfen lassen und sie ausnahmslos für in Ordnung befunden.

„Öko-Test“ sagt: „Ungenügend“

Dass das Elina-Gel mit der polyzyklischen Moschusverbindung Galaxolid parfümiert ist, wie der Laborbericht zeigt, ist ebenfalls unnötig. Synthetisch hergestellte Moschusdüfte verstecken sich auf der INCI-Liste hinter dem unscheinbaren Wörtchen „Parfum“. Deshalb sind sie aber keineswegs harmlos. Galaxolid reichert sich im menschlichen Fettgewebe an und steht im Verdacht, in das Hormonsystem einzugreifen. In der Europäischen Union (EU) läuft derzeit eine Neubewertung des Duftstoffs. In der Umwelt verbreitet er sich seit Jahren stark und ist für Wasserorganismen sehr giftig.

Wie bei einigen anderen Produkten im Test bemängelt „Öko-Test“ bei Elina med auch, dass das Fußgel PEG/PEG-Derivate und synthetische Polymere enthält. Die einen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen, die anderen finden die Prüfer:innen ökologisch problematisch.

„Öko-Test“ empfiehlt mit „Sehr gut“

Teebaumöl soll verboten werden

Zwei der getesteten Fußgele enthalten Teebaumöl in der Rezeptur, was du nicht nur an der Auflistung der Inhaltsstoffe, sondern auch am Namen erkennst: Das Basler B. Care Teebaumöl Fussgel wirbt mit der „entzündungshemmenden, antibakteriellen“ Wirkung des ätherischen Öls, das CMD Teebaumöl Fußgel verspricht eine Wirkung gegen Geruchs- und Schweißbildung.

Teebaumöl ist schon länger als Auslöser für allergische Hautreaktionen bekannt. In jüngster Zeit ist der Extrakt des australischen Teebaums jedoch wegen eines anderen Risikos ins Visier der Behörden geraten: Der Ausschuss für Risikobewertung (RAC) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat im November 2023 vorgeschlagen, den Stoff als fortpflanzungsgefährdend der Kategorie 1B einzustufen. Wegen seiner fruchtbarkeitsschädigenden Wirkung und zusätzlich wegen des Verdachts auf entwicklungstoxische Effekte soll Teebaumöl zunächst in Pflanzenschutzmitteln reguliert werden, wo es noch häufig als Fungizid eingesetzt wird. Sollte es jedoch im Herbst zu einer offiziellen Einstufung von Teebaumöl entsprechend dem RAC-Vorschlag kommen, wäre der Extrakt automatisch auch in Kosmetika verboten. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes zieht „Öko-Test“ bereits jetzt für die Verwendung von Teebaumöl zwei Noten ab.

[final] Öko-Test Kühlende Fußgele Illu 2
Canva Pro

Duftstoff mit allergenem Potenzial

Im „ungenügenden“ Allgäuer Latschenkiefer Bein Frische Gel und im „mangelhaften“ Apinatur Latschenkiefer Bein- & Fußgel wurde im Labor einen Gehalt des Terpens Delta- 3-Caren nachgewiesen, der aus Sicht von „Öko-Test“ zu hoch ist. Delta-3-Caren gilt als stark allergieauslösend und kommt natürlicherweise im Öl von Nadelhölzern vor – in diesen beiden Fällen vermutlich aus dem der Latschenkiefer.

Bei Apinatur stört die Tester:innen aber noch etwas anderes: Das Produkt wirbt auf der Vorderseite der Tube mit dem Claim „ohne Parfum“. Das beauftragte Labor hat darin aber den Duftstoff Limonen nachgewiesen – und das nicht zu knapp. Limonen gehört zu den Duftstoffen, die zwar ein geringes, aber durchaus vorhandenes allergenes Potenzial haben und deshalb ab bestimmten Gehalten in der INCI-Liste von Kosmetika deklariert werden müssen. Der Anbieter des Apinatur-Gels tut dies auch. Natürlich kann Limonen Bestandteil des Latschenkieferöls sein, und der Hersteller verwendet es womöglich gar nicht zur Parfümierung. Darf er trotzdem „ohne Parfum“ vorn draufschreiben? Er darf es nicht! Das sagen verschiedene Landesuntersuchungsämter „Öko-Test“ ganz klar. Für Menschen mit einer starken Duftstoffallergie ist es im Zweifelsfall auch egal, ob Limonen zur Parfümierung eingesetzt wird oder nicht: Statt der erhofften Abkühlung erleben sie nach dem Einreiben ihrer Füße eine böse Überraschung.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

[final] Öko-Test-Logo
Öko-Test