Weltweiter Handel mit bedrohten Tierarten

Wer wirklich an süßen Tiervideos verdient ...

05. Apr. 2016 von

Nichts wird im Internet so häufig geteilt wie niedliche Tiervideos. Gerade Clips mit exotischen Tieren sind extrem beliebt. Der Tierschutz wird dabei leider oft vergessen.

Dass wir über die Inhalte, die wir in den sozialen Netzwerken teilen möchten, gut nachdenken sollten, wissen bereits viele. Umso schöner ist es, ab und zu einen Inhalt zu teilen, der unstrittig ist und einfach jeden freut. Wie z.B. ein Tiervideo. Wer hat nicht gerne niedliche Tiere in seinen facebook-Streams und Newsfeeds?

Leider übersehen wir dabei, dass auch das Teilen solcher Inhalte ernsthafte Konsequenzen haben kann. Nicht für uns selbst, sondern für die gezeigten Tiere. Über ein trauriges Beispiel berichtet aktuell die Deutsche Welle.

Slow Loris, eine vom Aussterben bedrohte Affenart

Slow Loris sind kleine Äffchen mit großen Augen und flauschigem Fell. Seit einiger Zeit sind sie Online-Stars wider Willen: Die Videos, in denen Menschen mit den Affen spielen, sie kitzeln oder sie füttern, werden millionenfach geklickt. Doch was so süß aussieht, ist für die Äffchen selbst oft reine Folter. Und treibt den illegalen Handel mit der gefährdeten Art stark an.

Die empfindlichen Tiere sind als vom Aussterben bedroht gelistet. Der grenzüberschreitende Handel mit ihnen ist seit 2007 mit dem sogenannten CITES-Abkommen (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen) untersagt. Mit den Videos steigt allerdings die Nachfrage nach den Tieren, und damit auch der eigentlich verbotene Handel. Besonders dramatisch: Die kleinen Äffchen eignen sich kein bisschen als Haustiere. Sie sterben in Gefangenschaft oft nach kurzer Zeit. Sofern sie den Transport überhaupt überleben.

Das Problem mit der Wahrnehmung

Für Netzwerk Traffic, einer Vereinigung zur Überwachung des Wildtierhandels, ist der Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Handels und der Beliebtheit der Tiere auf YouTube absolut eindeutig. Laut verschiedenen Studien nehmen Menschen eine Tierart nicht als bedroht wahr, wenn sie außerhalb ihres Lebensraums gezeigt wird. Im Kontakt mit Menschen präsentiert und vermarktet, steigt so auch die Nachfrage nach einem solchen Tier als Haustier. Mit schlimmen Folgen für die Äffchen.

Doch nicht nur Slow Loris sind betroffen. Auch viele andere exotische Arten werden in sich schnell viral verbreitenden YouTube-Clips aus ihrem Lebensraum gerissen und so nicht als das dargestellt, was sie sind: Wilde Tiere. Schätzungen gehen davon aus, dass im weltweiten Handel mit Wildtieren etwa 30-40 Millionen pro Jahr umgesetzt werden. Dabei kommen viele Tiere bei dem Versuch, sie zu fangen oder zu transportieren, um.

Unser Bedürfnis, ihr Leid?

Auch ein weiteres Online-Verhalten von uns sorgt für Tierleid: Es ist die zum Teil sehr sportlich betriebene Jagd nach dem besten Tierselfie. Selfies mit Tieren sind im Trend. Eine Suchanfrage bei google liefert Unmengen an Fotos, auch mit gefährdeten Arten. So berichtete das Travelbook im letzten Herbst von „Quelfies“, den Selfies von Australienreisenden mit einem Quokka, den niedlichen Bewohnern des Kontinents. Auch Quokkas gehören zu den bedrohten Tierarten. Wie sich dieser Trend auf die kleinen flauschigen Australieneinwohner auswirken wird, ist noch unklar. Ganz besonders tragisch im Zusammenhang mit Tierselfies: Fälle, in denen ein Tier zu Schaden oder sogar zu Tode gekommen ist, weil sich Menschen mit ihm fotografieren wollten. Erst vor kurzem machte ein solches Ereignis traurige Schlagzeilen.

Was also ist zu tun?

Mahnt uns der erhobene Zeigefinger des Artenschutzes nun, keine Tiervideos mehr zu teilen? Keine Selfies mit Tieren zu schießen? Nein, sicherlich nicht. Aber wir sollten Vorsicht üben. Auch beim Teilen von vermeintlich niedlichen Videos exotischer Arten mehrmals nachdenken, vielleicht ein wenig nachlesen. Online wie offline den Tieren mit Respekt begegnen. Und nicht die Welt, in der wir leben, als bloße Kulisse betrachten, in der wir uns mit einem Video oder Foto besonders aufregend präsentieren können. Für uns ist es ein kurzweiliger Spaß, z.B. einen niedlichen Affen auf YouTube zu betrachten. Aber für die Affen kann das Konsequenzen haben, über die wir nachdenken sollten.