Was tun, wenn die Nase läuft?
Eine Frage spaltet die Medizinwelt: Ist es gesünder, bei Schnupfen den Nasenschleim hochzuziehen oder in ein Taschentuch zu schnäuzen? Ein Facharzt aus Ulm erklärt in der Apotheken-Umschau, warum er für den Gebrach von Taschentüchern plädiert und wie man sich die Nase richtig putzt.
Viele Mediziner raten dazu, den Schleim in der Nase hochzuziehen. Denn beim Schnäuzen werden Viren ihrer Meinung nach nicht nur in Richtung Nasenloch, sondern auch in die Nasennebenhöhlen befördert. Dadurch wächst die Gefahr einer Entzündung, die deutlich unangenehmer ist als ein harmloser Schnupfen.
Professor Jörg Lindemann von der Ulmer Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie hält dagegen: In der Apotheken-Umschau vertritt er die Ansicht, dass die Nasennebenhöhlen bei einer akuten Erkältung ohnehin bereits entzündet sind. Das Prusten ins Taschentuch ist seinen Beobachtungen zufolge also nicht der Auslöser einer möglichen Entzündung.
Pro Taschentuch
Aufgrund seiner Studienergebnisse rät Lindemann grundsätzlich zum Schnäuzen. Wie sich zeigte, entsteht beim Herausblasen des Nasensekrets ein Luftwirbel im Rachen. „Er verhindert, dass Keime in die tieferen Luftwege, die Luftröhre und die Bronchien gelangen“, erläutert der Experte. Im Unterschied dazu wird der Schleim beim Hochziehen von der Nase in den Rachen befördert und dann geschluckt. Auf dem Weg nach unten in Richtung Magen können die Erreger die Atemwege eindringen und im schlimmsten Fall eine Bronchitis entwickeln.
Das 1x1 des Naseputzens
Beim Schnäuzen ist es besonders wichtig, nicht mit Gewalt ins Taschentusch zu trompeten. Ein kräftigeres Ausatmen genügt, um das Sekret abzutransportieren. Die beiden Seiten sollten getrennt durchgepustet werden, denn eines der beiden Nasenlöcher ist häufig stärker zugeschwollen als das andere. „Schnäuzt man gleichzeitig, wird die verstopfte Seite schlechter gereinigt. Also ist es besser, ein Loch zuhalten, während man das andere durchbläst“ merkt Lindemann an.
Er empfiehlt außerdem, die Nase nach dem Schnäuzen nicht abzureiben, sondern abzutupfen. Dadurch vermeiden Schnupfengeplagte, dass die Haut auf und um die Nase schnell wund wird. Auch „ein Klecks Creme auf die gefährdeten Stellen“ hilft, einer Reizung vorzubeugen.
Papiertaschentücher gleich entsorgen
Taschentücher mit Menthol sind nach Ansicht des Facharztes unnötig. Der kühlende Effekt des ätherischen Öls vermittelt lediglich den subjektiven Eindruck, die Nase sei nach dem Gebrauch eine Zeit lang freier.
Auf jeden Fall sollte ein Papiertaschentuch nur einmal verwendet und danach gleich weggeworfen werden. „Das reduziert das Risiko, Krankheitserreger zu verbreiten und andere anzustecken“, erläutert der Mediziner. Weil die Keime beim Naseputzen an die Finger gelangen können, ist es zudem sinnvoll, sich nach jedem Schnäuzen die Hände zu waschen.
Alternativ: Nasendusche
Sofern die Nase nicht komplett verstopft ist und der Anwender die salzhaltige Lösung verträgt, bieten sich laut Lindemann Nasenduschen als Alternative zu Taschentüchern an. Sie versprechen eine schonende Reinigung des Riechorgans, da Bakterien und Viren sowie der Schleim einfach fortgewaschen werden. Wie eine Nasendusche richtig angewendet wird, verrät die Apotheken Umschau hier.